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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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die Miete rechtzeitig bezahlt hat und das Haus instand gehalten hat, gebe ich ihm denselben Mietvertrag wie vorher und erhöhe die Miete nicht.›» Sie zwinkerte dem Rabbi viel sagend zu. «Ich habe alles genau aufgeschrieben, genau, wie er es gesagt hat. Ich wollte auch den Brief genauso schreiben, weil ich mich über ihn geärgert hatte. Er war sehr nett, aber er konnte auch … na, Sie wissen ja, grob sein.»
    «Grob? Mr. Goralsky?»
    «Na ja, Sie wissen schon – mäkelig. Aber als ich wieder im Büro war, hatte ich mich einigermaßen beruhigt; also hab ich alles ein bisschen aufpoliert, aber immer noch reingeschrieben, dass er ein guter Mieter war und so. Das gefiel ihm, und so wurde der Brief abgeschickt.»
    «Hat Mr. Aptaker geantwortet?»
    Alice Fedderman schüttelte den Kopf. «Davon weiß ich nichts. Ich bin anschließend nur noch zwei Tage dort gewesen. Sehen Sie?» Mit Daumen und Zeigefinger hielt sie ein paar Seiten ihres Notizbuches empor, um ihm zu zeigen, wie wenig noch geschrieben worden war. «Mir wurde gesagt, Mr. Goralsky ginge es schlechter und er sei nicht mehr in der Lage, mir zu diktieren.»
    «Wissen Sie genau, dass niemand anders zu ihm geschickt wurde?»
    «Ganz genau. Er mochte mich. Und ich mochte ihn.»
    «Obwohl er grob war?», fragte der Rabbi lächelnd.
    «Ach, aber Sie wissen doch! Ich meine ja nicht richtig grob. Ich meine, er war nervös – vielleicht, weil er so alt war.»
    Rabbi Small bedankte sich bei ihr und lehnte ihr Angebot, ihn zum Chefbüro zurückzubegleiten, ab. «Danke, ich finde mich schon zurecht», sagte er.
    Er wollte Ben Goralsky lediglich für seine Hilfsbereitschaft danken, doch nachdem sie sich die Hände geschüttelt hatten und der Rabbi sich zum Gehen wandte, fiel ihm plötzlich noch etwas ein. «Sie sagten, die Anwälte seien wegen des Testaments zu Ihrem Vater gekommen. Geschah das, weil er bettlägerig war?»
    «Ganz recht, Rabbi. Das war vor ungefähr drei Wochen, vielleicht auch vier bevor er starb.» Seine Miene wurde traurig, als er nachdenklich hinzufügte: «Ich glaube, damals wusste er schon, dass er sterben musste.» Noch einmal reichte er dem Rabbi die Hand. «Also, auf Wiedersehen, Rabbi. Hoffentlich habe ich Ihnen helfen können.»
    Der Rabbi lächelte. «Sie haben, Mr. Goralsky. Glauben Sie mir, Sie haben.»

33
    Lt. Eban Jennings ließ sich schwerfällig nieder, zog die unterste Schublade von Lanigans Schreibtisch heraus und legte dann, sich bequem zurücklehnend, die Füße auf den Schubladenrand.
    «Fühlen Sie sich wie zu Hause», sagte Lanigan.
    Jennings ignorierte die Ironie und richtete den Blick der wasserblauen Augen auf seinen Chief, während er feierlich erklärte: «McLane hatte einen Drugstore in Revere, und der alte Kestler hatte eine Hypothek mit Sicherungsübereignung auf den Laden.»
    «Na und?»
    «Er verlor das Geschäft, als Kestler die Hypothek zurückforderte», sagte Jennings.
    «Hmm – interessant.»
    «Ja.» Der Lieutenant wartete, bis Lanigan die Information verarbeitet hatte. «Ich habe zwei verschiedene Versionen gehört», fuhr Jennings ungerührt fort. «Einige von den Leuten, mit denen ich sprach, meistens Frauen, sagten, er hätte das Geschäft sowieso verloren. McLane habe nach dem Tod seiner Frau den Laden verkommen lassen und sei unhöflich zu seinen Kunden gewesen. Seine Frau hat ihm im Laden geholfen, und ich vermute, dass sie es war, die geputzt und Ordnung gehalten hat. Als sie dann starb …»
    «Ja, sicher.»
    «Und außerdem hatte er immer Scherereien mit seinen Angestellten. Ich habe mit einem von ihnen gesprochen, einem Apotheker, der bei dem neuen Besitzer angestellt war. Der sagte, McLane sei ein schwieriger Chef gewesen, ständig schlecht gelaunt und sogar rücksichtslos.»
    «Was für ein Geschäft ist das?», fragte Lanigan.
    «Ein kleiner Laden, mit Kundschaft aus den umliegenden Straßen. Ich vermute, dass er erst recht in Schwierigkeiten kam, als etwa sechs Häuserblocks entfernt dieser riesige Discountladen aufmachte. Wäre er bei seinen Kunden beliebt gewesen, wären die nicht zu dem neuen Laden übergelaufen, vor allem, da er bequemer zu erreichen war.»
    «Glauben Sie das nur nicht, Eban. Die Leute laufen ziemlich weit, wenn sie ein paar Pennys sparen können. Und dann kritisieren sie den alten Laden, um ihre Untreue zu rechtfertigen», ergänzte er nachdenklich.
    «Ja, mag sein» stimmte ihm Jennings zu. «Das war auch weitgehend die Ansicht des Lebensmittelhändlers nebenan. Der

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