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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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gestimmt hat. Ich bin überzeugt, dass er nicht persönlich gemeint war. Wie wäre das auch möglich, da er mich ja nicht einmal kennt?»
    «Und dass das Mädchen geschieden ist und einen Sohn hat?», fragte sie hartnäckig.
    Er schüttelte nachdenklich den Kopf. «Es ist nicht mehr so wie früher, Rose. Heutzutage hat das nichts zu bedeuten. Die Hälfte aller Ehen werden geschieden. Deine eigene Nichte ist geschieden, und die hat zwei Kinder.»
    «Aber sie ist ein nettes Mädchen, und ihr Ehemann war unmöglich.»
    «Nun, vielleicht ist dieses Mädchen auch ein nettes Mädchen, und vielleicht war ihr Mann unmöglich.»
    «Wenn sie ein nettes Mädchen wäre, würde sie ihn nicht schon nach einer Woche heiraten wollen.»
    Er zuckte die Achseln. «So sind die jungen Leute heute nun mal. Wenn sie einen Entschluss gefasst haben, führen sie ihn sofort aus. Wer weiß? Vielleicht ist es besser so. Deine Nichte ist über ein Jahr mit dem Mann rumgelaufen, ehe sie ihre Verlobung bekannt gegeben hat. Und dann, nach zwei Kindern, fand sie ihn plötzlich unmöglich. Man kann sich also auch irren, nachdem man länger gewartet hat.»
    «Aber …»
    «Wenn Arnold heute Abend herkommt, werde ich mit ihm reden», erklärte Marcus seiner Frau. «Ich werde ihn nach dem Mädchen fragen, nach ihrem Kind, nach seinen Plänen. Wenn mir gefällt, was er sagt, werde ich versuchen, ihm zu helfen.»
    «Wieso – helfen?»
    «Wenn er es ernst meint, wenn er sich wirklich binden will, werde ich alles arrangieren, dass er das Geschäft übernehmen kann.»

42
    Polizeichef Lanigans Problem, die Frage, wie er an Ross McLane herantreten sollte, wurde von einem neuen Polizisten gelöst, einem Anfänger bei der Truppe. Der junge Beamte steckte zum ersten Mal in Uniform und brannte vor Eifer für Recht und Ordnung, und als er McLanes Wagen sah, der vor dem Drugstore geparkt war, gab er ihm ein Strafmandat. Am selben Nachmittag kam McLane ins Revier gestürmt und schwenkte den Strafzettel vor Chief Lanigans Nase. «Jetzt hören Sie mal, Chief, ich stelle meinen Wagen immer auf den Parkplatz, aber diesmal hat irgendein Vertreter meinen Platz genommen, und als er wegfuhr, hatte ich im Laden zu tun und keine Gelegenheit, meinen Wagen rüberzufahren.»
    Lanigan nahm den Strafzettel, sah den Namen des Beamten und lächelte. «Kommen Sie rein, wir werden uns darüber unterhalten.» Er führte McLane in sein Büro. Als sie saßen, erklärte der Chief: «Dieser Beamte ist noch neu, darum ist er natürlich besonders gewissenhaft. Tatsächlich haben wir in Ihrer Gegend seit Monaten keine Strafzettel mehr verteilt. Normalerweise tun wir das auch nicht, höchstens in den Sommermonaten, wenn dort besonders starker Verkehr herrscht und die Wagen mit hoher Geschwindigkeit durch die Straßen jagen.»
    «Na, und was ist nun mit dem Strafzettel?», fragte McLane.
    «Ach, ich denke, wir können es einrichten, dass Sie die zwei Dollar nicht zu bezahlen brauchen. Aber erzählen Sie mal, was hören Sie von Marcus Aptaker? Wie geht’s ihm inzwischen?»
    «Ganz gut. Ich habe ihn neulich besucht, und da war er aus dem Bett und saß in einem Sessel. Und sah eigentlich recht gut dabei aus.»
    «Das freut mich. Und wie kommen Sie im Laden zurecht?»
    «Nicht schlecht, jetzt, wo Arnold da ist», antwortete McLane. «Ich habe die gleiche Arbeitszeit wie vorher, als Marcus noch da war. Nur die erste Woche, als ich ganz allein war, das war Mord. Ich musste um neun im Laden sein und arbeitete bis um zehn Uhr abends. Gewiss, Mrs. Aptaker hat morgens aufgeschlossen, und oft genug war nicht viel zu tun, sodass ich schnell mal rausgehen und fünfzehn, zwanzig Minuten Pause machen konnte, aber …»
    «Marcus kann wirklich von Glück sagen, dass er Sie hat. Viele hätten das nicht auf sich genommen», sagte Lanigan.
    «Nun, ich muss sagen, Marcus ist ein anständiger Mann. Als ich mein Geschäft verlor, hat er mir sofort einen Job angeboten. Es gab alles mögliche Gerede, ich hätte angefangen zu saufen, aber er hatte Vertrauen zu mir, und das rechne ich ihm hoch an.»
    «Und hatten Sie?»
    «Was sollte ich haben?»
    «Hatten Sie angefangen zu trinken?»
    «Verdammt nochmal, nein! Hier und da habe ich natürlich mal einen Kleinen gehoben, genau wie alle. Als ich meine … Als meine Frau starb, ging ich immer noch in die Kneipe um die Ecke, weil … na ja, weil ich nicht gern in ein leeres Haus heimkam. Vielleicht hat das die Gerüchte ausgelöst, aber ich hab immer nur einen, höchstens

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