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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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fragte sie ihn dann doch. «Gehst du nicht mehr zum minjen in die Synagoge?»
    «Ach, weißt du, am Morgen brauche ich doch etwas mehr Schlaf, und abends bin ich fast immer im Laden.» Der wahre Grund war, dass Leahs Vater in der Synagoge sein würde, und es war ihm peinlich, dem Vater zu begegnen, während er mit seiner Tochter intim war.
    Akiva sprach mit Leah nie über die Zukunft, über seine Pläne und ihren Platz darin. Nach der ersten Woche sagte er jedoch mit entwaffnender Beiläufigkeit: «Ich habe meiner Mutter von uns erzählt.»
    «Ach! Und was hat sie gesagt?»
    «Sie wollte wissen, ob du ein nettes Mädchen seist, das, was sie als nettes Mädchen bezeichnet.»
    «Und was hast du geantwortet?»
    Er grinste. «Ich habe gesagt, du wärst eine Schlampe, die ihre Krallen in mich geschlagen hat, du wolltest mich unbedingt heiraten, und ich sähe keinen Ausweg.»
    «Hmm. Hast du ihr auch von Jackie erzählt?»
    «Hab ich. Und sie war natürlich beglückt über diesen Beweis deiner Fruchtbarkeit …»
    «Nein, im Ernst!», bat sie ihn.
    Akiva wurde sofort ernst. «Nun gut, also im Ernst. Meine Mutter hat nicht gerade Zustände gekriegt, vermutlich, weil sie im Augenblick so viel Sorgen um Vater hat, aber sie war … äh …»
    «Empört? Enttäuscht?»
    «Das und noch mehr», antwortete Akiva.
    «Wegen Jackie?»
    «Nun, deine Scheidung war auch nicht gerade ein Grund zum Jubeln für sie. Das musst du verstehen, Leah, sie …»
    «Oh, ich verstehe!», sagte sie bitter. «Meine Mutter hätte im umgekehrten Fall genauso reagiert.»
    «Sie wird schon zur Besinnung kommen», erklärte Akiva philosophisch.
    «Wirklich?»
    «Natürlich wird sie. Sie muss einfach.»
    «Vielleicht hättest du lieber noch warten sollen», meinte Leah. «Es ist erst so kurze Zeit her.»
    «Man wartet, bis man sicher ist. Ich bin sicher. Du nicht?»
    «Doch, aber … Wirst du es deinem Vater sagen?», fragte sie ihn.
    «Das wird vermutlich Mutter tun.» Er lächelte matt. «Sie war auf dem Weg zum Krankenhaus, als ich die Bombe platzen ließ. Vielleicht nimmt der Alte es gnädiger auf.»

41
    Marcus Aptaker war zum ersten Mal aufgestanden. Das war ein ungeheurer Fortschritt, und er war selbstverständlich euphorisch.
    «Oh, du bist ja nicht mehr im Bett, Marcus», begrüßte ihn Rose. «Hat der Arzt dir erlaubt, dass du im Sessel sitzen darfst?»
    «Zum Essen und anschließend auch noch ein paar Minuten», antwortete er mit Genugtuung. «Morgen dann ein bisschen länger, und in einigen Tagen darf ich rund ums Bett marschieren. In einer Woche kann ich entlassen werden, aber ich muss natürlich noch eine Zeit lang das Haus hüten.»
    «Das ist schön, Marcus.»
    Ihre Reaktion ließ die Herzlichkeit und Freude vermissen, die er von ihr erwartet hatte. Und als er sie dann näher betrachtete, fand er sie ungewöhnlich bedrückt. «Stimmt irgendwas nicht?», erkundigte er sich.
    «Ob was nicht stimmt? Nein, alles in Ordnung.»
    «Sei ehrlich, Rose. Was ist passiert? Irgendwas im Geschäft?»
    «Das ist das Einzige, woran du denkst – das Geschäft.»
    «Dann ist es was anderes. Arnold?»
    Jetzt konnte sie nicht mehr an sich halten. «Ach, Marcus, er geht mit einem Mädchen», verkündete sie in tragischem Ton.
    «Na und?»
    «Aber es ist ihm Ernst. Er will sie heiraten.»
    «Das ist normal. Er ist achtundzwanzig. Da wird es Zeit, dass er heiratet. Vielleicht bringt ihn die Verantwortung zur Ruhe.»
    «O ja, zur Ruhe bringt sie ihn bestimmt», klagte sie bitterlich. «Sie hat ein Kind, einen fünfjährigen Jungen.»
    «Ist sie Witwe?», fragte er vorsichtig.
    «Schlimmer, Marcus. Geschieden!»
    «Ich verstehe. Etwa eine ältere Frau?»
    «Nein», musste sie zugeben. «Sie ist ungefähr in Arnolds Alter. Sie ist mit ihm zur Schule gegangen.»
    «Dann ist sie aus Barnard’s Crossing. Kennen wir sie?»
    Jetzt kam der Knalleffekt. «Sie ist Kaplans Tochter.»
    «Kaplan?»
    «Der Präsident der Synagoge, der dir den Brief geschrieben hat.»
    «Dann wissen wir wenigstens, dass sie aus einer guten Familie kommt», sagte er vernünftig. «Ich kenne ihn nicht persönlich, aber man kann wohl annehmen, dass ein Mann, der kein anständiger Mensch ist, nicht zum Präsidenten gewählt wird.»
    «Das stört dich gar nicht? Du liegst seinetwegen im Krankenhaus, und es stört dich nicht, dass dein Sohn seine Tochter heiraten will?»
    «Möchtest du denn, dass es mich stört, Rose?», fragte er spöttelnd. «Er hat den Brief geschrieben, weil der Vorstand dafür

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