Am Mittwoch wird der Rabbi nass
ein guter Ehemann ist, kann ich das ertragen, glaube mir.»
«Aber jetzt, wo der Rabbi Antrag auf Neuabstimmung gestellt hat, hättest du Gelegenheit, alles wieder gutzumachen», erklärte sie.
Ihr Mann war schockiert. «Was sagst du da? Du willst, dass ich mich gegen meine Freunde stelle, gegen die Menschen, die mich unterstützt haben, und nur aus ganz persönlichen Gründen? Nein, mein Kind! Ich werde den Rabbi bekämpfen, und ich werde ihn auch schlagen!»
44
Mrs. Aptaker hob ihre Stimme nicht. Sie war ruhig und beherrscht. Aber sie war unerbittlich. «Ich werde die Kaplans nicht hierher einladen, und wenn sie mich in ihr Haus einladen, werde ich nicht hingehen.»
Ihr Sohn dagegen war alles andere als ruhig. Er schrie zwar nicht, doch seine Stimme zitterte vor Verzweiflung und Frustration. «Aber Ma, was werden die nur von mir denken? Würdest du bitte mal eine einzige Sekunde überlegen, wie ich durch deine Weigerung dastehe? Mrs. Kaplan sagt mir, dass sie dich bittet, Sonntagabend zu ihr zum Essen zu kommen. Was soll ich ihr denn nun sagen? Dass meine Mutter sich zu gut ist, um mit ihnen zu essen?»
«Ich habe nicht gesagt, ich sei mir zu gut. Ich habe nur gesagt, dass ich nicht hingehen werde. Mehr nicht.»
«Ja, aber was soll ich ihr nun sagen?»
«Warum hat sie dich überhaupt darum gebeten, Arnold?»
«Wie meinst du das?»
«Wenn sie mich zum Essen einladen will», erklärte seine Mutter geduldig, «warum muss sie mich auf dem Umweg über einen Dritten einladen? Tut sie das bei allen, die sie einlädt? Schickt sie immer einen Boten?»
«Ich war gerade da, deswegen sprach sie davon. Das ist alles.»
«Nein, Arnold. Und du weißt es genau. Sie hat dich gebeten, mir ihre Einladung zu überbringen, statt mich selber anzurufen, weil sie wusste, wenn sie mich anruft, würde ich ablehnen. Diesen Umweg über dich hat sie gemacht, weil sie hoffte, du würdest mich überreden.»
Er versuchte es aufs Neue. «Nun gut, sagen wir, du hast Recht. Sagen wir, Mrs. Kaplan ist sich klar darüber, dass du etwas gegen ihren Mann hast. Aber ich heirate ihre Tochter. Ist es nicht ihr gutes Recht, die Eltern ihres zukünftigen Schwiegersohnes kennen zu lernen? Und man sollte meinen, dass du ebenfalls die Eltern deiner zukünftigen Schwiegertochter kennen lernen wolltest.»
«Ich kenne sie», gab Mrs. Aptaker zurück. «Ich weiß, wer sie sind. Wenn man in einer Kleinstadt wie Barnard’s Crossing vierzig Jahre lang einen Laden hat, gibt es nicht viele Einwohner, die man nicht kennt. Und keine Sorge, sie weiß, wer ich bin, und sie weiß ebenfalls, wie dein Pa aussieht.»
«Hör mal, Pa hat mir das Geschäft angeboten, nicht wahr? Das Geschäft gehört also praktisch schon mir, nicht wahr? Habe ich da nicht auch ein Wort über den Mietvertrag mitzureden? Ich meine, wenn das Geschäft mir gehört, müsste ich da nicht auch wütend sein, wenn man uns bei dem Mietvertrag mit einem schmutzigen Trick reingelegt hat?»
«Aber du hast davon keinen Herzanfall bekommen.»
«Ich glaube, Pa ebenfalls nicht», erwiderte Arnold. «Er hat mir gestanden, dass er schon mehrmals solche Anfälle gehabt hat, die er für Magendrücken hielt. Was mit unserem Mietvertrag geschieht, kommt im Geschäftsleben immer wieder vor. Und Mr. Kaplan ist wirklich ein netter Mann. Er ist religiös …»
«Ach, religiös!»
«Jawohl, religiös. Und der Brief, den er Pa geschrieben hat, den musste er als Präsident der Synagoge schreiben. Der Vorstand hatte darüber abgestimmt, und er hat uns das Ergebnis mitgeteilt. Mehr war an der ganzen Sache nicht dran.»
«Mehr nicht?», fragte sie herausfordernd. «Laut Kaplans Schreiben handelte es sich um einen einstimmigen Beschluss. Aber der Rabbi, der auch Vorstandsmitglied ist, hat uns gesagt, er hätte nicht mal was davon gewusst. Willst du behaupten, der Rabbi lügt?»
«Sieh mal, Ma, der Rabbi war nicht dabei. Der einstimmige Beschluss kam von den Leuten, die anwesend waren. Und was den Mietvertrag betrifft, auf den pfeife ich. Wenn er ausläuft, und Safferstein will den Laden, dann heißt das noch lange nicht, dass wir sofort ausziehen müssen. Das kann sich noch monatelang hinziehen. Und wir können uns einen anderen Laden suchen. Diese Lage passt mir sowieso nicht. Außerdem begreife ich nicht, warum du so … so stur bist, wenn Pa es ganz und gar nicht ist.»
«Oh, dein Vater glaubt, der Rabbi kann etwas für ihn tun», sagte sie verächtlich.
«Vielleicht kann er das wirklich.»
«Nun gut,
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