Am Mittwoch wird der Rabbi nass
ausgesucht.» Endlich konnte Leah ihre Geschichte loswerden, die sie allerdings ein wenig ausschmückte. Sie erzählte, dass sie Akiva ganz zufällig getroffen habe, als er Jackie vom Strand über die Straße nach Hause brachte, und dass sich dann herausgestellt habe, dass sie sich bereits kannten, ‹weil er hier aus der Gegend ist›. Dass er an jenem Abend noch einmal gekommen sei, wegen des schrecklichen Unwetters und weil er um ihre Sicherheit besorgt war, um ihre und Jackies. «Er hatte einen langen Bart, und ich habe ihn deswegen geneckt und ihm gesagt, dass er mir nicht gefällt.» Und dass sie dann tagelang nichts von ihm gehört habe. «Und ich nahm natürlich an, es wäre wieder mal so die übliche Sache.» Und dass er dann plötzlich wieder aufgetaucht sei und sich den Bart abrasiert habe. Und dass sie sich jeden Abend sähen und dass er Jackie möge und Jackie ihn.
«Aber was macht er? Womit verdient er seinen Lebensunterhalt?», erkundigte sich die Mutter.
«Ach, ich dachte, das hätte ich schon erwähnt. Er ist Apotheker und arbeitet bei seinem Vater.»
«In diesen Dingen muss man praktisch denken, Leah», sagte die Mutter sanft. «Ich meine, wenn er nur ein Apotheker ist, der in einem Drugstore arbeitet …»
«Aber das ist ja gerade das Wunderbare! Als er seinen Eltern von uns erzählte, bot ihm der Vater das Geschäft als eine Art Hochzeitsgeschenk an. Weißt du, er hatte einen Herzanfall – der Vater natürlich –, und muss sich jetzt schonen. Also wird er für Akiva arbeiten …»
«Wo ist dieser Drugstore?», erkundigte sich Mrs. Kaplan, deren Stimme auf einmal sehr leise wurde.
«Hier in der Stadt, drüben an der Salem Road. Du kennst ihn bestimmt. Er ist einer der ältesten Drugstores in der Stadt.»
«Der Town-Line Drugstore? Marcus Aptakers Geschäft?»
«Ganz recht. Und Akiva ist Arnold Aptaker.»
Chester Kaplan traf zu Hause ein, nachdem Leah wieder gegangen war. Er war überglücklich über die Nachricht.
«Also, was willst du unternehmen?», wollte Mrs. Kaplan wissen.
Er rieb sich freudestrahlend die Hände. «Unternehmen? Was soll ich unternehmen? Wir werden den jungen Mann zum Essen einladen, und eine Woche später werden wir seine Eltern einladen. Dann werden sie uns vermutlich ebenfalls einladen …»
«Du vergisst, dass sein Vater im Krankenhaus liegt.»
«Ach ja!», sagte er. «Dann werden wir Mrs. Aptaker einladen, und ihn können wir möglicherweise im Krankenhaus besuchen.»
«Und wenn sie sich weigert herzukommen?», fragte Edie.
«Warum sollte sie sich weigern? Sind wir nicht gut genug für sie?»
«Weißt du, wenn ich es wäre, ich würde mich weigern», antwortete seine Frau. «Ich würde denken, wo du meinen Mann aus seinem Geschäft drängen willst und er deswegen den Herzanfall bekommen hat, werde ich nicht in deinem Haus essen. Ich würde an den Speisen ersticken.»
«Ich habe seinen Herzanfall verursacht? Weil wir den Block verkauft haben und ich ihm geraten habe, sich wegen der Verlängerung des Mietvertrags an den neuen Eigentümer zu wenden? Und wenn ich gegen jemanden Klage erhebe und der kriegt einen Herzanfall, ist das auch meine Schuld?»
«Das musst du tun, weil es dein Beruf ist. Dieses hättest du nicht zu tun brauchen. Und Aptaker bat dich um die Verlängerung, ehe Safferstein das Gebot für den Block machte.»
«Sicher, aber Safferstein hatte mir direkt nach Bekanntgabe der Testamentsbedingungen gesagt, dass er an dem Block interessiert sei. Wenn ich also einen potenziellen Käufer habe, soll ich mir das Geschäft verderben, indem ich Mietverträge verlängere?»
«Und der Rabbi ist auch dagegen.»
«Das ist eine Frage der Gesetzesauslegung», erklärte er überheblich. «Davon verstehst du nichts.»
«Aber was die Aptakers dir gegenüber empfinden, das kann ich verstehen. Ich wäre überrascht, wenn sie auch nur zur Hochzeit kämen.»
«Dann zeig mir, wo geschrieben steht, dass die Brauteltern mit den Eltern des Bräutigams auf freundschaftlichem Fuß stehen müssen», entgegnete ihr Mann. «Die Schneursons und die Feldmans sprechen nicht mal miteinander. Die Blackmans waren im vergangenen Jahr den ganzen Winter über in Florida, und Sidney Blackman erzählte mir, dass die Schwiegereltern seines Sohnes sie nicht ein einziges Mal auch nur zum Tee eingeladen haben.»
«Und wenn der Sohn dasselbe dir gegenüber empfindet?», fragte Edie.
«Dann werden wir eben keine Freunde sein», antwortete er philosophisch. «Solange er Leah
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