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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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sich als gewaltige Strudel in ihre eigene, unergründliche Tiefe, weiße Schaumberge aufwerfend. Wie zahm waren die Wasser auf Morn gegen dieses Ungetüm, das mehr als den halben Planeten bedeckte.
    Ein brauner Fleck zog über den Bildschirm. Die kurze Zeit, in der sie ihn sahen, reichte eben aus, um zu erkennen, daß er mit grünen Tupfen bedeckt und von einem weißen Kranz umrahmt war. Ehe Faunian ihn darum bitten konnte, ließ Bojan die Aufnahmekamera zurückschwenken. Eine Insel aus zerklüfteten Felsen, an denen sich das Wasser schaumgekrönt brach und über gewaltige, abgerundete Steine seine Gewalt verströmte, kam ins Bild. Erregt beugte er sich vor. Eine Farbenkaskade sprang ihn an, so daß er den Kopf hinüber zu Bojan wante, und er sah, daß der andere seltsam blaß war.
    Die Insel trug Pflanzen. Aus der Perspektive, die die in großer Höhe schwebende Kamera erzeugte, sahen sie flach aus wie ein Algenrasen. Und doch konnte man ahnen, daß sie gewaltige Ausmaße aufwiesen.
    Faunian hörte ein Stöhnen neben sich. Bojan deutete mit ausgestreckten Fingern auf das Bild. Dort, wo das Meer ruhiger über eine gelbliche Fläche der Insel leckte, lagen wie sinnlos verstreut grellbunte, runde Flecken und dazwischen, ja, jetzt gab es keinen Zweifel mehr, dazwischen lagen, ebenso ungeordnet, nackte Wilde. O ja, es waren Wilde! Ihre Haut glänzte braun in den sengenden Strahlen der hochstehenden, überheißen Sonne. Bunte Tupfen bedeckten Teile ihrer Körper, eine Farbenorgie quälte die Augen Faunians. Die Wilden lagen wie tot in den heißen Strahlen ihres Zentralgestirns und ließen sie auf die nackten Stellen der Haut brennen.
    Und wieder stöhnte Bojan auf. »Reptilien.«, hauchte er, und Faunian wunderte sich nicht darüber, daß seine Stimme bar jeden Tones war. Zum erstenmal schien selbst der harte Bojan erschüttert zu sein. 
    »Erinnere dich daran«, fuhr Bojan leise fort, »daß Kaltos auf einigen Planeten Reptilien entdeckte, die einen Großteil ihres Lebens damit zubringen, sich die zu ihrem Leben notwendige Energiemenge durch die Sonne zuführen zu lassen.«
    Faunian fühlte die gleiche Aversion in sich aufsteigen, die er auch beim Anblick der Resoren gespürt hatte, aber diesmal beherrschte er sich. Vielleicht registrierte Bojan die Aversion auch nur nicht, weil er selbst zutiefst erregt war, Faunian vermochte es nicht zu sagen.
    Er bemühte sich um Fassung. Wenig später war er wieder in der Lage, ruhiger zu beobachten. Es erschien ihm zweifelhaft, daß Bojan mit seiner Vermutung, es handele sich um Reptilien, recht habe, aber noch schwieg er. Welchen Sinn hätte es, wenn er Bojan jetzt vor voreiligen Schlüssen warnte?
    Dann spürte er die Gedanken Cositas: »Es sind keine Reptilien, Bojan!« Ihre Erklärung klang kurz und abgehackt. Auch sie war erregt. »Sieh dir ihre Körper genau an. Sie sind aus Säugetieren hervorgegangen wie wir. Ihr Körperbau gleicht im Grunde dem unseren; nur sind sie evolutionär.«
    »Sie tragen tatsächlich noch Fellreste am Körper«, flüsterte Bojan, aber Cosita ließ sich nicht unterbrechen.
    »...entweder noch nicht auf unserer Stufe, oder sie entwickeln sich in einer anderen Richtung.« Dann wandte sie sich direkt an Faunian: »Die Fellreste deuten darauf hin, daß es sich nicht um Reptilien handelt, sondern um ehemalige Säuger.«
    »Und warum dann diese Sucht nach der Sonne?« fuhr Bojan auf.
    Cosita überlegte lange. Schließlich winkte sie ab. »Wir werden es erfahren, Bojan. Auch wenn wir viel Zeit dazu benötigen. Eines Tages werden wir es wissen.«
    Als sie schwieg, schwenkte Bojan widerstrebend die Kamera in die Flugrichtung der Sonde. Lange Zeit lag nur das Meer unter ihnen. Dann aber tauchte weit vorn ein weißer Streifen auf, und sie erkannten, daß sich die Sonde der Grenze des Meeres näherte und sich anschickte, eine ziemlich umfangreiche Festlandscholle anzusteuern. Die Ränder dieser 
    Scholle unterschieden sich in nichts von den Rändern der kleinen Insel. Lediglich von Wilden war keine Spur zu entdecken.
    Als der Ausschnitt des Bildes sich wieder vergrößerte, kam die entsetzliche Chaotik der Planetenoberfläche ins Bild. Überall freie Pflanzen, die fast nirgends geometrisch abgegrenzt waren. Lediglich einzelne Flächen schienen von mehr oder weniger geraden Gräben eingeengt zu sein. Dazwischen lagen wenige freie Flächen, bei denen es den Bewohnern offenbar gelungen war, die Pflanzen zu vernichten. Es schien aber auch immer klarer zu werden,

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