Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
der Expedition. Sein Gesicht zeigte bereits die ersten Falten, die sich auch durch die intensive medikamentöse Behandlung, wie sie bei älteren Leuten üblich war, nicht mehr eindämmen ließen. Seine wimpernlosen 
    Augen blinzelten, als er mit zitternder Stimme verlangte: »Wir müssen landen! So schnell wie möglich landen. Ein Beobachtungszentrum einrichten und dieses eigenartige System erforschen.«
    »Wo müssen wir schnellstens landen?« fragte Faunian verständnislos.
    Tetos schien einen Augenblick zu überlegen. »Das ist mir völlig gleich«, antwortete er dann. »Ich würde eine Landung auf einem der mittleren Planeten vorschlagen.«
    Faunian wehrte energisch ab. »Das ist unmöglich, Tetos. Die Fernsonden haben beobachtet, daß die Bewohner des dritten Planeten das Orbit bereits verlassen können. Es ist zu erwarten, daß sie bereits bis zum fünften Planeten vorgestoßen sind. Da aber mit Sicherheit die Planeten ihre Ziele sind, müßten wir mit einer Begegnung rechnen.«
    »Na und? Warum sollten wir ihnen nicht begegnen? Früher oder später wird das ohnehin der Fall sein. Wir haben den Auftrag, Kontakt aufzunehmen.«
    »...falls eine Kontaktaufnahme geraten erscheint. Und das eben müssen wir erst feststellen.«
    Tetos aber war kaum zu überzeugen. Es war schwer, ihm mit Vernunftgründen zu kommen. Er sah im Augenblick nur seine Aufgabe, dieses interessante System astronomisch zu untersuchen, seine komplizierten Bewegungsabläufe zu erkennen und zu verstehen. »Es hat keinen Sinn, auf einem der äußeren Planeten zu landen, sie würden uns mit ihrer Gravitation zwingen, ständig in einem Antigravfeld Schutz zu suchen. Dadurch aber wird eine Beobachtung unmöglich.«
    Schließlich beugte sich Bojan vor. »Ich glaube, daß ich euch einen akzeptablen Vorschlag machen kann«, sagte er, und seine tiefe Stimme vibrierte. »Wir sollten die gleiche Methode wie im System Resor anwenden. Wir dringen in das System ein und gehen in Höhe des dritten Planeten in eine stabile Kreisbahn.«
    Und wieder wehrte Faunian ab. »Ich sagte bereits, daß das unmöglich ist. Es besteht die Gefahr einer Begegnung.«
    Einen Moment lang schien Bojan sich zu erregen, aber dann zwang er sich zur Sachlichkeit. »Laß mich meinen Gedanken zu Ende führen, Faunian!« sagte er leise, mit einer gewissen Schärfe in der Stimme. »Alle 
    Planeten dieses Systems laufen auf etwa derselben Ebene. Aus genau diesem Grunde werden sich auch die Raumfahrzeuge seiner Bewohner auf dieser Ebene bewegen. Ich schlage vor, daß wir die Parkbahn unseres Raumers um einen bestimmten, noch festzulegenden Betrag gegen die Ekliptik neigen und im übrigen auf einer genauen Kopie der Bahn des dritten Planeten fliegen. Auf diese Art ist eine Begegnung nahezu ausgeschlossen. Zwischen unserer Bahn und der des Planeten gibt es zwei Schnittpunkte, aber ich glaube kaum, daß wir die Absicht haben, so lange auf der Parkbahn zu bleiben, bis eine Konjunktion eintritt.«
    Faunian schien nachdenklich geworden zu sein. »Ich glaube, daß das ein guter Vorschlag ist«, stellte er fest. Er kam nicht mehr dazu, einen Entschluß zu fassen, denn einer der Beobachter unterbrach ihn, als er eine weitere Besonderheit des vor ihnen liegenden Systems mitteilte.
    Zwischen dem vierten und dem fünften Planeten, deren Abstand bezeichnenderweise nicht mit dem allgemeinen Gesetz der Planetenabstände dieses Systems übereinstimmte, kreise ein weit auseinandergezogener Ring kleiner und kleinster Raumkörper. Offensichtlich sei an dieser Stelle ein Planet zerstört worden, dessen Trümmer nun diesen Ring bildeten.
    Faunian horchte auf. »Ein weiterer Grund, vorsichtig zu sein«, sagte er. »Möglicherweise ist hier ein Planet gewaltsam zerstört worden.«
    Lekon war es, der diesen Gedanken rundweg ablehnte. »Du setzt einen Stand der Technik voraus«, widersprach er, »der nach den bisher vorliegenden Ergebnissen nicht zu erwarten ist. Um einen Planeten zu vernichten, um ihn zu zertrümmern, sind Mittel notwendig, die ich den Bewohnern des dritten Planeten nicht zutraue. Etwas anderes wäre es, wenn auf dieser Bahn eine kleine Sonne kreisen würde. Dann wäre nahezu sicher, daß es eine atomare Katastrophe gegeben hat, aber ein Ring aus Trümmern.«
    Er brach ab, als er sah, daß Bojan unruhig wurde. Ihm schien die Diskussion zu lange zu dauern.
    »Das sind Spekulationen, Lekon«, brummte er. »Ich komme auf meinen Vorschlag zurück. Wir steuern uns auf die von mir erwähnte Parkbahn

Weitere Kostenlose Bücher