Am Rande wohnen die Wilden
daß die Bewohner weit davon entfernt waren, größere Flächen effektiv zu säubern. Im Gegenteil, es waren von Gräben begrenzte Teilstücke zu sehen, auf denen die Natur offensichtlich schon wieder die Oberhand gewonnen hatte. Sie zeigten entweder einen intensiven grünen Anflug junger Pflanzen oder waren bereits wieder völlig vom Grün überwuchert.
»Diese Pflanzen müssen über eine unerhörte Vitalität verfügen«, sagte Faunian stöhnend. »Die gesäuberten Flächen sind nach kurzer Zeit wieder überwuchert.«
»Oder diese Wesen sind nicht in der Lage, eine vernünftige Technologie zu ihrer Beseitigung einzusetzen«, warf Birrha ein.
Als dann die grüne Fläche von einer riesigen braungrünen Ebene abgelöst wurde, über die vereinzelte völlig unbekannte Lebewesen, lange Staubfahnen aufwirbelnd, zogen, steckte einer der Frequenztechniker seinen Kopf in die Zentrale und rief Faunian über sein Emitternetz an.
Es war gelungen, aus dem Durcheinander der Frequenzen einige Bänder herauszufiltern und beide Systeme zu dekodieren. Der Mann war ungeheuer erregt, und Faunian wußte, daß jetzt eine neue Etappe zur Erforschung des Planeten begonnen hatte.
Auf dem Wege zum Arbeitsraum der linguistischen und frequentotechnischen Gruppe, die einige Zeit zusammenarbeiten mußten, um die Dekodierung vorzunehmen, erfuhr er, daß das eine System, das mit abgehackten Impulsen arbeite, zur Bildübertragung diente, und daß es bereits gelungen sei, einen Empfänger herzustellen. Der zu den Bildern gehörende Ton werde auf einer gesonderten Frequenz gesendet und entspreche etwa dem zweiten System, das ausschließlich zur Übertragung von Tönen diene.
Faunian machte sich Gedanken darüber, daß er noch vor wenigen Augenblicken angenommen hatte, es handele sich bei den Bewohnern des dritten Planeten um in der Evolution beinahe am Anfang stehende Wilde. Er hatte sich also genausoschnell wie Bojan zu Schlußfolgerungen hinreißen lassen, die noch nicht genügend begründet waren. Nun stellte es sich heraus, daß die Wilden ein Übertragungs- und Verstärkersystem als Kommunikationsmittel verwendeten, im Grunde also nichts anderes als Emitternetze oder Informationstentakel.
Als er den Raum betrat, umfing ihn gedämpftes Licht. Er zuckte unter einer Flut gutturaler Laute zusammen. An der Schmalseite des Raumes war ein Gerät aufgestellt, auf dessen Bildschirm eine eigenartige Szene abrollte.
Mehrere mit radförmigen Auflagern versehene Geräte, die jeweils von einem der Wilden bedient wurden, bewegten sich unter furchtbarem Getöse mit einer unter diesen Umständen höchst halsbrecherischen Geschwindigkeit auf einer glatten Fläche entlang. Soweit Faunian erkennen konnte, handelte es sich um die einzige eingeebnete Fläche weit und breit, offensichtlich der magere Anfang einer künstlichen Oberfläche des Planeten.
Die die Geräte steuernden Wesen waren kaum wiederzuerkennen. Im Gegensatz zu den auf der ersten Aufnahme Festgehaltenen waren sie vermummt und trugen sogar vor den Augen durchsichtige Scheiben. Die Maschinen verursachten einen geradezu infernalischen Lärm und wirbelten riesige Wolken kleinster Materieteile auf. Es war unverständlich, wie die das glatte Band säumenden Wesen diese Staubmassen ihren Atmungsorganen anbieten konnten. Dabei war mit Sicherheit zu erwarten, daß diese Partikelwolken zu allem Überfluß auch noch mit Bakterien angereichert waren, denn allenthalten sah man Pflanzen auf dem mineralischen Boden. Faunian nahm an, daß diese Mineralschicht den Planeten in einer Mächtigkeit von mehreren Metern bedeckte — eine Schicht, die in Jahrhunderten mit Verwesungsprodukten und Exkrementen angereichert worden war. Diese Wesen mußten über eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit verfügen.
Er beugte sich über den Rücken Teklas, der jüngsten Linguistin der Expedition, und als sie ihn spürte, wandte sie sich um. »Sie nennen sich
>Menschen<«, sagte sie und lächelte versonnen, »und ihr Planet heißt in ihrer Sprache >Erde<.«
Faunian versuchte die beiden fremden Worte nachzuformen, aber es gelang ihm nicht sofort.
»Geht es voran mit der Übersetzung?« fragte er eigentlich nur, um seine eigene Stimme zu hören. Das Getöse, das aus den Apparaten drang, ging ihm auf die Nerven.
Tekla nickte eifrig. »Wir haben es nicht mehr schwer, jetzt, wo wir Bild und Ton empfangen können. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir die ersten elektronischen Sprachwandler zur Verfügung haben. Aber
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