Am Rande wohnen die Wilden
großen zusammenhängenden Seen in der Nähe des nördlichen Wendekreises. Als sie sie auf der Karte erreichte, schaltete Tekla die Scheinwerfer ein. Die Bodenschirme zeigten eine zusammenhängende Pflanzenherde, die langsam unter ihnen hindurchglitt, dann eine gewundene Schneise, die grell aus dem Dunkel gerissen wurde, eine Bewegung, die die Pflanzen sofort wieder verdeckten, und dann den See. Mit Hilfe der Peiler steuerte Bojan dessen Schwerpunkt an und setzte den Disko auf.
Die von Cosita eingeschalteten Infrarottaster zeigten einen Wärmefleck, der sich auf der parallel zum See verlaufenden Schneise hastig entfernte, sowie zwei kleine Schemen, die durch den Wald zu entkommen suchten. »Menschen und Tiere fliehen«, flüsterte sie.
In dieser Nacht schlief Faunian nicht. Er bewachte, mit brennenden Augen auf die Bildschirme starrend, Leben und Sicherheit der vierzig auf dem wilden Planeten gelandeten Mornen.
Aber die Nacht verging ruhig. Menschen und Tiere waren geflüchtet vor dem Fremden, Unbekannten, das auf sie zugekommen war.
Als Cosita am anderen Morgen die Zentrale betrat, fand sie Faunian schlafend. Vor ihm auf dem Pult lagen die Ergebnisse der automatischen Analysatoren, die alles andere als ermutigend waren. Sie bewegte sich absichtlich leise, um ihm Gelegenheit zum Erwachen zu geben; denn sie wußte, wie sehr er sich ärgern würde, daß er nicht bis zum Morgen durchgehalten hatte.
An den Wänden schimmerten die Bildschirme der Infrarotsichtgeräte, und Cosita war erstaunt, als sie die vielen Wärmequellen erblickte, von denen es an den Ufern des Sees nur so wimmelte. Sie wandte sich um und wollte Faunian darauf aufmerksam machen, da sah sie, daß er ebenfalls auf die Schirme starrte.
Über das Emitternetz rief er Bojan und Tekla in die Zentrale. Er deutete auf die Normalsichtschirme, auf denen das Geschehen jetzt, da es draußen hell geworden war, weit deutlicher zu verfolgen war. Tatsäclich waren die Ufer ringsum von Menschen besetzt, und im flachen Wasser lagen Metallkörper, die wahrscheinlich dem Transport dienten.
Bojan blickte erstaunt auf den Kommandanten, konzentrierte sich dann aber auf das Geschehen am Ufer.
»Ich dachte schon, du seist eingeschlafen«, äußerte er, »aber diese Dinger haben keine Eigenwärme. Mit Infrarot waren sie wohl kaum erkennbar. Und die Menschen sind wahrscheinlich eben erst aufgetaucht.«
»Nein!« Faunian richtete sich steil auf. »Ich war eingeschlafen. Sie hätten uns angreifen können, ohne daß ich es bemerkt hätte.«
Bojan stutzte einen Augenblick, wehrte aber mit nachsichtiger Geste ab. »Sie haben uns nicht angegriffen. Durch deine Unaufmerksamkeit sind keine negativen Folgen entstanden. Trotzdem werden wir uns bald darüber unterhalten müssen.« Er griff zu den Analyseprotokollen. »Sieht nicht gut aus!« stellte er fest und betrachtete die einzelnen Folien aufmerksam. »Eine ungeheure Vielfalt bei Bakterien, hohe Staubkonzentration im Atemgas, dessen Sauerstoffanteil nur unwesentlich unter unserem liegt.«
Er unterbrach sich und überflog noch einmal die verschlungenen Linien. »Aber dort, wo unsere Atmosphäre seit langer Zeit einen Füllanteil von Edelgasen enthält, gibt es hier einen erheblichen Prozentsatz von Stickstoff und eine ganze Reihe anderer Gase, die kaum nützlich, in vielen Belangen aber ausgesprochen schädlich sind.« Er legte die Blätter zur Seite. »Was ist mit der Außentemperatur?«
Faunian blätterte in seinen Unterlagen. »Sie lag, als wir landeten, weit über unserer Optimaltemperatur, fiel dann im Verlaufe der Nacht ab und müßte jetzt, im Morgengrauen, etwa ihren Tiefststand erreicht haben. Sie steigt bereits langsam wieder.«
»Das dürfte die Regel sein, wahrscheinlich verursacht durch die schnell wechselnde Sonneneinstrahlung. Immerhin erhält der Planet seine Energie zum überwiegenden Teil vom Zentralgestirn. Wahrscheinlich wird es auch noch einen zweiten, viel langsameren Temperaturzyklus geben, der aus der Neigung der Drehachse der Erde und ihrem unterschiedlichen Abstand zur Sonne resultieren dürfte.«
Faunian stand auf. Er wirkte ermüdet. »Wir sollten mit den Kommunikationsversuchen beginnen«, sagte er.
»Da wir keinen Funkkontakt aufnehmen können, wollen wir es mit dem Lichtprogramm versuchen, Cosita!«
Sie schaltete den Scheinwerfer ein und legte mit Hilfe eines zweiten Impulses die Automatik auf das Gerät. Dann starrte sie auf den Bildschirm, versuchte eine Reaktion am Ufer zu entdecken,
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