Am Rande wohnen die Wilden
Meßsender erzeugten in den Radiocomputern keine Reaktion.
Tekla schlug sich vor den Kopf. »Daß ich darauf nicht gekommen bin, die Antennen sind in der Gashülle des Planeten geschmolzen. Wir sind taub geworden.« Erst da schien ihr die Tragweite dieser Havarie aufzugehen. Sie blickte Faunian entsetzt an.
Faunian zuckte hilflos die Schultern und ging zu Bojan hinüber. Er sah, daß auch der Mechaniker begriffen hatte. Er steuerte das Landefahrzeug auf den Planeten hinab. Ein erneuter Start in den Kosmos war ausgeschlossen, da die Außenantennen der Warnanlage ebenfalls funktionsunfähig geworden waren. Die kleinsten Partikel konnten den Disko außerhalb der schützenden Gashülle beschädigen und das Leben der Kosmonauten gefährden. Eine Landung war unumgänglich geworden. »Wir können keine Verbindung mit der Erde mehr aufnehmen«, rief er Bojan zu, obwohl ihm klar war, daß der Mechaniker das längst wußte. »Wir können uns also nicht mehr anmelden.«
Bojan machte eine unbestimmte Handbewegung. »Das ist zwar sehr ärgerlich, aber landen müssen wir nun, so oder so.«
»Ohne Anmeldung werden sie uns als Feinde betrachten und angreifen.«
»Kann ich mir nicht vorsteilen, Faunian. Es sind keine Tiere. Welchen Grund sollten sie haben?«
»Ich weiß es nicht, aber ich habe ein ungutes Gefühl.«
Bojan schaltete die Steuerung vorsichtshalber auf Kreisbahn und stand auf. Umständlich zog er sich die Kombination glatt. »Du und Gefühle, Faunian?« Er blickte dem anderen aufmerksam in die Augen. »Sind nicht auch Gefühle Relikte der Vergangenheit?«
Es war unsinnig, auf diese Frage eine Antwort finden zu wollen. Selbstverständlich konnten sie sich in dieser Situation nicht auf Gefühle verlassen. Es war notwendig, ihre Lage exakt zu analysieren und die Möglichkeit zu wählen, die ein Höchstmaß an Sicherheit versprach oder, was den Tatsachen näherkam, die die geringsten Gefahren in sich barg.
Er hörte Bojan eine Frage stellen. Erst allmählich ging ihm der Sinn auf. Bojan erkundigte sich bei Akul danach, ob die Menschen den Mornen gefährlich werden könnten.
Aber auch Akul konnte keine klare Auskunft geben. »Die einzigen Waffen, die wir bisher bei ihnen gesehen haben, kennen wir aus den Sendungen, die wir aufgenommen haben.«
Bojan unterbrach ihn sofort. »Alles, was wir von ihnen wissen, stammt aus den von uns aufgenommenen Sendungen.«
»...und diese befaßten sich nur mit der Auseinandersetzung kleinerer Menschengruppen.« Akul ließ sich nicht stören. Er entwickelte seine Gedanken langsam und überlegte sich genau, was er sagte. »Dabei neigt Tekla zu der Auffassung, daß es sich um Sendungen handelt, die ausschließlich der Zerstreuung dienen und die keinen dokumentarischen Wert haben.«
Es war erstaunlich, daß Akul so unbeeindruckt von den Waffen der Menschen sprach. Faunian erinnerte sich an den Schock, den er empfand, als er zum erstenmal gesehen hatte, daß ein Mensch mit Hilfe einer kleinen Handwaffe vernichtet wurde. Und nicht nur er war darüber entsetzt gewesen, auch die anderen Kosmonauten hatten diese widerliche Szene als Achtungszeichen empfunden. War diese Szene weniger grausam, nur weil es sich offensichtlich um eine Sendung gehandelt hatte, die die Menschen zu ihrer Unterhaltung einander zeigten? Oder ließ nicht gerade diese Tatsache Schlüsse auf ihre psychische Veranlagung zu? »Trotzdem halte ich sie für gefährlich«, sagte er.
Bojan war immer noch unzufrieden. »Ich frage nochmals«, rief er. »Können sie uns bei ihrem technischen Niveau gefährlich werden?«
Wieder war es Akul, der zu antworten versuchte. »Es ist nicht auszuschließen, daß bei der Auseinandersetzung größerer Gruppen Waffen zur Anwendung kommen, die weitaus gefährlicher sind als die, die wir bisher gesehen haben.«
»Woher weißt du, daß es derartige Waffen gibt?«
Akul zuckte die Schultern. Aus seinen Worten klang Nachsicht: »Wenn sie überhaupt Waffen kennen — und wir wissen, daß sie sie kennen —, dann ist einfach zu erwarten, daß sie beim vermutlich hohen Stand ihrer Technik eine erhebliche Gefahr bilden.«
»Eine Gefahr für uns, meinst du?« Bojan ließ nicht locker. Es war Faunian, als falle es Akul sehr schwer, seine Gedanken zu äußern. Vielleicht befürchtete er, Bojan könne sich von ihnen zur Umkehr bewegen lassen.
»Man kann nicht ausschließen, das es ihnen bereits gelungen ist, bestimmte Prozesse der Nukleartechnik gesteuert oder spontan zu beherrschen«, murmelte
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