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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Formulierung auf sich hatte. Lanton wollte sich aus der Verantwortung heraushalten.
    »Was, meinen Sie, gibt es noch zu besprechen, Lanton?« fragte er und bemühte sich, seiner Stimme einen zwar freundlichen, aber doch uninteressierten Ton zu verleihen. Da er sich jedoch sehr genau kannte, rechnete er nicht damit, daß ihm sein Vorhaben gelungen war.
    »Ich könnte mir vorstellen, daß die Ablehnung des Versuchsbaues in der Wüste Nevada Mister Schesternjow auf den Plan rufen wird.«
    »Und deshalb versuchen Sie sich aus der Sache herauszuhalten?« Lanton schluckte. Er sah aus, als sei er soeben zutiefst beleidigt worden und könne kein Wort mehr herausbringen. Mit offenem Mund protestierte er tonlos.
    Lester winkte ab. Die lange Sitzung und die kleinlichen Bedenken Lantons waren nicht dazu angetan, seine Stimmung zu verbessern. Trotzdem versuchte er sich zu beherrschen.
    »War nicht so gemeint, Lanton. Ich bin etwas überarbeitet. Kein Wunder bei der langen Sitzung.«
    »Verständlich, Mister Sullivan!« Der Kleine nickte. »Es hat Kraft gekostet, die Ressortchefs davon zu überzeugen, daß die Wassergewinnungsanlage nicht als Versuchsobjekt, sondern erst als Serienwerk errichtet werden soll.«
    »Was wollen Sie eigentlich, Lanton? Kommen Sie endlich zur Sache!« Lesters Stimme war selbst ihm ein wenig zu laut. Er hatte es nicht nötig, sich gehenzulassen. »Wollen Sie es verantworten, daß wir uns einen Versuchsbau in die Nevada-Wüste setzen lassen, eine Art Investruine, während die Leute in der Sahara aus unseren Fehlern lernen und eine hochmoderne Anlage errichten? Warum nicht anders herum? Warum nicht das Versuchswerk in der Sahara und das Serienwerk bei uns? Warum nicht, frage ich Sie, Lanton!«
    Lester hatte Lust, mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. Es war die gleiche fruchtlose Diskussion wie in der Nachtsitzung. Doch Lantons Finger kam wieder bedrohlich in die Nähe seiner Krawatte.
    »Ich habe schon während der Sitzung zu bedenken gegeben, daß die Verhältnisse in der Sahara weit kritischer sind als bei uns in Amerika. 
    Die Menschen dort können sich keine Fehler leisten, sie brauchen Wasser, viel Wasser.«
    Lester hatte das Bedürfnis einzulenken. »Mag alles richtig sein, Lanton«, sagte er, »aber auch uns kosten Fehler Geld, viel Geld.«
    Einen Augenblick schwieg er, als er bemerkte, daß er Lanton, ohne es zu wollen, kopiert hatte, beobachtete ihn und konnte nicht feststellen, ob der andere die unabsichtliche Bosheit bemerkt hatte. Er nahm sich vor, das Gespräch zu beenden, und wußte doch, daß es ein Versuch mit untauglichen Mitteln werden würde.
    »Ich frage mich, aus welchem Grunde Sie mir das alles jetzt nochmals vortragen.« Er schüttelte den Kopf. »Hat Ihnen die Nachtsitzung nicht dazu ausgereicht? Letztlich haben alle Ressortchefs meinen Vorschlag angenommen. Und ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich meine, daß auch Sie zugestimmt haben.«
    Lanton zögerte einen Augenblick, doch dann beugte er sich weit über den Schreibtisch. »Wir waren alle sehr müde, Mister Sullivan!«
    Lester winkte ab. Er hatte keine Kraft mehr, sich zu streiten. Er fühlte sich leer und ausgebrannt. »Meinen Sie, ich wäre nicht müde?« Er gähnte demonstrativ.
    Endlich begriff der kleine Ressortchef. Er wandte sich zur Tür, konnte es sich jedoch nicht versagen, nochmals auf die eventuellen Folgen des Beschlusses hinzuweisen.
    »Ich bin überzeugt davon, daß Mister Schesternjow...« Seine weiteren Worte schnitt die sich schließende Tür ab. Lester sah, daß Cora Bird, die Hand noch auf der Klinke, eine wütende Grimasse zog.
    Schesternjow, Schesternjow. Natürlich würde er sich nicht über den Beschluß freuen, aber es wäre das erstemal, daß er Vernunftgründen nicht zugänglich gewesen wäre. Und letztlich mußte auch er einsehen, daß Amerika mit einem Versuchsbau genausowenig anfangen konnte wie Nordafrika. Das Ausfallrisiko war einfach zu groß.
    Übrigens wäre es ihm ganz lieb, wenn sich die Vermutung Lantons, Schesternjow würde hier aufkreuzen, bestätigte. Der Leiter des Regionalrates Nord war ein Mann, mit dem sich zu unterhalten eine Freude war. 
    Und vielleicht würde ihn seine Sekretärin, Karin Bachfeld, begleiten. Seit längerer Zeit hatten sie sich nicht mehr gesehen, und das wäre eine Gelegenheit, endlich Klarheit zwischen ihnen zu schaffen.
     
    Gegen Mittag kam ein Telegramm aus Leningrad. Schesternjow akzeptierte den Beschluß ohne Vorbehalte. Dabei gäbe es allerdings

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