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Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Titel: Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoecker
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köstlich …
    Aber wieso sorgtest du dich, ab Meile 56 nur noch Wasser und somit den ein oder anderen Hai vorzufinden? Gönnst du es denen etwa nicht, ein Stück dieser traumhaften Küste mit dir zu teilen? Oder lese ich da einen Anflug von Furcht vor den scharfzahnigen Knorpelfischen zwischen und in deinen Zeilen? Zu deiner Beruhigung kann ich dir mitteilen, dass du dort ohne Weiteres ein erfrischendes Bad hättest nehmen können. Rein statistisch gesehen ist es um ein Vielfaches wahrscheinlicher, aufgrund eines Bienenstiches zu krepieren als an den Folgen eines Haiangriffs.
    Zum Vergleich: Allein in Deutschland ist die Gefahr, der todbringenden Laune eines unkontrollierten Haushaltsgerätes zu erliegen, laut Gesundheitsbericht des Bundes, mit durchschnittlich neun Toten p.a. sehr viel wahrscheinlicher als ein haibedingtes Ableben. Meidest du deswegen Stabmixer und Dampfsauger? Ich schon, jedenfalls seit ich mit zwölf Jahren zum ersten Mal einen Kurzgeschichtenband von Stephen King gelesen habe.
    Weltweit gibt es gerade mal zwischen 50 und 75 Haiattacken im Jahr, wovon dann jedoch nur durchschnittlich 10 einen tödlichen Ausgang nehmen. Für den Menschen jedenfalls. Für Haie sieht die Bilanz wesentlich schlechter aus. Vorsichtige Schätzungen gehen von 60 Millionen Tieren aus, die jährlich den ungleichen Kampf gegen den Menschen verlieren.
    Auf was für einen Höllentrip haben sie dich dort überhaupt geschickt? Während sich deine expeditorischen Vorgänger noch mit übellaunigen Menschenfressern (jedenfalls behaupteten die Entdecker das später), der Unbill der Naturgewalten und anderem Kinderkram herumärgerten, musstest du leibhaftig kämpfen. Mit Handtüchern. Und deinem Namen. Hattest du die Handtücher selbst von den Liegen deines 5-Sterne-Hotels gemopst? Haben es Willenskraft und Geistesgegenwart überhaupt noch zugelassen, an das Trema auf dem »ë« zu denken?
    Vielen Dank, Tobi, dass du dir so viele Sorgen um meine körperliche Unversehrtheit machst. Habe gerade mal bei Google die Stichwörter Haiattacke und Neuseeland eingegeben. 152.000.000 (in Worten: einhundertzweiundfünzig Millionen) Einträge wurden gefunden. Okay: circa …
    Aber ich gebe dir recht: Ein Großteil der Funde dürfte auf die Suche nach »Neuseeland« zurückgehen. Wenn man eine präzisere Recherche mit der Wortkombination »Neuseeland Haiattacke« vornimmt, sind es noch zwei. Einer war 2008, einer 2010. Das sind im Schnitt alle zwei Jahre einer. 2012 ist keiner zu erwarten, da es zur Bestätigung dieser Regel einer Ausnahme bedarf. Also ist 2011 dran, da war noch nichts. Gegen Ende des Jahres wird ein Angriff der Revolvergebissträger also immer wahrscheinlicher, zumal dann dort Frühling ist …
    Bin ich paranoid?
    Zu deiner letzten Frage: Ja!
    Was für ein Abenteuer. Ich wusste, dass man hier in Neuseeland die Form von Abgeschiedenheit finden würde, die man zu Hause nur selten genießen kann:
    Wir fahren gerade seit 2 ½ Stunden über holprige Landstraßen von Paihia zur Ahipara Bay. Wer einen Blick auf die Karte wirft, darf uns mit Recht dort vermuten, wo das von Westen kommende Strandband nach Norden abknickt. Im Auto ein paar Gedanken in die Tasten zu pressen, erweist sich als schwierig, denn die Straßen führen durch sehr abgelegene, hügelige Gegenden. Nach zehn Minuten steigt bereits leichte Übelkeit in mir auf. Und nach der elften geht gar nichts mehr.

    Katie steuert das Wohnmobil, während Regisseur Tommy von der Seite unentwegt auf sie einredet.
    »Und dann mach ich ja was mit Handpuppen, so für Kinder«, sagt er.
    Sie reagiert ganz höflich. »Yes? Oh, amazing!«
    »Und zwar ist das ein Brot …«, erklärt er, von seiner eigenen Erzählung ganz mitgerissen.
    »Amazing!«
    »… das immer depressiv ist!«
    »AMAZING!«
    Ja, sie sind so höflich, die Neuseeländer. Und immer entspannt. Aber ich verstehe nicht, warum Tommy bei anderen so begeistert reden kann und bei mir immer in seinen meditativen Singsang verfällt.
    Ich selbst hocke hinten am Tisch, brav angeschnallt, wie sich das für gute deutsche Verkehrsteilnehmer gehört. Mir gegenüber sitzt Jakob, der in der Werbeagentur für kreativen Input zuständig ist, sozusagen als Creative Cooperator for Creative Cooperation Services. Er ist die Seele des ganzen Projektes. Ein ruhiger Typ, mit einem Hang zur Begeisterung, der nur hin und wieder seine Stimme erhebt. Dann erschrecken sich alle und springen in den nächsten Graben. Nur Tommy sagt: »gute idee machen

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