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Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Titel: Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoecker
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der Welt. Weiter weg kann man nicht sein. Waren das einst Reisen von mehreren Monaten, braucht man dafür heutzutage nur noch Stunden oder Tage. Die Welt rückt zusammen, und Kontinente, die jahrmillionenlang keinen Austausch miteinander hatten, sind jetzt per Flugzeug verbunden. Und ich sitze hier in einem weißen Wohnmobil und blicke durchs Fenster auf eine unendlich grüne Landschaft.
    Irritierend ist für mich der Verkehr. Hier wird links gefahren, was einen rechtsverkehrgeprägten Menschen leicht dazu verführen könnte, zuerst brav nach links zu schauen, was aber falsch ist. Zwar kriegt man so keinen LKW ins Auge, dafür besteht bei jeder Straßenüberquerung ein erhöhtes Risiko, niedergebrettert zu werden.
    Auch ist man verleitet, dem Fahrer an jeder Kreuzung ins Lenkrad zu greifen, weil man denkt, er sei im Begriff, auf die falsche Spur abzubiegen. Dies würde jedoch unweigerlich dazu führen, dass man sich an der Seitenscheibe die Finger bricht, weil der Fahrer ja wiederum rechts von einem sitzt.
    Die Ursache für den skurrilen Brauch, Autos falsch zu bauen und umgekehrt zu nutzen, hat mit der englischen Kolonialvergangenheit zu tun. Überall dort, wo diese Inselbewohner ihre Schiffe schnell genug in den Sand gesetzt haben, fährt man heute links. Die Engländer machen das bekanntlich, weil sie ein Seefahrervolk sind. Wenn sie das Ruder rechts hielten, konnten sie links besser sehen, wie sie anlegen mussten.
    Im Gegensatz zu den Franzosen, welche für den Rest der Eroberungen verantwortlich waren. Bei denen handelte es sich um ein Straßenvolk. Das erkennt man an den traurigen Chanson-Texten, die irgendwie immer nach nächtlichem nassem Kopfsteinpflaster klingen. Auf der Straße ritt man links aneinander vorbei, um nicht aus Versehen mit dem Schwert, das man in der Rechten trug, den Kopf des Entgegenkommenden abzuschlagen.
    Aber eigentlich ist es mir egal, ob der Wagen französischen oder englischen Bautraditionen folgt, mir bietet sich eh nur der seitliche Blick aus dem Fenster, und hier ist kaum einer mit dem Schwert unterwegs.
    Auf Northland erwartet den Besucher eine üppig grüne Landschaft, die es, was ihre gefällige Hügelartigkeit angeht, ohne Weiteres mit dem Schwarzwald oder der Voreifel aufnehmen kann. Dabei erstaunt und begeistert es mich, dass ich hin und wieder eine Palme oder einen Riesenfarn am Straßenrand ausmache. Letztere gehören zu den ältesten Pflanzen der Erde. Die gab’s schon vor 400 Millionen Jahren, als wir noch basale Tetrapoden waren. Interessanterweise schließt sich der Kreis der Evolution in Bonn, denn da steht so ein Farn am Haupteingang des Palmengartens des Botanischen Instituts. Ich fühle mich also wie zu Hause, nur bin ich mir dessen grade nicht bewusst, weil mich die Flut der Eindrücke in ihren Bannschlägt – und weil ich einfach noch nie im Palmengarten in Bonn war …
    Die Bäume sehen auch anders aus als bei uns in Deutschland. Nicht, dass sie nicht wie Bäume aussähen. Ich kann es zwar nicht genau beschreiben, aber sie fühlen sich anders an. Und ich sage das, ohne sie berührt zu haben. Bin ich plötzlich esoterisch geworden? 1 Irgendwie ist das Grün anders, die Blätter fallen anders, die Stämme sind irgendwie anders braun. Es ist einfach toll, und ich kann stundenlang hinsehen, wie bei einem Film, den man schon oft gesehen hat, bei dem einem aber auf einmal tausend neue Sachen auffallen.
    Dann kommen wir an Viehweiden vorbei. Nicht, dass das an sich was Besonderes wäre, immerhin leben hier in Northland knapp 150.000 Leute, und die wollen ja auch was zum Scheren haben.
    Aber auf diesen Weiden sehe ich hölzerne Gebilde.
    Ich halte das Ganze erst für Stätten, an denen einst oder auch heute noch uralte Rituale gepflegt werden. Eingezäunte Wege führen wie in einem Schneckengewinde immer enger nach innen auf eine Rampe zu. Und dann entsteht in mir ein Bild von Schafen. Einer ganzen Herde Schafe, die von fleißigen Hunden zu diesem Gebilde getrieben werden und dann, immer enger zusammengepfercht, ihren einzigen Ausweg in dieser Rampe sehen, durch die nur ein Tier passt. Ihm bleibt nur ein beherzter Sprung von der Rampe auf die Weide, wenn es der Enge entkommen will. Und da wird mir klar: Dies hier ist eine der berühmten Schafzählstellen, hier findet eine andere Art von Hammelsprung statt als der, den wir Deutsche aus dem Bundestag kennen, wenn Ungeschorene versuchen, aus einer uneindeutigen Situation zu entkommen, indem sie eine eindeutige Mehrheit

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