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Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Titel: Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoecker
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als Erstes fest: Es ist schön. Also kann die Konsequenz des Sündigens bei Weitem nicht so schlimm sein, wie gemeinhin befürchtet. Dass es hier allerdings weit kühler ist, als der Begriff Höllenpforte andeutet, lässt mich vermuten, dass es sich bei der Wahl des Namens nur um eine ausgeklügelte Marketingstrategie handelt. 444,72 Grad müsste die Hölle haben, denn diese soll ja laut Offenbarung 21,8 aus flüssigem Schwefel bestehen. Bei solchen Temperaturen hätte ich wohl kaum meine Jacke anbehalten.
    Während unseres Spaziergangs werde ich von schlauen Mitarbeitern, aus herumliegenden Flyern und dank aufgestellter Infowände über diverse geologische Fakten informiert: Die Erdkruste ist an dieser Stelle unseres Planeten nur 2,5 Kilometer dick, das klingt viel, isses aber nicht. In den meisten Gegenden ist die Erdrinde sogar bis zu 40 Kilometer stark.
    An dieser Stelle verspüre ich den Impuls, etwas über die Relation der Schale zur gesamten Kugel erfahren zu wollen: Im Mittel beträgt der Erdradius 6378 Kilometer. Damit verglichen sind die mit 40 Kilometer »dicken« Stellen der obersten Schicht immer noch nicht besonders viel. Nach dem krampfhaften Versuch, einen Dreisatz aufs Papier zu zaubern, gehe ich davon aus, dass es sich dabei um weniger als 0,63 Prozent des Radius handelt. Ohne mich jetzt mit Kernobstpflanzen besonders auszukennen, möchte ich den Vergleich bemühen, dass diese Erdkruste in etwa die relative Dicke der Apfelschale auf dem Weg zum Kerngehäuse einnimmt.
    Wer nun glaubt, der Mensch kenne sein Zuhause bestens, vergisst oft den Keller. Die tiefste Bohrung, die jemals stattgefunden hat, erreichte 1989 auf der russischen Halbinsel Kola eine Tiefe von 12262 Metern und musste dann wegen einer dort herrschenden Temperatur von 180 Grad Celsius abgebrochen werden. Wir Erdlinge haben es also noch nicht mal geschafft, uns durch die Schale unserer Erdenfrucht zu buddeln.
    Weitaus tiefschürfender ist in diesem Zusammenhang allerdings die religiös bedingte Weltflucht einiger Bewohner. Bis heute halten sich in einschlägigen Publikationen hartnäckig Gerüchte, dass bei dieser Gelegenheit versehentlich die Hölle angebohrt wurde. Tonaufnahmen qualvoll jammernder Seelen und das Aufsteigen eines geflügelten Wesens aus dem – mit 21 Zentimetern Durchmesser recht schmalen – Bohrloch, sollen bezeugt worden sein. Warum ausgerechnet Wissenschaftler und Ingenieure eines sich atheistisch gebenden Landes einen Beweis für das Reich des Antichristen liefern sollten, erschließt sich mir nicht auf den ersten Blick. Aber auch als Verschwörungstheoretiker muss man wohl die Feste feiern, wie sie fallen.
    Hast du zufällig eine Idee, wie ich von der Erdkruste, über ein russisches Superloch mit satanischen Qualitä ten den Bogen wieder zu dir nach Neuseeland spannen kann?
    Leider nicht, aber ich habe es mir natürlich nicht nehmen lassen, deine Einwürfe zu überprüfen. Zunächst einmal freue ich mich, dass du im Prozentrechnen richtig gut bist. Die Suche im Internet danach, wie dick eine Apfelschale wirklich ist, um deinen Vergleich zu überprüfen, erweist sich als weitaus schwieriger.
    Leicht war es hingegen, festzustellen, dass die Bezeichnung »Kernobst« zwar schnell dahingesagt ist, dann aber doch der näheren Erläuterung bedarf: »Kernobst« ist die Bezeichnung der Pflanzenart, auch Pyrinae genannt, diese gehört zur Familie der Rosengewächse. Das erstaunt mich allerdings, habe ich mir doch beim Apfelbaumklettern recht selten Stachelverletzungen zugefügt. Die Frucht dieser Pflanzen, also der Apfel, um den es geht, wird hingegen Sammelbalgfrucht genannt. All diese Informationen sind aber nur da, um die Zeit zu überbrücken, die ich brauche, um herauszufinden, welche wirkliche Dicke eine Apfelschale hat.
    Genauso verhält es sich mit der erstaunlichen Information, dass, würde es keine Pilze auf der Erde geben, die Erdkruste aus 65 Kilometer dickem Humus bestehen würde. Dieser Wissensbrocken stammt leider nur aus einer Nebenbemerkung in einem Forum, du solltest mich also besser nicht zitieren.
    Der Begriff Apfelschale findet sich im Netz leider nur in Vergleichen mit der Erdkrustendicke. Ich frage mich, ob das mit dem Apfel wirklich jemals jemand nachgemessen hat. Mein Vater hat dieses Beispiel schon gewählt, um mich in den abendlichen Schlaf zu reden, weil ich mal wieder Angst hatte, der Mensch würde die Erde anbohren und ich dann verbrennen. Er beruhigte mich damit, dass der Mensch noch nicht

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