Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)
gekostet. Aber Fritz steckte mir schnell noch ein Schnittchen zwischen die Zähne und wickelte es mir um die Zunge.
Elke gab kurze Zeit später auf und wählte die klassische Variante: Sie sprach einfach ohne Bilder.
»Dann eben so: Hallo!«
Jeder stellte sich jetzt erst mal kurz mit dem vor, was er tut, dann lange mit dem, was er alles getan hat, und dann sehr schwurbelig mit dem, was er noch zu tun gedenkt.
Ich war schon bereit, das Wollknäuel zu empfangen, das bei solchen Gelegenheiten gern mal von Person zu Person geworfen wird, und bereitete mich darauf vor, die Namen meiner Vorredner wie bei einem Kennenlernspiel zu wiederholen. Man erinnert sich ja: Am Ende bildet sich aus den Wollfäden ein Netz und einer legt sich drauf.
»Schön, dass du Interesse hast, das zu übernehmen«, begann Elke. »Hier die Idee: Der Kunde TNZ wünscht die Awareness des Products zu raisen. Durch einen entsprechenden Content wird der Claim gehypt und du als Testimonial wirst den Response in den vier Phases, Pre, Proof, Travel, Follow Up…«
Ich musste lachen.
»Sorry«, sagte ich, und man belehrte mich, dass hier ein Ball geworfen würde, und derjenige, der ihn hätte, dürfte reden.
»Aha«, antwortete ich und redete weiter, »…es ist sehr schön hier, aber ihr erfüllt gerade alle Klischees, die es über Werbeagenturen gibt. Es ist so geil.«
Schwups – diesmal war es ein Pfirsich-Maracuja-Saft, der mich am Weiterreden hinderte.
Elke schaute verunsichert zu mir herüber.
»Das wird bestimmt in irgendeinem Programm oder Buch von dir auftauchen.«
»Nein, niemals«, schwor ich ihr.
Im weiteren Gespräch erwies sich, dass die Mitarbeiter aus der Werbebranche Humor besaßen. Sie konnten über sich selbst lachen, und ich lernte eine Menge neuer Wörter. Die Stimmung war angenehm.
Die Idee der »Campaign« war tatsächlich ganz »easy«: User (Nutzer) im Internet (Zwischennetz) schlagen per Webapplikation (programmierte Internet-Webseite) Content (Inhalt) der Tour (Reise) vor, die ich (ich) dann mache. Also der Internetnutzer (user) gibt mir (mir) quasi Aufgaben (ToDos).
So endete das erste Treffen damit, dass wir uns mit der Werbeagentur einig wurden und gegenseitig wünschten, es möge ein toller, emotionaler Neuseeland-Trip werden. Ich freute mich nun nicht nur auf die Reise selbst, sondern auch auf die Vorbereitung. Denn es standen diverse Treffen bevor, bei denen neue Sheets (Papers) vorgestellt und beim »ppm« dann Dinge »gefixed« werden sollten, um sie später wieder zu »cutten«, zu »erasen« oder zu »stoppen«. Das war angeblich Deutsch!
Doch all diese Erinnerungen verblassen als wir von dem kleinen Städtchen Rotorua aus am Ostufer des Lake Rotorua entlang nach Norden fuhren. Ein kurzer Blick ins mobile Endgerät, das das Wissen der Welt in meine Hände legt, sagt mir, er sei der zweitgrößte See Neuseelands und deswegen kreisrund, weil er in seinem ersten Leben ein Vulkan war. Als dieser erstarb, lief sein Kessel mit Wasser voll, und so ist er nun ein See. In der Mitte des Sees befindet sich eine Erhebung. Sie ist ein erstarrterLava-Dom des ehemaligen Vulkans, entstand also durch die Eruption zähflüssiger Lava.
Schon der See mit Insel lässt vermuten, dass hier, direkt unter uns, einiges los ist. Tektonische Aktivitäten sind in Neuseeland keine Besonderheit. Das ist nicht erst seit dem Beben im Februar 2011 in Christchurch bekannt, welches mit seiner Stärke von 6,3 auf der Magnitudenskala 185 Tote und mehrere Tausend Verletzte forderte sowie unzählige Häuser beschädigte.
Auf Höhe der Insel Mokoia Island, wie der Lava-Dom heute heißt, biegen wir rechts ab und kommen zu unserem Ziel. Erster Eindruck: Touristen-Nepp. Große Schilder weisen aufParkplätze und Menü-Angebote hin. Am Eingang werde ich erst mal durch einen Souvenir-Shop geführt, und bevor ich auf das eigentliche Gelände komme, spaziere ich durch den Restaurationsbereich, der den eleganten Charme einer Krankenhauskantine der Siebzigerjahre versprüht.
Spätestens, als ich die ersten unglaublich netten Mitarbeiter treffe und die erste Teetasse vor mir steht, verschwindet dieser Eindruck jedoch, ich genieße die private Gastfreundschaft. Zunächst werden wir von einer Frau empfangen, die uns an einen älteren Herrn weiterreicht, der uns zu einem jungen Mann führt, der – ja, der entpuppt sich dann als unser Führer für den Tag.
Der geht auch direkt mit uns in und durch die Hölle.
Als wir dort entlanglaufen, stelle ich
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