Am Sonntag blieb der Rabbi weg
unvorbereitet dastehen, falls der Rabbi die Frage aufs Tapet bringt, und wir wollten wissen, was der Vorstand dazu meint … Ich persönlich bin dafür, dass wir ihm das Jahr von uns aus freigeben, ehe er überhaupt danach fragt.»
Sogleich setzte eine stürmische Diskussion ein.
«Viele Synagogen geben überhaupt kein Sabbatjahr …»
«In der Gemeinde meines Bruders hat der Rabbi zwar ein Jahr freibekommen, aber der war zwanzig Jahre in der Gemeinde …»
«Bei Universitätsprofessoren ist es auch üblich …»
«Ja, aber nur, wenn sie eine wissenschaftliche Arbeit …»
«Meine Frau sagt, die Rabbitzin hat erzählt, sie wollten nach Israel fahren. Das klingt doch vernünftig für ein Sabbatjahr – für einen Rabbi …»
«Was hat er das nötig? Schließlich hat er den ganzen Sommer frei. Wenn ich mir das leisten könnte …»
Mr. Wasserman meldete sich zu Wort. «Das siebte Jahr ist etwas ganz Besonderes, das Sabbatjahr … Was ist das eigentlich – Sabbat? Das haben wir doch in die Welt gebracht, oder? Sechs Tage soll man arbeiten und am siebenten ruhen … Früher haben die Leute sieben Tage die Woche gearbeitet; aber wir haben das abgeschafft. Und die ganze Welt hat’s akzeptiert – ein Tag in der Woche ist Ruhetag … Der Einzige, der keinen Ruhetag hat, ist der Rabbi. Am Sabbat ruhen wir aus, er aber muss arbeiten. Und auch an den Wochentagen. Unser Rabbi, das ist ein Gelehrter. Er studiert Tag und Nacht. Und wenn er nicht über seinen Büchern sitzt, muss er Reden halten oder an Sitzungen teilnehmen; da ist mal eine Bar-Mizwah , dann eine Trauung oder, Gott behüte, ein Begräbnis … Er kann sich nur ausruhen, wenn er einmal weit weg ist von der Gemeinde. Ich finde, wir müssen dem Rabbi diesen Sabbat schenken, wenn er ihn verlangt. Er muss sich auch mal von der Gemeinde erholen.»
Niemand sagte ein Wort. Schließlich brach Paff das Schweigen, indem er in seinem tiefen Bass Dr. Edelstein etwas zumurmelte.
«Was ist los?» Gorfinkle sah auf. «Haben Sie etwas gesagt, Mr. Paff?»
«Ich hab nur gesagt», dröhnte Paff, «dass es andersherum ebenfalls stimmt – manchmal muss sich auch die Gemeinde vom Rabbi erholen …»
Brennerman grinste. Edelstein kicherte. Jacobs platzte laut los … Sie lachten eine ganze Weile.
«Da ist was dran, Meyer», brachte Gorfinkle endlich heraus. «Weiß Gott – diesmal haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen!»
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