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Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Titel: Am Sonntag blieb der Rabbi weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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doch, Moose sei wegen eines Jobs nach Boston gefahren … Offenbar hat er ihn bekommen.»
    «Möglich», sagte Lanigan zögernd. «Ja, vielleicht waren die vierzig Dollar eine Art Startkapital. Aber was hat das mit seinem Tod zu tun? Und mit Begg?»
    «Moment, Moment!», bremste der Rabbi vorwurfsvoll. «Wir sind noch nicht fertig mit Mooses weiteren Unternehmungen!»
    «Ach so? Was hat er denn noch unternommen?»
    «Er ist nach Barnard’s Crossing zurückgefahren und geradewegs zu Begg gegangen.»
    «Aha … Noch etwas?»
    Der Rabbi schüttelte den Kopf. «Ich habe den Jungen nicht gekannt, aber … Schauen Sie mal: das unmäßige Trinken, sein ganzes Verhalten während des Picknicks und später in der Villa – alles das lässt darauf schließen, dass er sich in einem euphorischen Zustand befand. Außerdem ist er nicht zum Abendbrot zu Hause gewesen – ein schweres Vergehen bei den Carters. Mit anderen Worten: Er hatte alle Hemmungen abgelegt; er hatte keine Angst mehr vor seinem Vater. Und es ist nun nahe liegend, dass dies mit dem neuen Job zusammenhing; dass er sich plötzlich frei von der früheren Abhängigkeit fühlte.»
    «Aha», sagte Lanigan noch einmal. Sarkastisch fuhr er fort: «Und Begg? Was hat Begg getan? Wohin ist er gegangen, nachdem er mit Moose fertig war?»
    «Ja … Also, das ist nun reine Spekulation», erklärte der Rabbi pedantisch.
    «Na, Sie werden doch jetzt nicht aufgeben? Bisher hatten Sie doch auch keine Hemmungen in dieser Beziehung.»
    «Also gut …» Der Rabbi ging nicht auf die Bemerkung ein. «Ich denke, Begg ist zu Wilcox gegangen. Die Tatsache, dass Moose gleich nach seinem Besuch bei Wilcox den alten Begg aufsuchte – gleich nachdem er offensichtlich angeheuert worden war also, diese Tatsache lässt darauf schließen, dass Begg ebenfalls mit Wilcox in Geschäftsverbindung gestanden hat – als Agent oder als Partner. Wenn er Agent war, hat er sich bestimmt gegen die neue Konkurrenz in seinem Bezirk gewehrt. Und wenn er Partner war, hat er vielleicht aus anderen Gründen Einwände gegen Mooses Einstellung erheben wollen – er kannte ihn schließlich.»
    Lanigan lehnte sich zurück und sah den Rabbi schweigend an. Schließlich sagte er: «Wissen Sie, wenn Sie jetzt auch noch die eine oder andere Tatsache anbringen könnten …»
    Der Rabbi grinste freundlich. «Ich habe Ihnen ja gleich gesagt, es ist die reine Spekulation … Aber wenn wir es mal vom anderen Ende her anpacken, dann klingt es doch ziemlich plausibel. Zum Beispiel hätten wir hier zum ersten Mal ein glaubhaftes Motiv für den Mord an Moose: Als Begg das Haus verließ, muss Moose klar gewesen sein, wohin er gehen würde Er hätte also sofort gewusst, wer Wilcox umgebracht hatte.»
    Lanigan starrte den Rabbi an. «Jetzt lassen Sie Begg also auch noch Wilcox umbringen …» Er seufzte.
    «Es passt ins Bild.»
    «Und die Beweise?»
    «Beggs Fingerabdrücke in Wilcox’ Wohnung, zum Beispiel.»
    Lanigan schüttelte den Kopf. «Nicht nach einer Woche. Bei den vielen Beamten, die da rumgewühlt haben …»
    «Moment mal – haben Sie nicht etwas von einer Frau gesagt, die den Mörder von Wilcox gesehen hat?»
    « Ja. Madelaine Sowieso … Spinney. Madelaine Spinney. Die Kollegen in Boston haben sich einiges von ihr versprochen, weil sie Moose nach einem alten Zeitungsfoto erkannt hat. Aber sie hat ihn wohl nur erkannt, weil das Bild ein anderes Format hatte als die Fotos in der Verbrecherkartei – weil es anders war … Sie ist nicht besonders helle. Sie hat sich vielleicht auch unterbewusst an andere Fotos aus Mooses Footballtagen erinnert. Den Mörder hat sie auf alle Fälle nicht beschreiben können, und vermutlich könnte sie ihn auch nicht identifizieren.»
    Der Rabbi sagte langsam: «Aber vielleicht würde doch der Mörder diese Madelaine identifizieren …?»
57
    «Sein Wagen steht in der Auffahrt? Gut; dann ist er zu Hause.» Im Sprechfunkgerät sagte jemand Ende. Lanigan stellte es ab.
    «Also, wie packen wir’s an, Chief?», fragte der Beamte aus Boston.
    «Sie fahren bis zum Haus und halten an, ohne den Motor abzustellen», sagte Lanigan. «Wie jemand, der nur eben nach dem Weg fragen will. Dann steigen Sie aus, Madelaine. Knöpfen Sie Ihren Mantel zu und schlagen Sie den Kragen hoch … Ja, so. Den Kopf ein wenig mehr gesenkt … Gut! Sie gehen zum Haus und klingeln. Wenn er öffnet, nehmen Sie den Kopf hoch – er soll Sie genau ansehen können, aber nicht zu früh … Dann fragen Sie ihn, wo es nach

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