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Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Titel: Am Sonntag blieb der Rabbi weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Ihnen dann verdächtig vorgekommen?»
    «Erstens einmal besteht seine Kundschaft fast ausschließlich aus Halbwüchsigen. Er verkauft ihnen Sodagetränke und Papierwaren, und manchmal spielen sie am Flipperkasten; Sie kennen ja den Laden sicherlich; er ist gar nicht so klein. Da habe ich mich gefragt: Wie kann er davon leben und auch noch die Miete bezahlen? Weiter: Als Moose zu der Picknickgruppe stieß, konnte er nur von Beggs Haus kommen – die Flut war am Steigen, und es war der einzige Weg auf die Halbinsel. Als dann die Jungen einbrachen und Angst hatten, vom Nachbarhaus aus gesehen zu werden, hat Moose sie beruhigt und gesagt, Begg würde ihnen bestimmt nichts tun – ausgerechnet Begg, ein stadtbekannter Stänkerer … Warum war Moose so sicher? Weil er genau wusste, dass Begg weggegangen war – vermutlich sind die beiden gleichzeitig aufgebrochen. Ja, und schließlich habe ich auf Begg getippt, weil es mir sonderbar vorkam, dass er wegen einer brennenden Lampe bei der Polizei anrief. Er ist schließlich alles andere als schüchtern; warum hat er nicht selbst nachgesehen, was los war?»
    «Sie meinen also, in der Hillson-Villa gibt es ein Marihuanalager?»
    «Ich würde sagen, es gab eines. Vermutlich hat er das Zeug fortgeschafft, ehe er die Polizei anrief. Eben deshalb ist er in das Haus hinübergegangen … Wo er seinen Vorrat jetzt hat, das weiß ich natürlich nicht. In seiner Wohnung bestimmt nicht.»
    Lanigan sagte: «Ist Ihnen klar, Rabbi, dass wir ihm überhaupt nichts nachweisen können? Selbst wenn wir seine Fingerabdrücke in der Villa finden – er ist schließlich der Hausmeister.»
    «Fragen Sie ihn doch, wie das mit dem Licht war, das er gesehen haben will.»
    Lanigan stand wieder auf und wanderte im Zimmer auf und ab. «Das ist kein Beweis … Er braucht nur steif und fest zu behaupten, er hat es eben gesehen. Oder er hat gemeint, es zu sehen – kein Mensch kann verurteilt werden, weil er behauptet, ein Licht gesehen zu haben, das er gar nicht sehen konnte. Irren ist menschlich – der Scheinwerfer eines Wagens, das Licht einer Straßenlaterne … Schade, Rabbi, aber hier kommen wir mit Ihrem Talmud auch nicht weiter.»
    «Wir könnten es immerhin versuchen.»
    Lanigan horchte auf. «Wie denn?»
    «Nun, da ist ja auch noch dieser Mann, der am selben Tag in Boston umgebracht wurde. Nehmen wir ihn doch ein wenig unter die Lupe …»
    «Wilcox?»
    «Ja, Wilcox … Wir wissen, dass Moose bei ihm war – er hatte die beiden Zwanzig-Dollar-Noten in der Tasche.»
    «Und das Rauschgift.»
    «Das könnte auch aus einer anderen Quelle stammen. Aber die beiden Banknoten stammen aus einer Serie fortlaufend nummerierter Scheine; sie können nur von Wilcox kommen.»
    «Stimmt. Weiter!»
    «Wie ist Moose in ihren Besitz gekommen?», fragte der Rabbi.
    «Wie meinen Sie das?»
    «Entweder er hat sie genommen, oder man hat sie ihm gegeben.»
    «Ach so. Ganz offensichtlich hat sie ihm Wilcox gegeben. Wenn er sie gestohlen hätte, würde er sich kaum mit zweien begnügt haben.»
    «Ja, eben. Und wofür hat er sie bekommen? Wohlverstanden, es waren immerhin zwei Zwanziger.»
    «Wofür? Keine Ahnung.»
    «Passen Sie auf. Angenommen, Moose hat im Laufe des Gesprächs erwähnt, er sei pleite. Dann ist es vorstellbar, dass sich Wilcox bereit erklärt hat, ihm etwas zu pumpen. Normalerweise wären das ein, zwei Dollar gewesen, vielleicht auch fünf, oder meinetwegen sogar zehn. Und selbst wenn Wilcox nur Zwanzigerscheine bei sich hatte, würde er ihm höchstens einen davon gegeben haben. Aber er hat ihm vierzig Dollar gegeben … Was bedeutet das?»
    Lanigan schüttelte den Kopf. «Ich passe.»
    «Es bedeutet, dass es sich um Bezahlung für etwas handelt. Da Moose aber pleite war und kaum etwas im Gegenwert von vierzig Dollar bei sich gehabt haben dürfte, das für Wilcox von Interesse war, müssen wir annehmen, dass es eine Vorauszahlung war, ein Vorschuss.»
    «Ein Vorschuss worauf?»
    «Natürlich kann man das nicht mit Sicherheit sagen. Aber haben Sie nicht erwähnt, dieser Wilcox sei in eine Rauschgiftaffäre verwickelt?»
    «Die Bostoner Polizei ist davon überzeugt.»
    «Schön. Und nachdem Sie eine nicht ganz unbeträchtliche Menge Marihuana in Mooses Besitz gefunden haben, und Jenkins überdies zugibt, dass er ihm zehn Marihuanazigaretten weggenommen hat, da bin ich nun der Meinung, dass es sich bei dem Geld um einen Vorschuss auf ein festes Gehalt oder auf eine Provision handelt. Mrs. Carter erzählte

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