Am Strand von Malibu
sondern ins Bett ging und sofort einschlief.
Um vier Uhr nachts wachte sie hungrig auf. In England wäre es jetzt Zeit zum Mittagessen gewesen. Olivia verzehrte das Weißbrot mit Kräuterbutter - das Einzige, was man von dem Essen noch genießen konnte - mit großem Appetit und legte sich wieder schlafen. Sie konnte nur hoffen, dass sie sich möglichst schnell an die acht Stunden Zeitunterschied gewöhnte.
Als sie das nächste Mal wach wurde, ging gerade die Sonne auf. Olivia ging zum Fenster und beobachtete das herrliche Farbspiel. Sie konnte es immer noch nicht richtig fassen, dass sie wirklich in Kalifornien war. Sie ließ sich ein reichhaltiges Frühstück kommen, setzte sich an den Tisch am Fenster und genoss das Essen, den Sonnenschein und den herrlichen Ausblick.
Um acht Uhr war sie fertig angezogen und hatte auch schon ihre Koffer ausgepackt.
Olivia hatte sich für ein kurzes, schlichtes Baumwollkleid in Apfelgrün entschieden, und die Haare hatte sie mit einem Tuch zurückgebunden, da eine andere Frisur nach dem Waschen sowieso nicht hielt.
Olivia stand vor dem Spiegel und war sich unsicher. War sie nicht zu freizeitmäßig gekleidet? War der Rock nicht zu kurz und der Ausschnitt zu tief? Hätte sie doch lieber das Kostüm anziehen und ihr Haar mit Gel bändigen sollen? Sie seufzte und drehte sich um.
Sie durfte sich jetzt nicht mit Kleinigkeiten verrückt machen und musste sich auf das bevorstehende Interview konzentrieren. Aber vor neun Uhr würde Bonnie sie bestimmt nicht abholen.
Um die Zeit zu überbrücken und sich abzulenken, verließ sie ihr Zimmer, um das Hotel zu erkunden. Erstens war sie neugierig, und zweitens musste sie schließlich wissen, wo sie was finden konnte.
Als sie aus dem Fahrstuhl ins Foyer trat, stellte sie erstaunt fest, dass schon reger Betrieb herrschte. Ihr fiel wieder ein, auch schon in New York bemerkt zu haben, dass die Amerikaner ein gemeinsames Frühstück gern für geschäftliche Besprechungen nutzten.
Dies schien auch in ihrem Hotel der Fall zu sein. Kleine und große Gruppen tadellos gekleideter Frauen und Männer mit Aktenkoffern und Ledermappen kamen durch die Drehtür und gingen auf die Terrasse.
Unwillkürlich fiel ihr Joe Castellano ein. Ob er hier wohl auch verkehrte?
Wahrscheinlich nicht. Und noch unwahrscheinlicher war es, dass er kam, um nach ihr zu suchen. Energisch verscheuchte sie diese Gedanken und schlenderte weiter. Sie entdeckte einen palmenbestandenen Innenhof, in dem sie Wasser glitzern sah. Fasziniert ging sie dorthin.
Es handelte sich um einen riesigen Swimmingpool. Am Beckenrand standen Liegen und gestreifte Sonnenschirme. Auch für Handtücher und Badelaken war gesorgt. Es war ein Ort, an dem man es bestimmt selbst in der größten Hitze gut aushalten konnte. Sie freute sich schon darauf, hier einige schöne Stunden zu verbringen. Olivia musste über sich lächeln. Sie benahm sich wie eine Touristin und hatte ganz vergessen, dass sie zum Arbeiten hierher gekommen war.
So unwahrscheinlich es auch war, dass sie Joe Castellano jemals wieder begegnen würde, so dankbar war sie jedoch, ihn am Vortag getroffen zu haben. Er hatte sie vor Dummheiten bewahrt. Sonst hätte sie sich sicherlich in den Schlaf geweint oder schlimmer noch - versucht, Richard anzurufen. Inzwischen war es ihr egal, ob sie Richard wieder sah oder nicht. Sie konnte gelassen ihre Arbeit beginnen.
So ganz stimmte das natürlich nicht. Sie würde gern mit Richard sprechen. Aber nur, um zu erfahren, wie es ihm ging. Schließlich kannte sie ihn sehr gut, und sein Schicksal lag ihr am Herzen. Sie wusste aber auch, dass Richard dagegen an ihrem Wohlergehen nicht im Geringsten interessiert war. Er hatte sie kaltblütig verlassen und damit tief verletzt. Ein zweites Mal würde ihm das bestimmt nicht gelingen.
Wieder auf ihrem Zimmer, erhielt sie einen Anruf von der Rezeption, dass sie um zehn Uhr im Foyer sein möchte, da sie abgeholt werde. Das gab ihr gerade noch genug Zeit, die Haare zu einem französischen Zopf zu flechten und Kassettenrekorder, Notizbuch und Stifte einzupacken. In allerletzter Minute entschied sie sich noch, ihre goldenen Kreolen anzulegen, und war pünktlich in der Empfangshalle.
„Olivia?"
Sie beobachtete gerade einen kleinen Jungen, der sich von der Hand seiner Mutter losgerissen hatte und sich jetzt weinend ans Hosenbein des Obers klammerte, der die Getränke servierte. Überrascht drehte Olivia sich um und blickte fassungslos in Richards
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