Am Tag, als die Liebe kam
wenn Ihre Großmutter die Schenkungsurkunde unterzeichnet hat.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß immer noch nicht, warum ich mich auf diesen verrückten Plan eingelassen habe.“
Das Restaurant war Teil eines Hotelkomplexes, und Alex hatte Mühe, eine Parklücke zu finden. „Ich werde mich lieber erkundigen, ob wir noch einen Tisch bekommen können“, meinte er.
Louise sah sich um. „Was für eine schöne Anlage!“
„Ich verbringe hier ab und zu das Wochenende“, erklärte er. „Es ist ein verschwiegenes, idyllisches Haus, die Zimmer sind schön, und das Essen ist ausgezeichnet.“
Louise errötete. Hier vergnügte er sich also mit seinen Geliebten. Nachdenklich blickte sie ihm nach. Natürlich würde er seinen Lebenswandel während ihrer Scheinehe nicht ändern, das hatte er betont. Aber was kümmert mich das, redete sie sich ein. Meinetwegen kann er jedes Wochenende mit einer anderen Frau verbringen. Hauptsache, er verschont mich mit seiner Gegenwart.
Alex kam sofort wieder und reichte ihr eine Schlüsselkarte. „Ich habe für Sie ein Zimmer genommen, damit Sie sich frisch machen können. Tun Sie etwas für Ihr Gesicht, ich möchte nicht verdächtigt werden, Sie misshandelt zu haben.“
„Natürlich nicht. Erpressung und Betrug unter Freunden ist dagegen lediglich ein Kavaliersdelikt!“ spottete sie.
„Schön, dass Sie uns als Freunde bezeichnen“, erwiderte er trügerisch sanft. „Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Haben Sie vielleicht auch einen Rock oder ein Kleid dabei und könnten sich umziehen?“
„Nein!“ Kampflustig sah sie ihn an. „Ich wollte die nächsten Wochen zwischen Schweinen und Schafen verbringen, falls Sie es vergessen haben sollten.“
Er zuckte die Schultern. „Es ist auch egal. Sie brauchen sowieso eine komplett neue Garderobe, das werden wir gleich diese Woche in Angriff nehmen. Nein, darüber lasse ich nicht mit mir verhandeln!“ fuhr er ungerührt fort, als sie protestieren wollte. „Sie werden ein anderes Leben als gewohnt führen und brauchen Beratung, weil Sie gar nicht wissen, welche gesellschaftlichen Verpflichtungen Sie erwarten. Und noch etwas: Entfernen Sie bitte das Band aus Ihrem Haar. Offen mag ich es viel lieber.“
„Und warum, bitte sehr, sollte mich das interessieren?“ fragte sie mühsam beherrscht.
„Weil ich ab sofort das Kommando habe, Darling. Wenn Sie nicht mehr aussehen wie ein zerrupftes und aus dem Nest geworfenes Vögelchen, dürfen Sie zu mir in die Bar kommen. Was darf ich Ihnen zu trinken bestellen?“
Louise legte den Kopf zurück. „ Sie haben doch das Kommando!“ Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, ging sie an ihm vorbei ins Hotel.
Im Badezimmer atmete sie erst einige Male tief durch, bevor sie es wagte, einen Blick in den Spiegel zu werfen. Sie erkannte sich kaum wieder. Ihre Augen waren vom Weinen stark gerötet, ihr Gesicht dagegen umso blasser. Kaltes Wasser allein half da auch nicht weiter, und sie musste schon zu Puder, Rouge und Lippenstift greifen, um wieder einigermaßen präsentabel auszusehen.
Schließlich löste sie das Band im Nacken und bürstete ihr Haar, bis es duftig ihr Gesicht rahmte. Schon besser, dachte sie, obwohl ich eher einer Schaufensterpuppe als der natürlichen und lebensbejahenden Frau gleiche, die ich gestern noch gewesen bin.
Niemand, schon lange keine lebenskluge alte Dame, würde glauben, dass sich der weltgewandte Alex ausgerechnet in sie, die nichtssagende Louise Trentham, Hals über Kopf verliebt hatte. Ihr Charme hatte noch nicht einmal gereicht, um einen Durchschnittsmann wie David zu bezaubern.
Für Lily dagegen wäre es ein Leichtes gewesen, die ihr zugedachte Rolle überzeugend zu spielen. Sie hätte es genossen, das Geld mit vollen Händen ausgeben zu dürfen und mit Schmuck und teuren Kleidern verwöhnt zu werden. Und viel wichtiger noch, durch ihre makellose Schönheit wäre sie selbst in Alex’ Kreisen aufgefallen, und jeder hätte ihn um sie beneidet.
Bestimmt hätte er sich irgendwann sogar in Lily verliebt, dachte Louise, als sie die Bürste zurück in die Tasche steckte. Aber dazu konnte es jetzt nicht mehr kommen – Davids wegen …
Sie seufzte und machte sich auf den Weg in die Bar. Alex saß an einem Einzeltisch am Fenster und stand höflich auf, als sie sich näherte. Da vor dem Tisch kein Stuhl stand, musste sie sich neben ihn auf die Bank setzen. Kaum hatte sie es getan, brachte ein Ober eine Flasche Champagner in einem
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