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Am Tor Zur Hoelle

Am Tor Zur Hoelle

Titel: Am Tor Zur Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Anshin Thomas
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allmählich, von jenem Ort, an dem ich hinweggefegt wurde und außer Kontrolle geriet, zu einem Ort überzuwechseln, an dem ich vielleicht einige nicht sehr freundliche Worte ausstieß und nicht sehr freundliche Gesten machte. Dieses Verhalten scheint ziemlich unschuldig zu sein, doch es ist immer noch ziemlich aggressiv, es wässert immer noch die Saat der Gewalt. Wenn ich heute diese Art von Wut in mir aufwallen spüre, wird sie mir zu einer Glocke der Achtsamkeit, die mich einlädt, nicht unmittelbar zu reagieren, sondern innezuhalten, zu atmen, zum Beobachter zu werden. Das ist die Essenz der Meditation. Doch durch diese Praxis allein geht meine Wut nicht fort; sie wird bleiben, und darum besteht ein weiteres hilfreiches Werkzeug spiritueller Praxis für mich im Reden, in der Übung achtsamer Rede, im Reden über meine Gefühle, und zwar mit Menschen, die mir nahe sind. Vielleicht muss ich einen Tag lang reden, vielleicht auch zwei; vielleicht werde ich zwanzig Jahre lang reden müssen. Es spielt keine Rolle. Wichtig ist einzig, dass ich rede, dass ich das, was mich im Leiden gefangen hält, wahrhaftig mit anderen teile. Und dann wird sich meine Wut langsam, langsam verflüchtigen. Der Zorn wird von Mitgefühl ersetzt. Da sind all die Menschen, die in einem Tempo fahren, das jeden Moment zum Tode führen kann, die sich hetzen und eilen, um ihr Leben zu leben und die in ihren Autos wie in gepanzerten Transportfahrzeugen voneinander getrennt sind. Haben Sie je bemerkt, wie viel schwieriger es ist, beim Autofahren grob zu werden, sobald Augenkontakt hergestellt ist?
    Kampf ist der kollektive Ausdruck individuellen Leidens
    Es gibt keinen Unterschied zwischen unseren Gefühlen von Aggression und Krieg. Krieg ist nicht etwas, das draußen existiert, außerhalb unserer selbst, in Gebieten, die Bosnien, Kosovo oder Irak heißen; Krieg ist nicht etwas, das vor sechzig Jahren in Deutschland geschehen ist oder vor dreißig Jahren in Vietnam. Unsere Wut und unsere Aggressivität lassen sich nicht vom Krieg trennen. Krieg und Aggression sind etwas, das jeden Tag geschieht, das jetzt gerade geschieht. Denken Sie darüber nach: Im Umkreis eines Kilometers von dort, wo Sie im Augenblick dieses Buch lesen, ereignet sich mit großer Sicherheit gerade ein Akt der Gewalt. Vielleicht wird in diesem Augenblick ein Kind missbraucht, eine Frau geschlagen. Vielleicht wird jemand geistig gefoltert oder emotional ausgebeutet. Vielleicht prügeln sich gerade einige Menschen oder schreien sich wütend an. Vielleicht liegt ein Mensch betrunken und hungrig auf der Straße und ein Passant beschimpft ihn oder misshandelt ihn beim Vorübergehen. Das ist Krieg. Das ist die Natur des Leidens.
    Krieg beginnt nicht mit einer Kriegserklärung und endet nicht mit einem Waffenstillstand. Ein Krieg ist niemals vorbei; die Folgen eines Krieges nehmen nie ein Ende. Krieg ist kein Phänomen, das einfach geschieht. Ich begreife die Kämpfe heute als einen kollektiven Ausdruck individuellen Leidens. Ein Kind, das von den Eltern geschlagen wurde, leidet an Kriegsfolgen. Und diese Folgen werden das Kind niemals verlassen, und diese Realität wird sich auf sämtliche Beziehungen des Kindes mit anderen Menschen auswirken. Ich habe in einem Krieg gekämpft. Ich war als Soldat im Krieg. Ich war direkt verantwortlich für den Tod von Hunderten von Menschen. Ich war ein Mörder. Obwohl ich das jetzt nicht mehr bin, darf ich diesen Teil von mir nicht zurückweisen, denn dann riskiere ich, ihn fortwährend neu zu inszenieren.
    Ich hatte einst enorme Schuldgefühle, weil ich den Krieg in Vietnam überlebt habe: Warum hatte ich überlebt, wo so viele andere gestorben waren? Diese Schuld ist nicht fort. Ich trage sie immer noch in mir, aber durch die spirituelle Praxis hat sich meine Beziehung zu dieser Schuld sehr verändert. Viele Menschen, die die gleichen Erfahrungen durchlebt haben wie ich, sind heute tot. Sie haben Selbstmord begangen, von ihrem Leiden zermalmt. Viele andere versuchen immer noch, vor ihrem Leiden davonzulaufen, und ihr Leben ist chaotisch. Viele versagen in ihren persönlichen Beziehungen, viele leiden an Alkohol- oder Drogenabhängigkeit oder sind krank, und sie sind nicht in der Lage, die Beziehung zwischen ihrem Zustand und dem Krieg zu erkennen. Das amerikanische Volk verabscheut Vietnam-Veteranen kollektiv, weil diese uns nicht vergessen lassen, dass Krieg

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