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Am Tor Zur Hoelle

Am Tor Zur Hoelle

Titel: Am Tor Zur Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Anshin Thomas
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interniert seien. Die Antwort lautete: »Zu eurem Schutz.« Der Erzähler berichtete, dass diese Antwort eine weitere Frage nach sich gezogen hätte: »Warum sind dann die Gewehre auf
uns
gerichtet?«
    Bei zwei separaten Aktionen, eine im Jahr 1943, die andere im Jahre 1944, wurden sämtliche Juden Venedigs festgenommen und zum Marktplatz des alten jüdischen Viertels gebracht und von dort aus in die Todeslager deportiert.
    An diesem Ort zündete ich Weihrauch an, machte drei Niederwerfungen und sprach Gebete der Heilung für alle Hungrigen Geister auf dem Platz und ringsherum. In bestimmten Situationen weiß ich nicht, was ich sonst noch tun könnte.
    Inzwischen gibt es Zeiten, in denen ich mich kaum an Vietnam erinnere. Manchmal bin ich dieser Wirklichkeit so fern, dass jeglicher Gedanke an Vietnam surreal erscheint. Und dann wieder gibt es Erinnerungszeichen, manche subtil, manche weniger subtil. Die extreme Schreckhaftigkeit, das höchst gestörte Schlafvermögen, das leere Gefühl im Bauch und die blinde Wut, wenn ich Verrat erlebe oder Verrat wittere. Die scheinbare Sinnlosigkeit herkömmlichen Lebens und die nagende Frage, die darauf folgt: Was mache ich nun?
    Was mich bewegt, meine Praxis fortzusetzen, ist die tief empfundene Verpflichtung, nicht zuzulassen, das auch nur ein einziges Leben, das in irgendeinem Krieg, der jemals ausgefochten wurde, verloren ging, umsonst war. Ein jedes dieser Leben wurde geopfert, um uns zu helfen, zu der Sinnlosigkeit des Krieges zu erwachen. Krieg ist nicht etwas, das uns äußerlich geschieht; meinem Verständnis und meiner Erfahrung nach ist Krieg ein kollektiver Ausdruck individuellen Leidens. Wenn wir wollen, dass Krieg ein Ende findet, müssen wir erwachen.
    Ich habe keine Antwort auf die Frage gefunden, was ich wegen der Menschen, die ich getötet habe, tun könne, bis Thich Nhat Hanh mir sagte: Ȇbe. Denn wenn du gehst, gehst du für all diejenigen, die je misshandelt, ausgebeutet, terrorisiert, verkrüppelt, zermalmt oder sonstwie getötet wurden. Wenn du gehst, gehst du für alle Veteranen. Wenn du sitzt, sitzt du für alle Veteranen. So erwachst du; so wie du heil wirst, heilst du sie in dir.«
    Die Menschen mögen sagen, ich mache Friedenspilgerreisen. Ich sage das nie, obwohl es viele Gelegenheiten gibt, sich in der Praxis des Friedenstiftens zu üben. Ich gehe einzig, um zu gehen. Und wenn ich gehe, versuche ich für all diejenigen zu gehen, die misshandelt, ausgebeutet, terrorisiert, verkrüppelt, zermalmt oder sonstwie getötet wurden. Wenn ich gehe, versuche ich für alle Veteranen zu gehen.
Für
sie und
mit
ihnen.

Kapitel 6
Frieden finden
    Im Jahre 1997 war ich in der Schweiz und reiste mit dem Zug von Zürich nach Winterthur. Ich saß in der Nähe der Tür. Ein junger Mann stieg zu, setzte sich mir gegenüber und holte eine Packung Zigaretten hervor. In diesem Teil des Waggons war das Rauchen untersagt. Ich selbst rauche nicht und bin auch nicht gern Passivraucher – nach Möglichkeit möchte ich nicht, dass meine Gesundheit durch die Handlungen anderer Schaden nimmt. Ich sah also zu, wie der junge Mann eine Zigarette aus der Packung nahm und sie sich in den Mund steckte. In dem Augenblick sagte ich einfach: »Entschuldigung« und wies auf das »Rauchen untersagt«-Schild. Er blickte mich einen Moment an, und ich sah, wie es in seinem Hirn arbeitete. Ich registrierte, wie sein Körper eine Haltung annahm, die man nur als trotzig bezeichnen kann. Egal was, er würde sich die Zigarette auf jeden Fall anstecken.
    Ich erwog ebenfalls meine Optionen. Ich konnte ihm das Feuerzeug wegnehmen und ihm die Zigarette aus dem Mund reißen, das Feuerzeug auf den Boden werfen und zertreten und die Zigarette in der Hand zermalmen und ihm vielleicht noch einen Kinnhaken verpassen und dann in sehr aggressivem, zornigem Ton sagen: »Du versuchst jetzt nicht, dir eine neue Zigarette anzustecken, oder?« All das schoss mir durch den Kopf. Dann sah ich die Schlagzeile in der Zeitung: »Amerikanischer Zen-Mönch schlägt jungen Zugreisenden zusammen!« In dem Augenblick wurde die Natur meines Leidens manifest. Der Zorn, den ich angesichts seines Rauchens verspürte, war mein Leiden, und dafür war nicht er verantwortlich. Im Gegenteil – er machte mir ein großes Geschenk: die Gelegenheit, die Natur meines Leidens zu berühren; er war meine Glocke

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