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Am Ufer Des Styx

Am Ufer Des Styx

Titel: Am Ufer Des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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in Ihnen bewirken mag.«
    »Wenn ich ehrlich bin, Sir Jeffrey, möchte ich mir das ebenfalls nicht ausmalen«, erwiderte Sarah, »und wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, so würde ich sie ohne Zögern ergreifen, glauben Sie mir. Aber Mortimer Laydon scheint mir die einzige Person zu sein, die mir Auskunft geben kann, und diese Chance darf ich nicht ungenutzt lassen, verstehen Sie das?«
    »Durchaus«, versicherte der königliche Berater, dem Sarah ihre Beweggründe im Verlauf der letzten Stunde ausführlich erläutert hatte, »aber ich sehe noch immer nicht, weshalb Sie persönlich mit ihm sprechen müssen. Lassen Sie mich die Verhandlung führen. Oder Dr. Cranston oder …«
    »Ich wäre gerne dazu bereit«, bekräftigte der Mediziner aus Bedlam, der als einziger seiner Kollegen geblieben war – die Doktoren Billings, Markin und Teague hatten sich mit Hinweis auf die bereits weit fortgeschrittene Uhrzeit verabschiedet.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Gentlemen«, sagte Sarah, »und ich darf Ihnen versichern, dass ich Ihr Angebot nur zu gerne annehmen würde, denn mir graut bis ins Mark davor, diesem Menschen zu begegnen. Es gibt jedoch keine andere Möglichkeit, denn zum einen kenne ich Mortimer Laydon weitaus besser als Sie, und zum anderen habe ich Grund zu der Annahme, dass nur ich in der Lage sein werde, seine Andeutungen zu verstehen.«
    »Andeutungen«, knurrte Direktor Sykes, »Ausgeburten eines kranken Geistes, nichts weiter. Sie täten gut daran, sich diesem Monstrum zumindest nicht allein zu stellen. Dr. Cranston wäre sicher bereit, Ihnen zu assistieren – zumal er Laydon besser kennt, als Sie denken.«
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Der werte Direktor will damit sagen, dass Laydon zu denjenigen Gefängnisinsassen gehörte, die von mir auf ihren Geisteszustand hin untersucht wurden.«
    »Und?«
    »Ohne Frage haben wir es mit einem Menschen zu tun, dessen Verstand sich – wie soll ich es wohl beschreiben? – in Auflösung befindet. Die Ursache dafür habe ich nicht feststellen können, aber Mortimer Laydon ist ohne Frage eine der dunkelsten und gefährlichsten Persönlichkeiten, mit denen ich je zu tun hatte.«
    »Erzählen Sie uns etwas, das wir noch nicht wissen«, entgegnete Sir Jeffrey trocken. »Offen gestanden haben wir uns sehr darüber gewundert, dass Laydon hier in Newgate einsitzt.«
    »Nicht mehr lange«, versicherte Sykes.
    »Inwiefern?«, erkundigte sich Sarah.
    »Wie Sie vielleicht wissen, wurde Laydon vom Gericht zu lebenslanger Unterbringung im Hospital St. Mary’s of Bethlehem verurteilt. Schon kurz nach seiner Einweisung dort wurde er jedoch gewalttätig und verletzte einen Pfleger, sodass er nach Newgate verbracht und in Einzelhaft gesteckt wurde. Dank des beherzten Einsatzes von Dr. Cranston, der Laydon mehrfach auf seinen Geisteszustand hin untersucht und die Beurteilung des Gerichts bestätigt hat, können wir jedoch davon ausgehen, dass sich dies bald ändern wird. Laydons Rücküberstellung nach Bedlam ist nur noch eine Frage von Tagen.«
    »Aber just bevor es soweit ist, präsentiert er sich mir noch als einzige Verbindung zu den Tätern«, sagte Sarah leise. Sie hatte mehr zu sich selbst gesprochen, Sykes hatte dennoch verstanden.
    »Lady Kincaid«, erwiderte er, »ich versichere Ihnen, dass jeder Zusammenhang, den Sie hier vermuten mögen, völlig aus der Luft gegriffen ist. Niemand verfügt über die Macht, derlei Dinge zu beeinflussen -nicht einmal die Königin.«
    »Natürlich.« Sarah lächelte unbestimmt.
    »Wie steht es also?«, erkundigte sich Sykes. »Wollen Sie nicht lieber auf meinen Rat hören und sich von Dr. Cranston beistehen lassen? Er ist mit dem Fall durchaus vertraut …«
    »Glauben Sie mir, das würde ich nur zu gerne, Direktor«, versicherte Sarah. »Aber wenn ich eines ganz sicher weiß, dann, dass Laydon sich nicht auf so etwas einlassen wird. Wenn überhaupt, wird er nur mir enthüllen, was er weiß, und niemandem sonst. Ich muss ihm allein gegenübertreten.«
    »Das verstehe ich nicht …«
    »Nein?« Sarah hob die Brauen. »Dann bedenken Sie Folgendes, Direktor: Mortimer Laydon ist ein kaltblütiger Mörder. Er hat meinen Vater getötet und den Menschen, der mir nach meinem Vater am nächsten stand. Und zuletzt hat er alles darangesetzt, auch mich zu vernichten. Dieser Mann hat meinen Tod gewollt, Sir, und er will ihn noch immer – und nur aus diesem Grund wird er sich auf ein Gespräch mit mir einlassen. Er will mich leiden sehen

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