Am Ziel aller Wünsche? (German Edition)
schließlich schon eine Scheinhochzeit hinter uns. Warum nicht noch eine?"
Wider Erwarten blieb er ruhig. "In der Tat."
Er hob sie auf die Arme und trug sie zurück ins Zelt. Erst am Bett stellte er sie wieder auf die Füße. Sein Mund war ihrem ganz nahe. "Gute Nacht, aziz." Dann küsste er sie.
Catherine hatte einen erneuten Angriff auf ihre Sinne erwartet. Mehr Wut. Mehr Verheißung. Ihr wurde jedoch nur eine zärtliche Liebkosung zuteil, die ihre Lippen prickeln ließ.
Catherine rümpfte die Nase. Schuld daran waren der Anblick und der Geruch des Kamels, das auf allen vieren vor ihr kniete.
Latifah hatte ihr berichtet, dass Hakim auf diesem Tier die letzten drei Kamelrennen gewonnen habe. Dieses Wissen tröstete Catherine nur wenig, als sie auf den kistenartigen Sitz auf dem Kamelrücken kletterte. Sie hatte noch nie auf einem Pferd gesessen, und nun musste sie ein Kamel reiten.
Voller Unbehagen nahm sie ihren Platz ein und rang erschrocken um Atem, als der Kasten bei jeder ihrer Bewegungen schwankte. Die Fläche war zwar groß genug, so dass sie aufrecht sitzen konnte, aber sie musste die Beine anziehen, weil sie sie sonst nirgendwo lassen konnte.
Auf diesem ziemlich bedrohlichen Transportmittel sollte sie zu ihrer Trauung reiten. Offenbar war dies die Wüstenversion der romantischen Pferdekutsche, von der sie geträumt hatte und auf die sie wegen des regnerischen Winterwetters von Seattle hatte verzichten müssen.
Der alte Scheich persönlich führte das Kamel. Da ihr Vater nicht hier sei, sei es ihm eine Ehre, die Aufgabe zu übernehmen, hatte er erklärt.
Sie hatte das Gefühl, als würden die Blicke aus unzähligen Augen auf ihr ruhen, während sich das Tier gemächlichen Schrittes der Festgesellschaft näherte. Catherine hielt den Kopf gesenkt, spähte aber durch die Wimpern zu den Beduinen hinüber, die sich versammelt hatten, um ihrer und Hakims traditioneller Hochzeit beizuwohnen. Die winzigen Silberglöckchen an ihrem kunstvollen Halsschmuck klingelten leise, als sie sich dem Trott des Kamels anzupassen versuchte.
Als sie den für die Zeremonie ausgewählten Platz erreicht hatten, half der alte Scheich Catherine vom Kamel und geleitete sie zu Hakim. Sie sah ihn während der Zeremonie nicht an, sondern schaute starr auf den Boden, so, wie Latifah es ihr eingeschärft hatte.
Die Trauung dauerte nicht lange – im Gegensatz zur Mensaf, dem Festmahl. Männer und Frauen aßen getrennt und kamen erst später zum Feiern zusammen. Sie saßen im Freien, und überall prasselten Feuer. Die Männer spielten Instrumente, zu denen die Frauen sangen. Die klaren Stimmen passten wunderbar zu den orientalischen Melodien.
Hakim übersetzte Catherine die Texte und flüsterte sie ihr ins Ohr. Die Finger hatte er um ihr Handgelenk geschlossen. Seine Berührungen erregten sie und weckten ihr Verlangen, was nicht verwunderlich war, schließlich waren sie bereits vier Nächte getrennt. Als Latifah sie endlich zu Hakims Quartier im Zelt seines Großvaters führte, zitterte Catherine vor Sehnsucht.
Der von Laternen beleuchtete Raum war erstaunlich groß. Bunte Seidenbehänge bedeckten die Zeltwände, und der Boden bestand aus den wunderschönen Webteppichen, für die die Beduinenfrauen berühmt waren. Hakims Bett bildete den Mittelpunkt des Raums.
Es war mehr als nur ein Lager, obwohl das voluminöse Schlafpolster ohne Rahmen auf dem Boden lag. Unzählige Kissen markierten das Kopfende, und unter dem Zelthimmel hingen weiße Seidendraperien von einem Gestell herab. Es war wie ein Zelt im Zelt.
Neben dem eindrucksvollen Bett gab es nur wenige Einrichtungsgegenstände. Wuchtige türkische Sitzkissen waren um einen kleinen Tisch arrangiert.
Catherine zog es vor, sich auf einem der Kissen niederzulassen, statt im Bett auf Hakim zu warten. Da ihr die Stammessitten seines Großvaters fremd waren, hatte sie keine Ahnung, wie lange ihr Mann fortbleiben würde. Sie hörte, dass das Gelage im Camp andauerte, und plötzlich ertönte die unverwechselbare Stimme ihres Gemahls vor dem Zelt.
Während sie gespannt zum Eingang blickte, fiel ihr auf, wie ähnlich ihre Fantasie von einst ihrer jetzigen Situation gewesen war. Sie war von einem Scheich entführt worden und wartete nun auf ihn, um ihm zu Willen zu sein, aber anders als in ihren Tagträumen war Hakim aus Fleisch und Blut. Sie konnte ihn berühren, und er würde sie berühren. Der bloße Gedanke jagte ihr einen Schauer freudiger Erregung über den
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