Am Ziel aller Wünsche? (German Edition)
für die Sicherheit seiner jüngeren Schwester übernommen hatte. Sie empfand tiefes Mitgefühl für ihn. Latifahs Schilderungen zufolge hatte er nicht nur die Eltern verloren, sondern war durch spätere Arrangements von seiner letzten engen Verwandten getrennt worden.
Latifah war zu einer Beduinin erzogen worden und Hakim dazu, Scheich von Kadar zu werden, und zwar in seiner Eigenschaft als König Asads Stiefsohn.
Sein Pflichtgefühl gegenüber dem König entsprang nicht nur reiner Dankbarkeit, sondern viel tieferen Emotionen. Wie sonst hätte der König die einzig feste Größe in Hakims Leben werden können?
"Und diese Aufrührer bedrohen jetzt wieder die königliche Familie?" fragte Catherine.
"Ja, obwohl die Gruppe inzwischen kleiner ist. Die Söhne haben die Plätze ihrer Väter eingenommen. Sie haben zwar keine Unterstützung im Volk, aber trotzdem geben sie nicht auf. Ihr Anschlag auf meinen Bruder wäre vermutlich gelungen, wenn Hakim das Kampftraining nicht so erfolgreich absolviert hätte."
Furcht erfasste Catherine. "Sie haben versucht, Hakim zu töten?"
"Ja. Hat er dir nicht davon erzählt? Männer. Sie verschweigen solche Dinge und glauben, sie würden uns schonen. Frauen gebären. Sag mir nicht, dass wir zu schwach seien, um die Wahrheit zu verkraften."
Catherine pflichtete ihr bei, aber momentan wollte sie mehr über das Attentat wissen und nicht über die Missverständnisse zwischen den Geschlechtern diskutieren. "Wann ist es passiert?"
"Bei Hakims letztem Besuch in Kadar. Es hat meinen Großvater sehr aufgeregt, und er hat sich zum ersten Mal nicht beklagt, als Hakim nach Amerika zurückkehrte."
Er hatte sie geheiratet, und zwar nicht aus Pflichtgefühl, wie ihr jetzt klar war, sondern aus dem dringenden Bedürfnis, seine Familie vor den Schrecken der Vergangenheit zu schützen. Etwas, das er persönlich tun musste und nicht einfach durch seinen immensen Reichtum erkaufen konnte.
Das verstand sie jetzt.
Sie verstand auch, dass ein Tauschhandel bei der Hochzeit für ihn nicht das Gleiche bedeutete wie für sie. Zu dieser Erkenntnis war sie gelangt, als Latifah ihr geholfen hatte, mehrere Goldmünzen an ihren Kopfschmuck für die Hochzeit zu nähen. Es war eine Mitgift, die der alte Scheich ihr schenkte, um die Würde der Braut vor seinem Volk zu betonen.
Unter diesen Leuten war ein solcher Tausch nicht nur akzeptabel, sondern erwünscht. Das Abkommen zwischen ihrem Vater und König Asad, das auf ihrer Hochzeit basierte, war daher nichts Ungewöhnliches.
Obwohl sie Hakims Sicht ihrer Ehe nun nachvollziehen konnte, änderte es nichts am Schmerz. Sie hatte geglaubt, er würde sie lieben, und das tat er nicht. Sie fühlte sich von ihm getäuscht, von ihrem Vater betrogen und war deprimiert über ihre eigene Unfähigkeit, die Situation richtig zu deuten. Sie hatte sich eingeredet, er würde sie lieben, aber er hatte die Worte nie ausgesprochen. Es hatte sich alles bloß in ihrer Fantasie abgespielt, und plötzlich schämte sie sich ihrer grenzenlosen Zuneigung für ihn.
"Was ist mit Liebe?" fragte sie, als Latifah die letzte Münze am Stoff befestigte.
"Wie meinst du das?"
"Hat bei deinem Volk Liebe keinen Platz in einer Ehe?"
Schockiert sah die Araberin sie an. "Aber natürlich! Wie kannst du daran zweifeln? Ich liebe meinen Mann sehr."
"Liebt er dich auch?"
Latifah lächelte geheimnisvoll. "O ja."
"Aber …"
"Liebe ist in unserem Land sehr wichtig." Latifah betrachtete zufrieden den Kopfschmuck.
"Trotzdem werden eure Ehen unter wirtschaftlichen Aspekten geschlossen", beharrte Catherine.
Hakims Schwester zuckte die Schultern. "Liebe und Zuneigung sollen nach der Trauung wachsen."
"Ist es immer so?" Erwartete Hakim, dass er sich irgendwann in sie verlieben würde? War er dafür offen?
Latifah legte den Schleier vorsichtig beiseite. "Es ist die Pflicht von Mann und Frau, einander ihre Zuneigung zu schenken. Du brauchst dir darüber keine Sorgen zu machen. Es kommt mit der Zeit."
Catherine begegnete Latifahs Blick. Konnte eine so schöne Frau ihre Unsicherheit verstehen? Vermutlich nicht. Latifahs Mann hatte sich zweifellos sehr schnell in seine Frau verliebt. Sie gehörten zum gleichen Kulturkreis, teilten die gleichen Hoffnungen und Träume, und außerdem bot sie einen atemberaubenden Anblick.
Hakim hingegen war mit einer Frau verheiratet, die eine völlig andere Erziehung als er genossen hatte. Die Tatsache, dass sie durchschnittlich und schüchtern war, trug nicht dazu bei,
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