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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Spiel, das wechselweise gespielt wird.«
    »He, ich bin der Kerl, der dich gerade aus einem Loch im Boden gezogen hat.«
    »Ich schätze, du bist auch der Kerl, der mich mehrmals am 30. April umzubringen versuchte.«
    »In letzter Zeit nicht mehr«, sagte er. »Ehrlich.«
    »Das heißt, daß du es wirklich getan hast?«
    »Na ja... ja. Aber ich hatte Gründe dafür. Das ist eine lange Geschichte und ...«
    »Um Himmels willen, Luke! Warum? Was habe ich dir jemals getan?«
    »So einfach ist das nicht«, antwortete er.
    Wir gelangten zum Fuß des nächstgelegenen Bergs, und er machte sich an den Aufstieg.
    »Laß das!« rief ich ihm nach. »Du kommst nicht drüber.«
    Er hielt inne. »Warum nicht?«
    »Die Atmosphäre hört nach neun oder zehn Metern auf.«
    »Du machst Witze.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Und auf der anderen Seite ist es noch schlimmer«, fügte ich hinzu. »Wir müssen einen Weg zwischen den Bergen hindurch finden. Es gibt einen etwas weiter links.«
    Ich drehte mich um und ging in die angegebene Richtung davon. Kurz darauf hörte ich seine Schritte.
    »Dann hast du ihm also deine Stimme gegeben«, sagte er.
    »Und?«
    »Und damit wird mir klar, was du vorhast und was gespielt wird. An diesem verrückten Ort, an dem du es gebaut hast, wurde es überempfindlich. Es ist durchgedreht, und du bist unterwegs, um es außer Betrieb zu setzen. Es weiß das, und es hat die Macht, etwas dagegen zu unternehmen. Es ist dein Geistrad, das die ganze Zeit versucht hat, dich zum Umkehren zu bewegen, nicht wahr?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Warum trumpfst du dich nicht einfach dorthin?«
    »Man kann für einen Ort, der sich andauernd verändert, keinen Trumpf herstellen. Was weißt du überhaupt über Trümpfe?«
    »Genug«, sagte er.
    Ich sah den Durchgang, den ich gesucht hatte, vor mir.
    Ich ging zu der Stelle und blieb stehen, bevor ich ihn betrat.
    »Luke«, sagte ich, »ich weiß nicht, was du willst oder wie oder warum du hierhergekommen bist, und du hast offenbar keine Lust, es mir zu verraten. Ich werde dir jedoch etwas ohne Gegenleistung verraten. Das hier könnte sehr gefährlich werden. Vielleicht solltest du dorthin zurückkehren, woher du gekommen bist, und mich die Sache erledigen lassen. Es gibt keinen Anlaß, dich in ein Risiko zu verwickeln.«
    »Ich denke doch«, sagte er. »Außerdem könnte ich mich als nützlich erweisen.«
    »Inwiefern?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Laß uns weitermachen, Merlin. Ich möchte das Ding sehen.«
    »Also gut. Komm!«
    Ich ging voraus in den schmalen Durchgang, wo der Fels gespalten war.
    -10-
    Der Durchgang war lang und dunkel und stellenweise sehr eng, und er wurde immer kälter, je weiter wir vorangingen, doch schließlich kamen wir auf dem breiten Felsenplateau heraus, wo wir uns der dampfenden Senke gegenübersahen. Ein ammoniakartiger Geruch erfüllte die Luft, und meine Füße waren kalt, und mein Gesicht war gerötet, wie üblich. Ich blinzelte mehrmals kräftig und betrachtete forschend die letzten Umrisse des Labyrinths durch den wabernden Dunst. Eine perlgraue Rauchwolke hing über dem ganzen Gebiet. Unterbrochene orangefarbene Lichtfetzen durchdrangen die Düsternis.
    »Oh - und wo ist es?« erkundigte sich Luke.
    Ich deutete geradeaus nach vorn, zu der Stelle, wo das letzte Flackern gewesen war.
    »Dort«, erklärte ich.
    In diesem Augenblick wurde der Nebel weggetrieben, so daß er Reihe um Reihe von glatten dunklen Bergkämmen enthüllte, die durch schwarze Schluchten getrennt waren. Die Bergkämme verliefen im Zickzack bis zu einer festungsartigen Insel, die von einer niedrigen Mauer gesäumt war, hinter der mehrere Metallkonstruktionen sichtbar waren.
    »Das ist ein... Labyrinth«, stellte er fest. »Duchquert man es unten in den Gängen oder oben auf den Mauern?«
    Ich lächelte, während er es eingehend musterte.
    »Unterschiedlich«, sagte ich. »Manchmal oben, manchmal unten.«
    »Nun, welchen Weg schlagen wir ein?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich muß mich jedesmal aufs neue orientieren. Verstehst du, es verändert sich andauernd, und es gibt einen bestimmten Trick dabei.«
    »Einen Trick?«
    »Eigentlich mehr als einen. Das ganze verdammte Ding schwimmt auf einem See aus Wasserstoff und Helium. Das Labyrinth bewegt sich hierhin und dorthin. Es stellt sich jedesmal anders dar. Und dann spielt die Atmosphäre noch eine Rolle. Wenn du aufrecht entlang der Grate wandern würdest, befändest du dich an den meisten Stellen darüber. Du würdest

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