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Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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stürzte nicht, obwohl ich in der Mitte der Lichtung neben Luke zusammenbrach, nachdem ich ihn zu Boden gelegt hatte. Er blieb weiterhin bewußtlos, einen friedlichen Ausdruck im Gesicht. Ein Wind wehte von der anderen Seite her, wo häßlich aussehende, dornige, nichtblühende Pflanzen in großer Vielfalt über unserer Kuppe wuchsen. Deshalb roch ich die betäubenden Düfte des riesigen Blumenbeetes nicht mehr, und nach einiger Zeit wurde mein Kopf wieder klarer. Andererseits, so wurde mir bewußt, bedeutete dies, daß unsere Witterung zurück in Richtung der Höhle getragen wurde. Ob der Feuerengel sie in dem Gemisch von schweren Gerüchen würde aufnehmen können, wußte, ich nicht, doch allein die Tatsache, daß wir ihm selbst diese bescheidene Gelegenheit boten, bereitete mir Unbehagen.
    Viele Jahre zuvor, als Studienanfänger, hatte ich mal LSD ausprobiert. Es hatte so viel Angst in mir verursacht, daß ich danach nie wieder irgendein Rauschmittel zu mir genommen hatte. Es war nicht einfach nur ein schlechter Trip gewesen. Das Zeug hatte meine Fähigkeit zum Schatten-Wandeln beeinträchtigt. Es ist eine Binsenweisheit, daß Amberiten jeden Ort besuchen können, den sie sich vorstellen, denn alles ist irgendwo dort draußen, im Schatten. Während wir unseren Geist mit dem Gefühl verbinden, können wir jeden gewünschten Schatten anwählen. Unseligerweise hatte ich damals keine Beherrschung mehr darüber, was ich mir vorstellte. Ebenso unseligerweise wurde ich an eben jene Orte verfrachtet, die vor meinem inneren Auge erschienen. Ich geriet in Panik, und das machte die Sache nur noch schlimmer. Ich hätte leicht vernichtet werden können, denn ich wanderte durch die gegenständlich gewordenen Dschungel meines Unterbewußtseins und verbrachte einige Zeit an Orten, wo das Böse haust. Nachdem ich wieder am Boden war, fand ich den Weg zurück nach Hause, kroch winselnd vor Julias Tür und war tagelang das reinste Nervenbündel. Später, als ich Random davon berichtete, erfuhr ich, daß er ähnliche Erfahrungen gemacht hatte. Er hatte es anfangs für sich behalten, als mögliche Geheimwaffe gegen den Rest der Familie; doch später, als die Verwandtschaft wieder einen einigermaßen friedlichen Umgang miteinander pflegte, hatte er beschlossen, sein Wissen im Interesse des Überlebens mit den anderen zu teilen. Er war äußerst überrascht, als er erfuhr, daß Benedict, Gerard, Fiona und Bleys längst darüber Bescheid wußten - obwohl ihr Wissen von anderen Halluzinogenen herrührte, und seltsamerweise war Fiona die einzige, die niemals in Betracht gezogen hatte, es als eine innerfamiliäre Waffe zu benutzen. Sie hatte diese Erfahrung jedoch aufgrund der damit verbundenen Unberechenbarkeit ad acta gelegt. Das lag allerdings schon eine ganze Weile zurück, und unter dem Druck dringender Angelegenheiten war es in den vergangenen Jahren seinem Gedächtnis entschlüpft. Es war ihm einfach nicht in den Sinn gekommen, daß das Auftauchen einer neuen Person wie der meinen vielleicht erneute Vorsicht gebieten könnte.
    Luke hatte mir erzählt, daß sein versuchtes Eindringen in den Hort der Vier Welten mittels einer Gleitertruppe vereitelt worden war. Da ich die zerstörten Gleiter an verschiedenen Stellen innerhalb der Festungsmauern während meines Besuches an jenem Ort mit eigenen Augen gesehen hatte, war es die logische Schlußfolgerung, daß Luke gefangengenommen worden war. Und deshalb schien die Vermutung naheliegend, daß die Zaubermaske das verursacht hatte, was immer ihn in diesen Zustand versetzt hatte. Anscheinend war dazu nur eine Dosis Betäubungsmittel nötig, die ihm mit seiner Gefängnisnahrung zugeführt wurde, damit er dann frei herumlief und die hübschen Lichter betrachtete. Unglücklicherweise hatten für ihn, im Gegensatz zu mir, die geistigen Reisen nichts Bedrohlicheres mit sich gebracht als die freundlicheren Szenen bei Lewis Carroll. Vielleicht war sein Herz reiner als meins. Doch es war eine üble Machenschaft, wie man die Sache auch betrachtete. Die Maske hätte ihn umbringen oder ihn in Gefangenschaft halten oder ihn der Sammlung von Garderobenständern zufügen können. Statt dessen war das, was mit ihm geschehen war, obwohl nicht ungefährlich, so doch nur vorübergehend wirksam; es würde vergehen und ihn zwar gestraft, jedoch in Freiheit entlassen. Es glich mehr einem Schlag aufs Handgelenk als einem echten Racheakt. Und das bei einem Mitglied des Hauses, das zuvor die Herrschaft über den

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