Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel
anscheinend an derartigen Dingen in keiner Weise interessiert.«
»Das muß nicht notwendigerweise ausschließen, daß er einen Favoriten hat und ihm vielleicht ein wenig dabei hilft, den Weg zu ebnen. Zeigt irgend jemand in der Nähe des Thrones eine besondere Neigung zu seinem Orden?«
»Nicht daß ich wüßte.«
»Was nicht bedeutet, daß nicht irgend jemand einen Handel abgeschlossen hat.«
»Nein, obwohl Bances nicht die Sorte Mensch ist, an die man mit einem entsprechenden Vorschlag leicht herankommt.«
»Mit anderen Worten, du glaubst, daß er über den Dingen steht, die sich zur Zeit abspielen.«
»Zumindest habe ich keinen Beweis für das Gegenteil.«
»Wer steht an erster Stelle in der Reihe der Anwärter?«
»Tubble von Chanicut.«
»Und an zweiter?«
»Tmer von Jesby.«
»Du hast auf die richtigen gesetzt«, sagte ich zu Suhuy.
Er zeigte mir wieder die Zähne. Es sah aus, als ob sie sich um die eigene Achse drehten.
»Besteht zwischen uns und Chanicut oder Jesby eine Blutfehde?« fragte ich.
»Eigentlich nicht.«
»Wir kümmern uns lediglich um sie, ja?«
»So könnte man sagen.«
»Wie ist es zu alledem überhaupt gekommen? Ich meine, es hatten doch ziemlich viele Leute mit der Sache zu hm, wenn ich mich richtig erinnere. Gab es eine Nacht der langen Messer?«
»Nein, die Todesfälle ereigneten sich über einen bestimmten Zeitraum hinweg in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen. Es gab kein plötzliches Blutbad, als Swayvill sich auf die Seite des Bösen schlug -obwohl es in letzter Zeit tatsächlich zu einigen Gemetzeln gekommen ist.«
»Nun, es muß doch so etwas wie eine Untersuchung der Fälle stattgefunden haben. Sitzen irgendwelche dieser Verbrecher in Haft?«
»Nein, sie sind entweder geflüchtet oder ums Leben gekommen.«
»Was ist mit denen, die ums Leben gekommen sind? Vielleicht könnte ihre Identität einen Hinweis auf ihren politischen Standpunkt geben.«
»Eigentlich nicht. Einige von ihnen waren Profis. Ein paar andere waren allgemein Unzufriedene, möglicherweise Geistesgestörte.«
»Heißt das, es gibt nicht die geringsten Hinweise darauf, wer hinter alledem stecken könnte?«
»Genau.«
»Gibt es Verdächtigungen irgendwelcher Art?«
»Natürlich ist Tubble in gewisser Weise verdächtig, obwohl es sich nicht empfiehlt, das laut auszusprechen. Er versprach allen möglichen Leuten, sich für sie einzusetzen, und jetzt ist er in der Lage, dieses Versprechen einzulösen. Seine politische Karriere war lange Zeit geprägt von stillschweigendem Einvernehmen, Doppelspiel und Mord. Doch das liegt lange zurück. Jeder hat ein paar Leichen im Keller. Seit vielen Jahren stellt er sich als besonnener und konservativer Mann dar.«
»Also, dann Tmer - für ihn steht genügend auf dem Spiel, als daß es Stoff für einen Verdacht liefern könnte. Läßt irgend etwas auf eine Verbindung zwischen ihm und den Bluttaten schließen?«
»Nicht direkt. Sein Handeln ist nicht durchschaubar. Er hält sich stets sehr bedeckt. Doch in der Vergangenheit hat er mit keinerlei extremen Kreisen gemeinsame Sache gemacht. Ich kenne ihn nicht besonders gut, aber ich halte ihn für einen schlichteren, direkteren Menschen als Tubble. Er scheint mir von der Sorte zu sein, die nicht lange fackeln, sondern gleich zuschlagen würden, wenn sie unbedingt auf den Thron scharf wären, und keine Zeit auf langwierige Intrigen verschwenden würden.«
»Es könnte natürlich sein, daß eine ganze Anzahl von Leuten mit verschiedenen Interessen in die Sache verwickelt sind...«
»Und jetzt, da sich die Lage immer mehr zuspitzt, sind sie gezwungen, in allernächster Zeit an die Oberfläche aufzutauchen?«
»So könnte man annehmen, nicht wahr?«
Ein Lächeln. Ein Schulterzucken.
»Das ist noch lange kein Grund für eine Krönung, um dem Ganzen ein Ende zu bereiten«, sagte er.
»Eine Krone macht eine Person noch lange nicht immun gegen Dolchstöße.«
»Aber der Nachfolger hätte automatisch eine schwere Bürde zu übernehmen.«
»Das wäre das erstemal in der Geschichte. Und wenn du mal überlegst, dann mußt du mir sicher recht geben, daß viele Monarchen unter einer solchen Wolke an die Macht gekommen sind. Übrigens, ist dir schon mal der Gedanke gekommen, daß die anderen ähnliche Vermutungen in bezug auf dich anstellen könnten?«
»Ja, und das gibt mit ein Gefühl des Unbehagens. Mein Vater strebte lange Zeit nach dem Thron von Amber, und das brachte sein Leben wahrhaft durcheinander. Er
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