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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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stellen, und zwar aus politischen Gründen, die auf der Hand liegen. Das erwies sich jedoch als Fehler. Wenn er nichts unternommen hätte, wäre das Ganze wahrscheinlich schnell im Sande verlaufen. Genau weiß ich das natürlich auch nicht. Doch das Verbot trieb die Anhänger dieses Kultes in den Untergrund und ließ ihn in den Gemütern der Leute zu einer ernsthaften revolutionären Ideologie anwachsen. Ich habe keine Ahnung, wie viele Kult-Kapellen es bei den verschiedenen Adelsgeschlechtern gibt, aber es ist offensichtlich, worum es sich dabei handelt.«
    »Ein erstaunliches soziologisches Phänomen«, sagte ich. »Und eure Kultfigur ist wohl Benedict.«
    Sie lachte.
    »Das war nicht schwer zu erraten«, sagte sie.
    »Eigentlich wurde mir die Kapelle von meinem Bruder Mandor beschrieben. Er behauptete, anläßlich einer Gesellschaft im Hause Hendrake hineingeraten zu sein, ohne zu wissen, was es war.«
    Sie schmunzelte.
    »Anscheinend wollte er dich auf die Probe stellen«, sagte sie. »Diese Strömungen waren lange Zeit jedermann bekannt. Und zufällig weiß ich, daß auch er selbst dem Kult anhängt.«
    »Wirklich? Woher weißt du das?«
    »Früher hat er kein Geheimnis daraus gemacht, vor dem allgemeinen Verbot.«
    »Und wer könnte sein persönlicher Heiliger sein?« fragte ich.
    »Die Prinzessin Fiona«, antwortete sie.
    Meine Neugier wuchs und wuchs...
    »Hast du tatsächlich die Kapelle gesehen, die er ihr gewidmet hat?« wollte ich wissen.
    »Ja. Vor dem Verbot war es nicht ungewöhnlich, einige Freunde zu einer Messe einzuladen, wenn man mit der königlichen Politik gerade mal wieder besonders unzufrieden war.«
    »Und nach dem Verbot?«
    »Alle behaupteten öffentlich, daß ihre jeweiligen Grabmäler zerstört worden seien. Doch die meisten, glaube ich, wurden einfach an einen versteckten Ort umgesiedelt.«
    »Und wie verhielt es sich dann mit der Gepflogenheit, Freunde zur Messe einzuladen?«
    »Ich denke, das kommt darauf an, um wie gute Freunde es sich handelte. Ich weiß nicht genau, wie gut der Amber-Kult organisiert ist.« Sie machte eine ausholende Geste. »Ein Ort wie dieser ist jedoch auf jeden Fall ungesetzlich. Zum Glück weiß ich nicht, wo wir sind.«
    »Das stimmt«, pflichtete ich ihr bei. »Wie ist das Verhältnis zwischen der Kultfigur und der Wirklichkeit? Ich nehme an, daß Mandor tatsächlich etwas für Fiona übrig hat. Er hat sie persönlich kennengelernt, weißt du, und ich war dabei und habe es miterlebt. Ein anderer, den ich ebenfalls kenne, hat etwas gestohlen, das seinem... Heiligen? ... gehörte, und bewahrt es in seinem Schrein auf. Und das« - ich stand auf, ging an dem Altar vorbei und nahm Corwins Schwert - »ist die Wirklichkeit. Ich habe Grayswandir aus nächster Nähe gesehen, habe es berührt und in der Hand gehalten. Das hier ist es. Aber worauf ich eigentlich hinaus will, ist die Tatsache, daß mein Vater vermißt wird; als ich ihn das letzte Mal sah, trug er diese Klinge bei sich. Entspräche es den Regeln des Kultes, den eigenen Heiligen gefangenzuhalten?«
    »So etwas habe ich noch nie gehört«, sagte sie. »Aber ich sehe eigentlich auch keinen Grund, warum es nicht so sein sollte. Genaugenommen geht es um den Geist jener Person, die angebetet wird, die Person selbst könnte ohne weiteres in Gefangenschaft sein.«
    »Oder tot?«
    »Oder tot«, bestätigte sie.
    »So faszinierend all das ist«, sagte ich und wandte mich von dem Altar ab, »es hilft mir leider nicht, meinen Vater zu finden.«
    Ich ging wieder zu ihr, über etwas hinweg, das eine Darstellung von Amber sein mußte, so stilisiert wie das Muster eines kaukasischen Teppichs, ausgeführt in dunklen und hellen Kacheln, während das Bild des Chaos in einiger Entfernung rechts von mir war.
    »Du müßtest dich bei der Person erkundigen, die dafür Verantwortung trägt, daß diese Klinge hier ist«, sagte sie und stand ebenfalls auf.
    »Ich habe die Person, die ich für die verantwortliche hielt, bereits gefragt. Die Antwort war nicht zufriedenstellend.«
    Ich nahm sie am Arm, um sie zu dem Baum zurückzuführen, und plötzlich stand sie sehr dicht neben mir.
    »Ich möchte unserem nächsten König mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln dienen«, sagte sie. »Obwohl ich wahrscheinlich nicht stellvertretend für unser ganzes Geschlecht spreche, bin ich sicher, daß Hendrake dir bereitwillig dabei helfen würde, Druck auf die verantwortliche Person auszuüben.«
    »Danke«, sagte ich, während wir uns

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