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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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umarmten. Ihre Schuppen fühlten sich kalt an. Ihre Zähne hätten meine menschlichen Ohren in Fetzen reißen können, doch es kam nur zu einem dämonenhaften Knabbern.
    »Ich werde mich wieder an dich wenden, wenn ich in dieser Hinsicht Hilfe brauche«, sagte ich.
    »Es wäre schön, wenn du dich ohnehin wieder einmal an mich wenden würdest«, antwortete sie.
    Es war ein gutes Gefühl, sie eine Zeitlang in den Armen zu halten und von ihr gehalten zu werden; und das taten wir, bis ich einen Schatten in der Nähe des Pfades bemerkte.
    »Meisster Merlin!«
    »Glait!«
    »Ja. Ich habe gessehen, daßß du hier in der Gegend warsst. Ob in Menschengesstalt oder Dämonengesstalt, ich würde dich immer erkennen.«
    »Merlin, was ist los?« fragte Gilva.
    »Das ist eine alte Freundin von mir«, erklärte ich. »Gilva, darf ich dir Glait vorstellen. Und umgekehrt.«
    »Ssehr angenehm. Ich bin gekommen, um dich zu warnen, daßß ssich jemand nähert.«
    »Wer?«
    »Prinzesssin Dara.«
    »Ach du liebe Güte!« hauchte Gilva.
    »Du ahnst vielleicht, wo wir sind«, sagte ich zu ihr. »Behalt es für dich.«
    »Mir ist mein Kopf lieb und teuer, Herr. Was machen wir jetzt?«
    »Glait, komm zu mir«, sagte ich, wobei ich mich niederkniete und einen Arm ausstreckte.
    Sie umschlängelte ihn und machte es sich gemütlich. Ich stand auf und griff mit der anderen Hand nach Gilva. Ich versenkte meinen Willen in den Speichenkranz.
    Dann zögerte ich.
    Ich wußte ums Verrecken nicht, wo wir waren - in Wirklichkeit, im geographisch - physikalischen Sinne. Ein Pfad kann einen ins Nachbarhaus bringen oder auch Tausende von Kilometern weit weg oder an irgendeinen entfernten Ort im Schatten. Es würde eine Weile dauern, bis ich den Speichenkranz dazu bringen könnte herauszufinden, wo wir waren, und dann den Rückweg zu erkunden, falls wir den Pfad umgehen wollten. Zu lange, davon war ich überzeugt.
    Ich konnte ihn lediglich dazu benutzen, uns unsichtbar zu machen. Doch ich fürchtete, die magische Feinfühligkeit meiner Mutter würde ausreichen, um unsere Gegenwart weit jenseits der Sichtbarkeit wahrzunehmen.
    Ich drehte mich zur nächsten Wand um und dehnte meine Sinne auf einem Energiestrahl des Speichenkranzes über diese hinaus aus. Wir befanden uns jedenfalls nicht unter Wasser und schwammen auch nicht auf einer Insel aus Meereslava oder Treibsand. Anscheinend waren wir an einem bewaldeten Fleck.
    Also ging ich auf die Wand zu, und als wir beide dort angekommen waren, ließ ich uns hindurchschreiten.
    Einige Schritte später, inmitten einer schattigen Schneise, blickte ich mich um und sah einen grasbewachsenen Hügel, ohne daß an seinem Fuße Gesang ertönt wäre. Wir standen unter einem blauen Himmel, an dem eine orangefarbene Sonne beinahe ihren höchsten Stand erreicht hatte. Um uns herum war Vogelgezwitscher und Insektengesumme.
    »Lebensmark!« rief Glait aus, wickelte sich von meinem Arm ab und verschwand im Gras.
    »Bleib nicht so lange weg!« zischte ich und versuchte, meine Stimme zu dämpfen. Ich führte Gilva vom Hügel weg.
    »Merlin«, sagte sie, »mich ängstigt das, was ich erfahren habe.«
    »Ich werde niemandem etwas davon sagen, wenn du es nicht möchtest«, beruhigte ich sie. »Und wenn du es wünschst, kann ich diese Erinnerungen in deinem Gedächtnis löschen, bevor ich dich zu der Beisetzung zurückbefördern lasse.«
    »Nein, ich möchte sie behalten. Vielleicht wünsche ich mir sogar eines Tages, sie wären umfangreicher.«
    »Ich werde unseren Standort ermitteln und dich zurückbringen lassen, bevor man dich vermißt.«
    »Ich werde mit dir warten, während deine Freundin auf der Jagd ist.«
    Beinahe hätte ich erwartet, daß sie fortfahren würde: >...falls ich dich niemals Wiedersehen sollte<, eingedenk der Vorfälle der letzten Zeit, bei denen Tmer und Tubble aus diesem vergänglichen Dasein geschieden waren. Doch nein, sie war eine sittsame, wohlerzogene Schlachtenjungfer - mit mehr als dreißig Kerben am Schaft ihres Breitschwertes, wie ich später erfahren sollte -, und sie ließ sich nicht dazu verleiten, das Offenkundige in Gegenwart ihres möglichen zukünftigen Vasallen zu äußern.
    Als Glait nach einer angemessenen Zeit zurückkehrte, sagte ich: »Danke, Gilva. Ich werde dich jetzt zur Beisetzung zurückbringen lassen. Wenn irgend jemand uns zusammen gesehen hat und von dir wissen will, wo ich bin, dann laß ihn bitte wissen, daß ich die Absicht geäußert hätte, mich an einen abgeschiedenen Ort

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