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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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alles, Prinz Merlin?«
    »Ja«, antwortete ich. »Wohin soll ich dich bringen lassen?«
    Sie schwieg eine Weile, dann bemerkte sie: »Du sprachst von zwei Fragen, die du mir stellen wolltest.«
    »Vergiß es. Ich habe es mir bezüglich der zweiten anders überlegt.«
    Sie wandte sich wieder mir zu.
    »Warum? Warum soll ich es vergessen? Nur weil ich die Ehre meiner Familie hochhalte?«
    »Nein, weil ich dir glaube.«
    »Und?«
    »Ich werde jemand anderen damit belästigen, ihn um seine Meinung zu fragen.«
    »Bist du zu der Ansicht gelangt, es könnte gefährlich sein, und hast daher die Absicht, mich zu fragen, verworfen?«
    »Ich begreife das Ganze nicht, also könnte es gefährlich sein.«
    »Willst du mich schon wieder beleidigen?«
    »Gott bewahre, nein!«
    »Stell mir deine Frage.«
    »Dazu muß ich dir etwas zeigen.«
    »Tu das.«
    »Auch wenn damit das Erklettern eines Baumes verbunden ist?«
    »Was auch immer.«
    »Folge mir.«
    Also führte ich sie zu dem Baum und kletterte hinauf, eine recht leichte Übung in meiner gegenwärtigen Form. Sie war direkt hinter mir.
    »Hier oben gibt es einen Pfad«, erklärte ich. »Ich bin im Begriff, mich von ihm einnehmen zu lassen. Gib mir ein paar Sekunden Zeit, um zur Seite zu treten.«
    Ich kletterte noch ein Stück höher hinauf und wurde davongetragen. Ich trat zur Seite und warf einen raschen prüfenden Blick durch die Kapelle. Anscheinend hatte sich nichts geändert.
    Dann war Gilva neben mir. Ich hörte, wie sie tief Luft holte.
    »Oh, herrje!« stieß sie aus.
    »Ich weiß, worauf mein Blick fällt«, sagte ich, »aber ich weiß nicht, was ich sehe, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Es ist ein Grabmal«, sagte sie, »dem Geist eines Mitglieds des Königshauses von Amber gewidmet.«
    »Ja, es handelt sich um meinen Vater, Corwin«, gab ich ihr recht. »Darauf fällt mein Blick. Doch was sehe ich? Warum gibt es hier in den Burgen überhaupt so etwas?«
    Sie trat zaghaft vor und betrachtete den Altar meines Vaters eingehend.
    »Ich kann dir ruhig verraten«, fügte ich hinzu, »daß dies nicht das einzige derartige Grabmal ist, das ich seit meiner Rückkehr gesehen habe.«
    Sie streckte die Hand aus und berührte den Griff von Grayswandir. Ihre Suche unter dem Altar brachte eine Anzahl von Kerzen zum Vorschein. Sie wählte eine silberne aus und drehte sie in den Sockel eines von mehreren Haltern, dann entzündete sie sie an der Flamme einer der anderen Kerzen und stellte sie neben Grayswandir. Unterdessen murmelte sie etwas vor sich hin, doch ich konnte die Worte nicht verstehen.
    Als sie sich wieder zu mir umwandte, lächelte sie.
    »Wir beide sind hier aufgewachsen«, sagte ich. »Wie kommt es, daß du anscheinend über all diese Dinge Bescheid weißt und ich nicht?«
    »Die Antwort ist ziemlich einfach, Herr«, sagte sie. »Du bist gleich nach dem Krieg weggegangen, um dich in einem anderen Land ausbilden zu lassen. Das hier sind die Folgen von etwas, das sich während deiner Abwesenheit abspielte.«
    Sie griff nach meinem Arm und führte mich zu einer Bank.
    »Niemand hat ernsthaft damit gerechnet, daß wir diesen Krieg verlieren würden«, fuhr sie fort, »obwohl seit langem darüber gesprochen worden war, daß Amber ein schrecklicher Gegner sein würde.« Wir setzten uns. »Danach entstanden beträchtliche Unruhen über die Politik, die zu dem Krieg geführt hatte, sowie über den folgenden Friedensvertrag«, erklärte sie. »Doch kein einziges Haus und keine einzige Gruppierung konnten auf eine Entmachtung der königlichen Koalition hoffen. Du kennst die konservative Einstellung der Rand-Herrscher. Es wäre mehr nötig, viel mehr, um eine Mehrheit gegen die Krone zu vereinen. Statt dessen drückten sich der Mißmut der Unzufriedenen auf andere Weise aus. Es gedieh ein reger Handel mit amberschen Denkwürdigkeiten aus dem Krieg. Die Leute waren begeistert von unserer Siegermacht. Biographische Werke über die königliche Familie von Amber verkauften sich ausgesprochen gut. So etwas wie ein Kult setzte ein. Private Kapellen wie diese wurden errichtet, zur Anbetung dieses oder jenes Amberiten, dessen Tugenden oder Vorzüge irgend jemandem besonders zusagten.«
    Sie hielt inne und sah mir forschend ins Gesicht.
    »All das schmeckte stark nach Religion«, fuhr sie fort, »nachdem während einer undenkbar langen Zeit die Schlange die einzige bedeutende religiöse Größe in den Burgen gewesen war. Deshalb ließ Swayvill den Amber-Kult per Gesetz unter Strafe

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