Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel
aus welcher sein kräftiger Arm und die ihm angemessene Klinge sofort hervorschnellten und einen innenseitigen Hieb auf Erics Klinge landete, gefolgt von einem nachsetzenden Sprung. Eric parierte, indem er den rechten Fuß hinter den linken führte und einen Satz nach hinten machte. Trotzdem sah ich einen Funken, als seine Deckung durchbrochen wurde. Er vollführte jedoch eine Sixt-Finte, senkte seine Schwertspitze unter die darauf folgende Abwehr, streckte den Arm zu einer Quart aus, erhob sich und seine Klinge zu etwas, das einem Sperrstoß ähnelte, mit der linken Schulter als Ziel, während sich die Paraden kreuzten. Dann verdrehte er das Handgelenk und versetzte Dalt einen Schnitt in den Unterarm.
Caine klatschte Beifall, doch Dalt brachte einfach seine beiden Hände zusammen und löste sie wieder voneinander, wobei er gleichzeitig einen kleinen Hüpfer machte, und ließ ihn in einer vorschriftsmäßigen Engarde-Stellung stehen. Eric zog mit der Spitze seiner Klinge Kreise in die Luft und lächelte.
»Das sind aber hübsche kleine Tanzschritte, die du da eingeübt hast«, sagte er.
Dann machte Eric einen Satz nach vom, wurde abgewehrt, wich zurück, tat einen Schritt zur Seite, zielte mit einem direkten Ausfall auf Dalts Kniescheibe, verfehlte sie und bewegte sich dann mit perfekter Zeitplanung, während Dalt sich in einem Kopfhieb versuchte. Während er sich nun vollkommen auf die japanische Technik verlegte, drehte er sich in die Rechte des größeren Mannes, ein Trick, den er einmal bei einer Kumatchi-Übung gesehen hatte; seine Klinge fuhr nach oben und nach unten, während Dalts Hieb an ihm vorbeizischte. Plötzlich wurde Dalts rechter Unterarm naß, ein Umstand, der mir erst so richtig zu Bewußtsein kam, als Eric seine Waffe im Kreis wirbeln ließ, mit nach außen und aufwärts gerichteter Spitze, wobei die Glocke seine Knöchel schützte, und seine Faust mit Wucht gegen Dalts Kinn hatte sausen lassen. Dann versetzte er ihm einen Fußtritt in die Kniekehle und einen Stoß mit der linken Schulter. Dalt taumelte und stürzte zu Boden. Sofort setzte Eric mit Fußtritten nach, in die Nieren, gegen den Ellbogen, den Schenkel - letzteres nur deshalb, weil er das Knie verfehlte -, stellte den gestiefelten Fuß auf Dalts Waffe und richtete die Spitze seiner eigenen Waffe auf das Herz des Mannes.
Während der ganzen Zeit hatte ich gehofft, wie mir jetzt erst bewußt wurde, daß Dalt Eric in den Hintern treten werde - nicht nur deshalb, weil er auf meiner Seite stand und Eric nicht, sondern wegen der Schwierigkeiten, die Eric meinem Pa bereitet hatte. Andererseits bezweifelte ich, daß es allzu viele Leute in der Gegend gäbe, die mit den nötigen Fähigkeiten für einen solchen Arschtritt ausgestattet wären. Leider standen zwei davon jenseits der Linie, die ich gezogen hatte. Gerard hätte ihn in einem Ringkampf bezwingen können. Benedict, der Waffenmeister von Amber, hätte ihn mit jeder beliebigen Waffe schlagen können. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß wir eine Chance gegen sie alle haben könnten, wenn Caine als Gewicht in die Waagschale geworfen würde - nicht einmal, wenn wir ein Ty'iga auf unserer Seite hätten. Und wenn ich Eric aus heiterem Himmel eröffnen würde, daß Dalt sein Halbbruder war, würde das seine Schlagkraft um keinen Deut verringern, selbst wenn er mir glauben würde.
Also traf ich die einzige Entscheidung, die mir übrigblieb. Letztlich waren sie ja nichts anderes als Muster-Geister. Der echte Benedict und der echte Gerard befanden sich in diesem Augenblick ganz woanders und würden keinerlei Schaden erleiden, was immer ich auch ihren Doppelgängern hier antun würde. Eric und Caine waren natürlich schon lange tot, wobei Caine der brudermörderische Held des Mustersturz-Krieges war und als Modell für eine kürzlich erst errichtete Statue auf dem Großen Platz gedient hatte, anläßlich Lukes Mordanschlags auf ihn, weil er dessen Vater getötet hatte. Und Eric hatte natürlich den Heldentod an den Hängen des Kolvir gefunden, was ihn, wie ich vermute, davor bewahrt hatte, durch die Hand meines Vaters zu sterben. Die blutige Geschichte meiner Familie ging mir durch den Kopf, während ich den Speichenkranz hob, um dem Ganzen noch eine Fußnote zuzufügen, indem ich noch einmal die Feuersbrunst herbeirief, die zwei meiner hendrakeschen Verwandten dahingerafft hatte.
Mein Arm fühlte sich an, als ob jemand mit einem Baseballschläger daraufgehauen hätte. Ein schmaler
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