Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel
war, die Maschine im Leerlauf lief und ich auf dem Fahrersitz saß, legte ich den Gang ein und dehnte einen Kraftstrang vom Speichenkranz hinunter in den Boden aus.
Ich griff lange Zeit aus, während ich nach einer allgemeinverständlichen Metapher für das zu Entdeckende suchte.
... Ich wate vom Strand hinaus ins Meer, Wellen kitzeln mich am Bauch, an der Brust - mit den Zehen spüre ich die Steine, die Knäuel von Seetang... Manchmal dreht sich ein Stein um, rutscht, prallt gegen einen anderen, gleitet weg... Meine Augen können nicht bis zum Grund blicken. Dennoch sehe ich die Steine, das Wrack, ihre Anordnung und ihre Bewegung, erkenne alles so deutlich, als ob der Grund hell erleuchtet wäre.
Ich spüre, spüre meinen Weg jetzt, hinunter durch die Schichten; jeder einzelne Zeh huscht leise wie ein Blitzstrahl über die Fläche mit den Steinen, den Druck des einen auf den anderen erprobend, isostatische Küsse der Berge unter der Erde, orogene Erhebungen in lasziver Bewegung, Fleisch liebkost Mineral an der dunkelsten aller geheimen Stellen...
Abgeglitten! Der Stein rutscht weg. Mein Körper folgt...
Ich tauche danach, folge der Rutschstrecke. Ich jage voran, vergieße Hitze, zersplittere Steine, breche neue Pfade, hinaus, hinaus... Es kommt in dieser Richtung. Ich breche durch eine Wand aus Stein, eine weitere. Und noch eine...
Ich war mir nicht sicher, ob dies die richtige Art war,
das Unheil abzuwenden, doch es war der einzige Versuch, der mir einfiel. Geh dorthin! Verdammt! Dorthin! Ich beschritt zwei weitere Kanäle, einen dritten, einen vierten...
Ein leichte Erschütterung ließ den Boden vibrieren. In meiner Metapher wurden die Steine unter dem Wasser still. Kurz darauf hörte das Vibrieren des Bodens auf.
Ich kehrte zu der Stelle zurück, wo ich den Beginn des Rutschens gespürt hatte; jetzt war sie stabil, doch noch gespannt. Ich fühle es, fühle es vorsichtig. Beschreibe einen Vektor. Folge ihm. Folge ihm bis zum Punkt des ursprünglichen Drucks. Aber nein. Dieser Punkt ist lediglich ein Zusammenfluß von Vektoren. Folge ihrer Spur.
Und wieder. Weitere Verbindungsstellen. Folge ihrer Spur. Beschreite weitere Kanäle. Das gesamte Drucksystem, fein verästelt wie ein Nervensystem, muß beschrieben werden. Ich muß seinen Baum in meinem Geist festhalten.
Noch eine Schicht. Vielleicht ist es nicht zu schaffen. Vielleicht sind meine Anstrengungen in diesen topografischen Zweigen eine unendliche vergebliche Liebesmühe. Setze einen festen Rahmen. Vereinfache das Problem. Mißachte alles jenseits des Tertiärs. Verfolge die Spur zur nächsten Verbindungsstelle. Dort sind einige Schlaufen. Gut. Und jetzt ist eine Platte mit im Spiel. Noch besser.
Versuche noch einen Sprung. Nicht gut. Ein zu großes Bild, um es zu erfassen. Tertiäre ablegen.
Ja.
Allgemeine Linien auf diese Weise skizziert. Transmissionsvektoren einfach gezeichnet - zurück zur Platte, beinahe. Ausgeübter Druck geringer als erweiterter Höchstdruck. Warum? Zusätzliche Zufuhr entlang des zweiten Vectors, Umleitung der Schubkraft in dieses Tal.
»Merlin? Alles in Ordnung mit dir?«
»Laß mich in Ruhe«, hörte ich meine Stimme antworten.
Dann Ausdehnung, Energiezugabe, hinein, fühlend, Transmissionzeichen...
Ist das ein Logrus, den ich da vor mir sehe?
Ich öffnete drei weitere Kanäle, konzentriert auf diesen Bereich, begann ihn aufzuheizen.
Bald darauf rissen die Steine, und kurz darauf schmolzen sie. Meine neugeschaffene Magma floß an mangelhaften Linien entlang. Eine Höhle tat sich an der Stelle auf, der die herabstürzende Kraft entsprungen war.
Zurück.
Ich zog meine Sonden zurück, schaltete den Speichenkranz aus.
»Was hast du gemacht?« fragte er.
»Ich habe die Stelle gefunden, wo der Logrus mit unterirdischen Spannungen herumpfuscht«, erklärte ich, »und ich habe die Stelle entfernt. Dort ist jetzt eine kleine Grotte. Wenn sie in sich zusammenbricht, wird der Druck vielleicht noch mehr nachlassen.«
»Dann hast du also eine Stabilisierung erreicht?«
»Zumindest fürs erste. Ich kenne die Grenzen des Logrus nicht, aber er wird sich eine neue Strecke ausdenken müssen, um an diesen Ort zu gelangen. Dann muß er sie ausprobieren. Und wenn er zur Zeit sehr stark von der Beobachtung des Musters beansprucht ist, könnte das die Sache verlangsamen.«
»Dann hast du also etwas Zeit für uns gewonnen«, sagte er. »Natürlich könnte es sein, daß als nächstes das Muster auf uns losgeht.«
»Könnte
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