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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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versehen?«
    »So ist es. Und der Mann hat ihn zurückgelassen, damit du ihn findest.«
    »Es widerstrebt mir, dieses Ding jetzt gleich abzugeben«, sagte ich, »da es sich als so überaus nützlich erwiesen hat. Gibt es eine Möglichkeit, diesen Zauber von ihm zu nehmen?«
    »Natürlich. Doch das sollte dich nicht interessieren.«
    »Warum nicht?«
    »Der Ring, den du trägst, ist nicht derjenige, von dem ich spreche.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Du wirst es verstehen. Keine Angst.«
    »Wer bist du eigentlich?«
    »Mein Name ist Delwin, und wir begegnen uns vielleicht niemals wirklich - falls nicht irgendwelche uralten Kräfte in Gang gesetzt werden.«
    Er hob die Hand, und ich sah, daß auch er einen Speichenkranz trug. Er streckte sie mir entgegen.
    »Berühre meinen Ring mit dem deinen«, befahl er. »Dann kann er den Auftrag erhalten, dich zu mir zu bringen.«
    Ich hob ebenfalls die Hand und bewegte sie auf das Glas zu. In dem Augenblick, als sie sich zu berühren schienen, zuckte ein Lichtblitz auf, und Delwin war verschwunden.
    Ich ließ den Arm fallen. Ich ging weiter. Einer Eingebung folgend, blieb ich vor einer Kommode stehen und öffnete ihre Schublade.
    Ich blickte hinein. Anscheinend gab es keine Möglichkeit, diesem Ort irgendwie um eine Nasenlänge voraus zu sein. Die Schublade enthielt ein maßstabsgerechtes Miniaturmodell der Kapelle meines Vaters -mit winzigen farbigen Fliesen, naturgetreuen brennenden Wachskerzen, sogar einem puppengroßen Grayswandir auf dem Altar.
    »Die Antwort liegt vor dir, lieber Freund«, ertönte eine kehlige Stimme, die ich kannte und doch nicht kannte.
    Ich hob den Blick zu einem Spiegel mit lavendelfarbenem Rand über der Kommode, den ich bis dahin nicht bemerkt hatte. Die Dame darin hatte langes, pechschwarzes Haar und so dunkle Augen, daß ich nicht zu erkennen vermochte, wo die Pupillen aufhörten und die Iris begann. Ihr Teint war sehr blaß, vielleicht noch betont durch ihren rosafarbenen Lidschatten und Lippenstift. Diese Augen...
    »Rhanda!« sagte ich.
    »Du erinnerst dich! Du erinnerst dich tatsächlich an mich!«
    »...Und an die Tage unserer Knochentanz-Spiele«, sagte ich. »Du bist erwachsen und schön geworden. Vor kurzem erst habe ich an dich gedacht.«
    »Und ich spürte die Berührung deiner Gedanken im Schlaf, mein Merlin. Es tut mir leid, daß wir uns damals so getrennt haben, aber meine Eltern...«
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Sie hielten mich für einen Dämon oder Vampir.«
    »Ja.« Sie streckte die blasse Hand aus dem Spiegel, griff nach der meinen und zog sie zu sich. Im Spiegel drückte sie sie an ihre Lippen. Sie waren kalt. »Ihrer Meinung nach sollte ich lieber den Umgang mit Söhnen und Töchtern von Männern und Frauen pflegen anstatt mit unseresgleichen.«
    Als sie lächelte, sah ich ihre Reißzähne. Als sie noch ein Kind gewesen war, waren sie nicht aufgefallen.
    »Bei den Göttern! Du siehst wie ein Mensch aus!« sagte sie. »Besuch mich doch mal in Wildwald, ja?«
    Impulsiv beugte ich mich vor. Unsere Lippen trafen sich im Spiegel. Was immer sie sein mochte, wir waren Freunde gewesen.
    »Die Antwort«, wiederholte sie, »liegt vor dir. Komm mich besuchen.«
    Der Spiegel färbte sich rot, und sie war verschwunden. Die Kapelle stand unverändert in der Schublade. Ich schloß sie und wandte mich ab.
    Ich ging weiter. Spiegel zur Linken. Spiegel zur Rechten. Nur ich selbst darin.
    Dann...
    »Na, na, lieber Neffe. Ein bißchen verwirrt, was?«
    »Wie üblich.«
    ■
    »Ich kann es dir nicht verübeln.«
    Seine Augen waren spöttisch und weise, seine Haare so rot wie die seiner Schwester Fiona oder seines verstorbenen Bruders Brand. Oder Lukes, nebenbei bemerkt.
    »Bleys«, sagte ich, »was, zum Teufel, geht hier eigentlich vor?«
    »Ich habe den zweiten Teil von Delwins Botschaft«, sagte er, griff in die Tasche und zog die Hand wieder heraus. »Hier.«
    Ich griff in den Spiegel und nahm das Dargebotene entgegen. Es war ein weiterer Speichenkranz, wie der, den ich trug.
    »Das ist derjenige, von dem Delwin sprach«, erklärte er. »Du darfst ihn niemals tragen.«
    Ich betrachtete ihn eine Zeitlang eingehend.
    »Was soll ich damit anfangen?« fragte ich.
    »Steck ihn in die Tasche. Möglicherweise ergibt sich seine Anwendung zu irgendeinem Zeitpunkt von selbst.«
    »Wie bist du daran gekommen?«
    »Ich habe ihn geklaut, nachdem Mandor weg war, und ihn gegen den ausgetauscht, den du jetzt trägst.«
    »Wie viele gibt es überhaupt

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