Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel
Schulter und drehte mich erneut um.
»An deinem Zauberbann ist immer noch was dran, Onkel«, bemerkte ich. »Dann laß uns die Sache also durchziehen.«
Ich schritt weiter. Jetzt herrschte Stille. Nach vom. Zu der Stelle, wo die Spiegel glitzerten. Ich hatte diesen Ort vor langer Zeit schon mal gesehen - wie mir wiedereinfiel -, obwohl seine Beschaffenheit - wie mir plötzlich klar wurde - keine typische Besonderheit von Schloß Amber war. Die Erinnerung war gleich da, an der Spitze meines Gedächtnisses - mein jüngeres Ich, das diesen Weg ging, nicht ohne Begleitung -, doch der Preis für die Wiederbelebung dieser Erinnerung wäre der Verlust der Beherrschung über das Jetzt und Hier, das wußte ich. Zögernd ließ ich das Bild los und wandte meine Aufmerksamkeit dem kleinen ovalen Spiegel zu meiner Linken zu.
Ich lächelte. Mein Spiegelbild ebenso. Ich streckte die Zunge heraus und wurde meinerseits gleichfalls so gegrüßt.
Ich ging weiter. Erst einige Schritt später wurde mir bewußt, daß das Spiegelbild mein dämonengestaltiges Ich gezeigt hatte, während ich selbst unverändert geblieben war.
Ich vernahm ein leises Räuspern zu meiner Rechten. Als ich mich in die entsprechende Richtung umwandte, gewahrte ich meinen Bruder Mandor im Innenfeld einer schwarzgerahmten Raute.
»Lieber Junge«, sprach er, »der König ist tot. Lang lebe deine erlauchte Persönlichkeit, sobald du den Thron eingenommen hast. Du tätest gut daran, dich zu sputen, um zur Krönung ans Ende der Welt zurückzukehren, mit oder ohne die Braut des Juwels.«
»Wir sind unterwegs auf einige kleinere Probleme gestoßen«, sagte ich.
»Nichts davon ist so dringend, daß es jetzt gleich gelöst werden müßte. Deine Anwesenheit in den Burgen ist bei weitem wichtiger.«
»Nein, meine Freunde sind wichtiger«, widersprach ich.
Ein flüchtiges Lächeln huschte um seine Lippen.
»Du wirst die ideale Stellung haben, um deine Freunde zu beschützen«, sagte er, »und nach Belieben mit deinen Feinden zu verfahren.«
»Ich komme zurück«, sagte ich. »Bald. Aber nicht, um mich krönen zu lassen.«
»Wie du meinst, Merlin. Es ist deine Anwesenheit, die gewünscht wird.«
»Ich verspreche nichts«, sagte ich.
Er schmunzelte, und im Spiegel war nichts mehr zu sehen.
Ich wandte mich ab. Ich schritt weiter.
Gelächter. Von links. Von meiner Mutter.
Sie sah mich aus einem roten Rahmen mit geschnitzten Blumen heraus an, einen Ausdruck höchster Erheiterung im Gesicht.
»Such ihn in der Grube!« sagte sie. »Such ihn in der Grube!«
Ich ging vorbei, und ihr Lachen schallte mir noch eine Weile nach.
»Hssst!«
Zu meiner Rechten war ein langer schmaler Spiegel, mit Grün eingefaßt.
»Meisster Merlin«, sagte sie. »Ich habe gessucht, aber dass Geisstlicht isst mir nicht begegnet.«
»Danke, Glait. Bitte suche weiter.«
»Ja. Wir müsssen unss irgendwann mal wieder abendss an einem warmen Plätzchen zussammenssetzen, Milch trinken und von den alten Zeiten reden.«
»Das wäre schön. Ja, das müssen wir. Falls wir nicht von etwas Größerem verschlungen werden.«
»S-s-s-s!«
Könnte das vielleicht ein Lachen gewesen sein?
»Erfolgreiche Jagd, Glait.«
»Ja. S-s-s!«
... Und weiter. Ich schreite immer weiter.
»Sohn von Amber. Träger des Speichenkranzes« -diese Worte kamen aus einer finsteren Nische zu meiner Linken.
Ich blieb stehen und starrte angestrengt hinein. Diesmal war der Rahmen weiß, das Glas grau. Darin war ein Mann, den ich nie zuvor gesehen hatte. Sein Hemd war schwarz und am Hals geöffnet. Er trug eine braune Lederweste, seine Haare waren dunkelblond, die Augen möglicherweise grün.
»Ja?«
»Ein Speichenkranz wurde in Amber versteckt«, sprach er, »damit du ihn finden mögest. Er beschert seinem Träger große Macht. Außerdem ist er mit einer Reihe von Zauberbannen ausgestattet, die diesen veranlassen, unter bestimmten Umständen in einer bestimmten Weise zu handeln.«
»Das habe ich vermutet«, sagte ich. »Worauf ist er abgerichtet?«
»Nachdem er vordem von Swayvill, dem König des Chaos, getragen wurde, wird er den auserwählten Nachfolger zwingen, den Thron zu besteigen, ihm ein bestimmtes Verhalten auferlegen und ihn den Vorschlägen gewisser Personen gegenüber zugänglich machen.«
»Und welche Personen sollten das sein?«
»Die Frau, die gelacht und gerufen hat: >Such ihn in der Grube.< Der Mann in Schwarz, der deine Rückkehr wünscht.«
»Dara und Mandor. Haben sie ihn mit diesem Zauber
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