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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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aber man weiß ja nie, was die Menschen sich so einbilden, Anne. Sie wird schon wieder werden.
    In der Mittagspause hat Lori wieder geraucht. Ich habe es an ihrem Atem gemerkt. Als ich sie fragte, ob sie geraucht habe, hat sie es geleugnet. Mir ist es ja gleich, ob sie raucht oder nicht, aber sie kriegt einen Riesenärger, wenn sie noch einmal dabei ertappt wird. Ich weiß, daß sie Mädchen, die zum zweiten Mal beim Rauchen erwischt werden, von der Schule suspendieren. Ihre Eltern bringen sie um! Die seien sowieso die ganze Zeit hinter ihr her wegen verschiedener Dinge, erzählt Lori, aber welche Dinge, das hat sie nicht gesagt. Pappi hat einmal vorgeschlagen, man solle Lori auf Nimmerwiedersehen verschiffen, aber das war nur Spaß; das sagt er auch immer zu uns, und wir haben nie geglaubt, daß er das tut.
    In der Musikstunde haben wir Musik von Ralph Vaughan Williams angehört. Man sagt nicht ›Ralph‹, man sagt ›Rafe‹. Wir hörten The Lark Ascending. So schön, so traurig. Wenn ich einmal tot bin, sollen sie das bei der Beerdigung spielen, während alle weinen müssen. Sie würden noch viel trauriger davon und würden mich noch mehr vermissen.
    Fertig mit Silas Marner. Bäh!
    Schluß für heute, Anne.
     

3. März
    Das Wetter spielt verrückt. Wir hatten heute 20 Grad Celsius. Am Nachmittag war uns so heiß, daß Lori und ich zu unserem Lieblingsimbiß Lexington Ecke 83. Straße gelaufen sind, um uns nach der Schule Milkshakes zu kaufen. Das ist ein richtig alter Schuppen, bestimmt älter als 100 Jahre. Wir gehen da gerne hin. Als wir da so saßen, Anne, wer anders als Mimsy Porter sollte bei der Tür hereinkommen. Die ging früher auch auf die Brearly, aber jetzt ist sie auf der Chapin. Sie mußte unsere Schule verlassen, weil sie so schlechte Noten hatte und ihr Vater niemanden kennt, der ihm da hätte helfen können.
    Ich muß dir wohl von den Schulen erzählen, sonst kommst du da nicht mit. Die dummen Mädchen gehen zur Chapin. Die Mädchen da sind nicht wirklich dumm, aber dümmer als die Brearly-Mädchen. Die Mädchen aus der besseren Gesellschaft gehen zur Spence. Um auf die Dalton zu kommen, mußt du nicht klug, aber immens reich sein. Die Mädchen auf der Marymount sind so dumm, die sind schon unheilbar. Auf den anderen Schulen behaupten sie, die Brearly-Mädchen seien Lesben, aber das ist die reine Eifersucht. Ich würde an deren Stelle auch so etwas sagen, weil unsere Schule einfach die beste ist.
    Jedenfalls, Mimsy kommt hereingerauscht, voll aufgedonnert, neues Kleid, schicke Lederschuhe. Sie kommt zu uns rüber und benimmt sich, als sei sie auf dem Debutantinnenball. Sie flötet, wie schöööön es sei, uns zu sehen und wie es uns denn so gehe. Meiner Meinung nach ist Mimsy ein Plagegeist und so was von hohl. Aber ich halte es mit ihr aus. Lori dagegen kann sie nicht verputzen. Lori fragt also auch, wie es so gehe. »Fannnntastisch«, behauptet Mimsy. Sie tat so geschwollen, daß es mich wunderte, wie sie noch durch die Tür paßte. Wie auch immer, Lori fragt weiter: »Welche Kurse hast du belegt?« Und bevor Mimsy noch was sagen kann, redet Lori weiter: »Abtreibung leicht gemacht? Das große Nutten-Einmaleins?« Wovon sie sprechchchche, will Mimsy wissen.
    »Kriegt man in diesen Fächern auch so viele Hausaufgaben auf?«
    Da erst merkte Mimsy, daß Lori sie aufzieht, und du kannst dir vorstellen, was dann los war. Lori lachte laut und sagte: »Komm, verzieh dich, sonst glauben die Leute, wir würden dich kennen.« Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle Mimsy Lori eine knallen, aber Lori ist größer, also machte Mimsy eine Kehrtwendung und marschierte hinaus, und das war's dann. Ich fragte Lori: »Warum warst du so gemein zu ihr? Sie ist zwar dumm wie die Nacht finster, aber das ist noch kein Grund, so draufzuhalten.«
    »Und ob. Die ist so hochnäsig, daß es mich wahnsinnig macht. Die müssen der ja noch was zahlen, daß sie zur Chapin geht.«
    »Komm, die ist es doch nicht wert, daß du dich aufregst.«
    »Du erinnerst dich doch an den Schulball mit den Jungen von der Walden im vorigen Jahr? Sie ist mit einem von denen ausgebüchst und hat es mit ihm gemacht. Ich habe danach davon gehört«, erzählte Lori.
    »Erinnert mich an dich und Simon«, erwiderte ich. Jetzt war Lori auf mich wütend, hat aber nichts gesagt, weil sie weiß, daß ich mich besser wehren kann als Mimsy oder Katherine. Lori hat eine Art Obermackertour drauf, ist aber trotzdem eine meiner zwei besten

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