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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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aus als Boob, was aber nicht heißen soll, daß das besser sei. Nur anders. Wir sind nur anders, das ist alles.
    Die Roten sind abgezogen. Hurra!
     

7. März
    Es ist schon sehr spät, aber ich muß dir einfach schreiben, Anne, weil ich nicht weiß, wem ich mich sonst anvertrauen könnte. Heute war Loris Party, und ich habe mich ja schon nicht darauf gefreut. Wie recht ich hatte! Es wurde gerade dunkel, als ich mich anschickte zu gehen. Mama und Pappi lassen mich allein gehen, weil es nur drei Querstraßen weit weg ist. Boob heulte, weil ich sie nicht mitnahm; es ist ja keine Kinderparty.
    »Nie darf ich auf Parties gehen.«
    »Du warst erst letztes Monat bei Sherries Geburtstagsparty.«
    »Ich hasse Sherrie.«
    »Du bist ein Baby, Boob.« Sie trug übrigens ihr neues Kleid. Mama umarmte uns und sagte: »Ihr seid beide meine Babies. Sei vorsichtig auf der Straße und verlaß die Park Avenue erst, wenn du mußt. Du weißt, die Verrückten sind überall.«
    »Wie sollte ich denn auch sonst gehen?«
    »Mit dem Kopf unterm Arm«, greinte Boob. »Ich will auch zu dieser Party.«
    Papa drohte Boob, daß er sie an eine satanistische Sekte verkaufen würde, wenn sie nicht sofort mit dem Quatsch aufhört.
    »Die würden ihr Geld zurück haben wollen«, feixte Boob, und beide lachten. »Trotzdem will ich mit.«
    »Aber du mußt nicht«, sagte ich.
    »Stimmt«, sagte Boob. Sie hörte endlich auf zu weinen. »Ich will auch meinen Kopf unterm Arm tragen.«
    War ich froh, daß ich aus dem Haus war. Boob macht immer soviel Wind. Mama hat Depressionen, weil man sie nicht unterrichten läßt. Und Pappi werkelt immer noch an diesem Projekt herum, über das er nicht sprechen will. Angeblich ist er fast fertig und macht nur noch den Feinschliff. Meine Familie treibt mich manchmal andauernd in den Wahnsinn.
    Wie auch immer. Ich fand mich schick angezogen, auch wenn es wieder niemand merken würde. Ich hatte Spangen im Haar, damit es mir nicht ins Gesicht hängt, dazu mein hübsches blaues Kleid mit dem weißen Eton-Kragen. Obwohl ich sie bitte, es zu lassen, nennt Mama das ein Püppchen-Kleid. Außerdem hatte ich meine blauen Kniestrümpfe und meine ledernen Partyschuhe an. Weil es draußen kalt war, hatte ich noch meinen grünen Mantel an. Wie versprochen, ging ich brav die Park hinunter und bog erst an der 83. Straße ab. Die einzigen Verrückten und Perversen, die ich zu Gesicht bekam, wohnen bei uns im Haus. Nur dort, wo die Park einen Bogen macht, lag ein Mann am Boden. Feuerwehrautos flitzten uptown, aber ich sah keine Flammen, also wird es schon kein größerer Brand gewesen sein.
    Lori und ihre Eltern leben in einer Maisonettewohnung mit Gartenanteil in einem Stadthaus. Die Party fand unten im Wohnzimmer und in der Küche statt. Ihr Vater blieb oben, aber Loris Mutter kam gelegentlich runter, um nach uns zu sehen. Außer Lori, Katherine und mir waren noch Susan, Ekel-Betsy, Tanya, Whitney und Edie da, dazu noch ein paar Mädchen. Loris Bruder Tom hing noch rum und hatte zehn oder elf seiner dumpfen Freunde dabei. Die sind 15 oder 16 und halten sich für erwachsen. Sie führten sich auf, als gehöre ihnen die Wohnung, aber mich konnten sie damit nicht beeindrucken. Simon Norris, von dem ich dir schon erzählt habe, war auch da. Lori steht auf ihn. Er ist 15, aber ein echtes Babyface, daher ahnen Loris Eltern nicht, daß er bereits so alt ist. Aber Lori sagt, daß sie ihn trotzdem nicht ausstehen können. Da Lori etwas älter aussieht, gehen sie als Gleichaltrige durch.
    Dieser Simon Norris hat einen Freund namens Clark, der sich einbildet, ich würde ihn genauso gerne um mich haben wie Lori ihren Simon. Die schleimige Kröte. Er lief mir den ganzen Abend lang nach, als sei er ein Entenküken und ich die Mutter. Dauernd redete er davon, wie reich seine Familie sei, als wenn das schon etwas Besonderes wäre. Er sagte Dinge wie: »Unsere Wohnung ist so groß, daß mein Vater 200 Dollar im Monat allein für die Gasrechnung ausgeben muß.« Da sollte er sich doch einen anderen Arzt für seine Verdauungsbeschwerden suchen, riet ich ihm. Er hat den Witz nicht verstanden, der Trottel. Er wollte mit seinen Flossen sogar an mir herumgrapschen. Schließlich habe ich ihm gesagt, er solle mich in Ruhe lassen. Da hat er endlich begriffen, aber nicht das, was er wollte.
    Es war eine doofe Party, weil niemand Geburtstag hatte oder so was. Alle standen nur herum, hörten der Musik zu und verhielten sich, als wären sie gehirntot. Die jüngeren

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