Ambient 02 - Heidern
Walden-Jungs starrten uns nur an, als würden sie uns am liebsten auffressen, aber wenigstens haben sie ihre Krötenpfoten von uns gelassen. Das sind noch Kaulquappen. Und Toms Freunde, mit Ausnahme von Simon und Clark, standen nur da und waren zu cool zum Atmen.
Ich verdrückte eine halbe Schüssel Chips mit Dip und hörte Whitney zu, die mir von ihren Kopfschmerzen erzählte. Dann kam Ekel-Betsy herüber und fing an zu plaudern, und ich mußte einfach weggehen, weil sie dabei auch noch aß. Die wenn ißt, würgt sie danach alles wieder hoch und riecht hinterher nach Kotze, obwohl sie sich dauernd das Gesicht wäscht. Eigentlich wollte ich mit Lori reden, aber die klebte ja an ihrem Simon. Meiner Meinung nach fand diese Party nur statt, damit sie sich jedesmal, wenn ihre Mutter den Raum verließ, an ihn lehnen konnte. Also ging ich hinüber zu Katherine, die alleine herumstand und etwas wirr dreinblickte.
»Was ist los?«
»Nichts.«
»Gefällt dir der da?« fragte sie und deutete auf einen Trinity-Jungen, der etwas größer als die anderen war. Außerdem sah er älter aus als alle zusammen; der Dümmste schien er auch noch zu sein. Sein Gesicht hatte einen schmutzig wirkenden Schatten, weil er wohl noch nicht wußte, wie man sich richtig rasiert. Nicht daß er irgendwann einmal klug genug sein würde, das zu lernen. Seine Unterarme waren voller Haare, wie bei einem Zahnarzt. Sein Sweatshirt hatte er unten abgeschnitten, damit man auch die Haare auf seinem Bauch sehen konnte. Es war klar, daß er sich für supersuperheiß hält.
»Das ist Yeti«, sagte ich.
»Wovon redest du?«
»Ich wette, wenn der sein Hemd auszieht, sieht es immer noch so aus, als würde er einen Pullover tragen.«
»Du meinst, er hat behaarte Schultern?«
»Bei dem ist alles behaart.« Kaum waren zwei Minuten um, ging Katherine schon zu ihm hinüber und fing ein Gespräch an. Er war mindestens dreißig Zentimeter größer als sie. Katherine tut viel schüchterner, als sie wirklich ist. Meine Freundinnen verhalten sich in Gegenwart von Jungs so dämlich – kaum zu glauben. Ich hielt mich an Kartoffelchips und Kekse, bis ich schließlich in die Küche ging, um mir ein Diet Coke zu holen.
Dort waren nur Lori und Simon, sonst keiner. Sie standen zwischen Kühlschrank und Gartentür. »Mach die Tür hinter dir zu, Lo«, bat mich Lori.
»Wozu das denn?«
»Dreh dich einfach um und laß niemanden herein.«
Ich befolgte die Anweisung, linste aber gleich über die Schulter und, selbstverständlich, da hingen sie aneinander wie küssende Fische: schmatzschlürfschlabber. Er hatte seine Hand vorne in ihrer Hose. Als ich das sah, war ich sofort draußen aus der Küche. Katherine stand wieder in ihrer Ecke und sah aus, als versuche sie, nicht zu weinen.
»Was war denn los?« wollte ich wissen, aber sie erzählte mir nichts. Der Yeti stand bei seinen Spezies und lachte. »Hat er was Gemeines gesagt?« fragte ich weiter, aber Katherine schwieg. »Willst du nach Hause gehen?« Sie schüttelte den Kopf, und ich sagte okay, dann nicht. Mir geht das auf den Geist, wenn man genau weiß, daß mit seinen Freunden etwas nicht in Ordnung ist, die aber nicht darüber sprechen wollen. Wenn mir etwas fehlt, erzähle ich es jedem, der es hören will. Oder doch nicht. Schließlich hat mir nicht gefallen, was ich in der Küche bei Simon und Lori gesehen habe, aber Katherine habe ich nichts davon erzählt. Darüber würde ich schweigen wie ein Grab. Da kam Lori aus der Küche. Sie ging direkt auf mich zu, als wolle sie mich schlagen, was sie aber nicht tat.
«Was liegt an?« flüsterte sie, damit sie keiner hören konnte, von Katherine mal abgesehen.
»Nichts«, sagte ich.
»Hast du geguckt?«
»Ich wollte nicht in einem Raum mit euch sein, wenn ihr das macht. Ihr habt es ja fast getrieben.«
»Ich wußte ja nicht, daß er das alles wollte«, erklärte Lori kleinlaut. Sie schauspielerte nicht, sondern sagte die Wahrheit. Lori kann ihr Gesicht noch weniger verstellen als Pappi und Mama. Simon war wieder bei seinen Kumpels, die alle lachten. Mich machte das ärgerlich, weil ich wußte, daß sie über uns lachten. Jungen lachen immer über Mädchen, was man auch macht.
»Ich glaub's dir ja.« Obwohl das stimmte, war ich sauer auf sie.
»Es hat mir weh getan, und ich habe darauf bestanden, daß er aufhört. Wenn du dageblieben wärst, hätte er es erst gar nicht versucht.«
»Hätte er doch.«
»Du hast doch geguckt?«
»Alles gesehen. Wäre ich drin
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