Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
Vom Netzwerk:
Notrufnummern waren eine andere Sache; sie waren immer außer Betrieb.
    »Hauptmann?« sagte er. »Dryden hier. DIA 8782.« Das war sein Telefoncode. »Die große Buchhandlung in der Fifth. Richtig. Eine Brutstätte. Neutralisieren! Unverzüglich! Klar?« Er legte auf.
    Die Heimatarmee war Dryco stets zu Willen, ebenso wie die reguläre Armee, die anderen Streitkräfte, der Senat, das Repräsentantenhaus und der Präsident. Von allen Zaubereien, die ausgeübt wurden, war jene der Drydens die unfehlbarste. Seit Jahren setzte sie mich in Erstaunen. Im Laufe der Zeit war mir durch die Rückbesinnung auf hingeworfene Andeutungen und eigenen Verdacht der Gedanke gekommen, daß sie etwas haben mußten: etwas, das sie während der Ebbe an sich gebracht hatten und das in der Vorstellung viel beängstigender sein mußte als es in der praktischen Anwendung jemals sein konnte – so dachte ich.
    »Halle?« fragte Renaldo und zeigte zum rauchenden Fußboden jenseits der geborstenen Glaswand.
    »Rufen Sie Instandsetzung!«
    »Coño.«
    »Ich nicht, hoda«, lachte Mister Dryden. »Lope und ich standen kurz vor dem Abschluß.«
    »In einer Weise …«, begann Lope, führte den Satz aber nicht zu Ende.
    »Mach dich fertig, Avalon!«
    »Zum Teufel mit diesem …«
    »Keine Gefahr vorgesehen. Bereitschaft genügt. Klar?«
    »Laß mich mein Zeug holen«, sagte sie und rollte in sein Büro.
    Lope bewegte sich zur Eingangshalle, als beabsichtige er, unbemerkt zu entschlüpfen.
    »Kein Ausgang dort«, sagte Mister Dryden.
    »Wo dann? Ist das Treppenhaus nicht in der Nähe?«
    »Das wird nicht gehen. Weder OM noch Renaldo können Sie hinunterbringen, und wegen der Fallen können Sie nicht allein die Treppe benutzen. Sie werden verhandeln müssen.«
    »Bitte, Thatcher …«
    »Es wird anregend sein. Sie werden neues Blut beleben. Warten Sie ab!«
    »Ich will nichts sehen, Thatch. Bitte …«
    »Was für eine Memme. Mach dich bereit, Avalon! Wir aktivieren in zehn.«
    Avalon kam aus Mister Drydens Büro gerollt, ein dickes Kissen auf das Hinterteil gebunden, als wollte sie ein Kleid mit Turnüre überziehen.
    »Mit dem Kissen kannst du dich nicht bewegen«, sagte Mister Dryden.
    »Ich trage, was ich tragen will.«
    »Es ist unweiblich …«
    »Du wirst nicht auf deinen Hintern fliegen. Gehen wir!«
    Avalon nahm ihr Gebiß heraus und die Perücke vom Kopf und gab sie. mir in Verwahrung. Ich überprüfte ihren Sturzhelm, um zu sehen, daß die das ganze Gesicht bedeckende Visierscheibe sich leicht bewegen ließ, dann drückte ich ihr den Helm auf den Kopf. Sie nahm ihren Baseballschläger auf und wickelte eine schwere Kette um ihre Taille.
    »Ya!« rief Mister Dryden. Es war ein geheimnisvolles Siegesgeheul, das er in freien Augenblicken entwickelt hatte. »Renaldo. Info an Jake. Konzept genehmigt. Klar?«
    Renaldo nickte. Mister Dryden fing meinen Blick auf und zwinkerte. Etwas war im Busch. Wir gingen.
    Der Konferenzraum war im – war das sechzigste Stockwerk. Der Boden war auf Hochglanz poliert; an jedem Ende waren Flächen für Firmenvertreter und Gäste abgeteilt und mit Sitzreihen versehen. Fensterfronten nahmen alle vier Wände ein.
    Während des vergangenen Jahres waren monatlich Konferenzen abgehalten worden; alle Führungskräfte der angeschlossenen Unternehmen nahmen daran teil. Konferenzen waren nur eine von mehreren Ideen, die Mister Dryden geboren hatte, seit es mit ihm bergab ging: Ideen, die anscheinend den Zweck hatten, seinen eigenen Konzern in finanziellen Ruin und persönliche Schande zu stürzen; Ideen, die, sei es durch seine Absicht oder durch Zufall, den gegenteiligen Effekt hatten.
    Als Mister Drydens Proxie trat Avalon nur auf, wenn ihre Assistenz notwendig wurde. Wurde sie gerufen, so stürzte sie sich mit solchem Einsatz in den Kampf, daß niemand gegen sie bestehen konnte.
    »Fertig?« fragte Mister Dryden; sie antwortete nicht.
    Keine anderen Firmen wünschten an seinen Konferenzen teilzunehmen, da sie aber Dryco-Konferenzen waren, ließen sie sich nicht vermeiden. Sie erfreuten sich auch einer überraschenden Beliebtheit unter jenen ausländischen und amerikanischen Besitzern, die nicht teilnahmen. Japanische, chinesische und russische Gesellschafter der Dryco und ihrer Tochterunternehmen füllten die Sitzreihen auf unserer Seite, Anzeigekarten für die Punktzählung in den Händen. Die meisten trugen die billigen, in der Schweiz massenproduzierten Wegwerfkameras um die Hälse, Apparate, die verläßlich genug

Weitere Kostenlose Bücher