Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
Vom Netzwerk:
er.
    »Si«, sagte Mister Dryden. »Abiert, porfav. Momento.«
    Renaldo öffnete die Tür von seinem Platz aus. Der Geschäftsführer der Buchhandlung lächelte, erschöpft unter dem Gewicht seiner Last. Ich stand auf und ging hinüber, um die Sendung anzunehmen. Avalon erhob sich gleichzeitig und rollte zum Informationsstand, wo sie nach anderem Lesestoff Ausschau hielt. Mister Dryden trat aus seinem Büro, gefolgt von Lope.
    »Jetzt liefern oder nie«, sagte Mister Dryden. »Andere Arbeit wichtiger?«
    »Unsere Angestellten sind schrecklich langsam, Sir …«
    Ich streckte die Hände nach dem Paket aus, als ich die angerissene Ecke bemerkte. Ein blaues Kabelende sah hervor.
    »Deckung!« schrie ich, stieß den Buchhändler in die Eingangshalle hinaus und warf das Paket hinterher. »Die Tür!«
    Renaldo drückte die Fernbedienung und verschwand hinter seinem Tresen. Mister Dryden und Lope sprangen zurück und warfen sich hinter den Schreibtisch. Ich warf mich auf Avalon; sie umschlang mich mit den Beinen, als wollte sie meine untere Hälfte schützen. Ihre Dolchspitzen stachen mich; es machte mir nichts aus, da sie die Krylarweste, die ich unter meinem Hemd trug, nicht durchbohren würden. Der Sprengsatz detonierte, als die Metalltür sich schloß.
    Die Glaswand um die Tür hielt Dank dem eingegossenen Drahtgeflecht, aber der Luftdruck beulte sie einwärts; wie ein Spinnennetz durchzogen feine Sprünge das Glas. Aufblickend, sah ich draußen ein gähnendes Loch im Fußboden; die Wände der Eingangshalle qualmten und warfen Blasen. Renaldo öffnete die Tür und bekämpfte den entstehenden Brand mit einem Feuerlöscher.
    »War das der Kerl aus dem Buchladen?« fragte Avalon und drückte mich an sich. Ich hatte kein Verlangen, aufzustehen und ihre Umklammerung mit dem Risiko einer weiteren Explosion zu vertauschen, aber ich wußte, daß mir nichts anderes übrig blieb.
    »Er war es«, sagte ich.
    »Verdammt«, sagte Mister Dryden. Er stand vorsichtig auf und spähte umher, als könne noch mehr nachkommen. »Gute Arbeit, OM. Hätten Sie nicht erkannt, wären wir hops gegangen.«
    »Bloß, was zu erwarten war«, sagte ich. Diese kleineren Zwischenfälle ereigneten sich ungefähr einmal im Monat, und so war es immer gewesen. Man hätte denken können, daß es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis sie uns erwischten, aber dieses Gefühl hatte ich nie – es war einfach Teil des Jobs. Nichtsdestoweniger ließ es uns alle, denke ich, ein wenig überempfindlich auf unsere Umgebung reagieren, und vielleicht erzeugte diese immerwährende Wachsamkeit und Anspannung eine Ungewißheit, auf die wir gern verzichtet hätten.
    »Sie bekommen ein Prämie, zum Wochenende. Lope, sind Sie intakt?«
    Lope erhob sich – vorsichtig – hinter dem Schreibtisch.
    »Ich glaube«, sagte er und zog sich an der Deckplatte hoch, als gelte es, sich auf einem Rettungsfloß zu bergen. »Wenn Sie jemanden am öffentlichen Aufzug postieren würden, um die Aussteigenden zu überprüfen, würde niemand so weit kommen.«
    »Festungsleben ist nichts für mich«, sagte Mister Dryden.
    »Wenn Sie es herausfordern, Thatch, werden Sie es kriegen. Bitte beherzigen Sie meinen Rat. In diesem Punkt, wenn schon in keinem anderen …«
    »Unnötig. Die Unwissenheit war auf seiner Seite, denke ich.« Er sah ärgerlich aus, und nicht weil er gerade einem Bombenanschlag entgangen war. »Avalon, du? Alles klar?«
    Avalon stand auf und nickte. »Schamlos, sie sind verbogen«, sagte sie zu mir und wies auf die Dolchspitzen. »Sei so gut und richte sie wieder gerade.«
    »Also wer steckt dahinter?« fragte Mister Dryden und blickte in die Eingangshalle hinaus. »Dreds?«
    »Zu weiß«, sagte ich. »Nicht die Gegend.« Ihre Dolchspitzen kratzten meine Finger, als ich sie geradebog. Avalon nahm die Schultern zurück und hob die Brüste, um mir die Arbeit zu erleichtern.
    »Ein loco?«
    »Der hätte den Sprengsatz bestimmt verschluckt. Wir wären jetzt anderswo, weit weg.«
    »Renaldo«, fragte er sich umwendend. »Mariel?«
    Renaldo runzelte die Stirn. »Verdammter peñejo.«
    »Dachte ich mir auch«, sagte Mister Dryden. »Einer aus dem Laden. Nachtragend.« Er griff zum Telefon, gab eine Nummer ein. Die Verbindung kam augenblicklich zustande; seine Leitungen waren Besitzeranschlüsse und immer in Ordnung. Man konnte dieselbe Nummer dreißigmal in einer öffentlichen Telefonzelle drücken und bekam jedesmal eine andere Verbindung, vorausgesetzt, man kam überhaupt durch.

Weitere Kostenlose Bücher