Ambient 03 - Ambient
waren, um einen oder zwei Filme zu überdauern; die Leute hielten gern im Bild fest, was sie sahen. Stets schlossen sie untereinander Wetten ab, ob Avalons Assistenz erforderlich sein würde, und an welchem Punkt der Verhandlungen.
»Wie werden wir uns nach Ihrer Meinung halten?« fragte ich Mister Dryden.
»Wir werden sie vernichten.«
In diesem Monat verhandelte Dryco mit Satcom. Nach den Spielregeln, wie Mister Dryden sie entwickelt hatte, schluckte der Gewinner den Verlierer und brachte dessen Aktiva an sich, nicht aber die Passiva. Dryco verlor nie; ich wußte, daß Mister Dryden, sollte jemals ein anderer auf faire Weise gewinnen, einfach die Punktzählung verändern und trotzdem gewinnen konnte. Hinterher würde niemand übrig sein, es zu bestreiten.
Lope saß neben Mister Dryden und sah aus, als ob ihm übel wäre. Unsere Tiger rollten bereit zur Aktion vor unsere Barriere. Die Kameraleute bauten an der ihnen zugewiesenen Stelle ihr Gerät auf; Mister Dryden hatte trotz allem seinen Geschäftssinn nicht eingebüßt und die Rechte der Fernsehaufzeichnung an den Gewaltkanal verkauft; die Auslandsrechte verkaufte er an Bühnenverlage, die den Stoff zu Theaterstücken verarbeiten ließen. Ich saß mit Avalon beim Eingang, gab ihr Wasser und beruhigte sie, so gut ich konnte.
»Ich habe angeboten, an deiner Stelle hinauszugehen«, sagte ich, den Arm stützend um ihre Taille gelegt. »Er sagt nein.«
»Ist auch gut so«, erwiderte sie. Sie reckte den Hals, um zu sehen, wen Satcom als Proxie mitgebracht haben mochte. »Einige von diesen Weibsbildern würden dich zum Frühstück verzehren. Halt dich da raus, Schamlos!«
Mister Dryden klopfte mit dem Hammer auf seinen Tisch und sagte: »Konferenz, ich bitte um Ruhe.« Dann blies er die Pfeife.
Das Ziel einer Konferenz war die möglichst mühelose Destabilisierung aller Mitglieder der Opposition. Alle hatten Rollschuhe angeschnallt und waren gepanzert und ausgerüstet. Ich glaube, Mister Dryden hatte das Konzept einem alten Film entnommen, den er einmal gesehen hatte, höchstwahrscheinlich während er total bekifft gewesen war. Auf das Pfeifsignal legten sie sich ins Zeug und sausten aufeinander los.
Als erster wurde der Marketingdirektor von Satcom in die Schranken gewiesen. Der Vizepräsident unserer Werbeabteilung demonstrierte einen Aspekt des Problems, und der Direktor flog kreiselnd über den Boden. Nachdem er zu Boden gegangen war, brachte eine unserer Vollstreckerinnen die Sache mit ihrer Machete auf den Punkt und setzte ihn außer Gefecht. Die Debatte ging weiter. Eine Konferenz wie diese brachte den Adrenalinspiegel rasch in die Höhe. Im Durchschnitt dauerte es vier Minuten, bis die Mannschaften zu Übereinstimmung gelangten; dann traten, wenn nötig, die Proxies auf. Diese Verhandlung gestaltete sich schwierig und hatte sechs Minuten gedauert, als wir in Führung gingen.
»Ah, Scheiße«, sagte Avalon und entwand sich meinem Arm. »Gottsverdammich.«
Satcoms Proxie rollte herein.
»Die Schnallen zu, schnell«, sagte Avalon. »Wenn ich mich nicht beeile, wird sie noch alle umbringen.«
Die neue Spielerin war auf ihren Rollschuhen größer als einsachtzig. Ihr Körperschutz bestand aus einem schwarzen Kettenhemd über einem Brustharnisch. Lange schwarze Lederbeinlinge reichten über die Schenkel hinauf; ihre Ellbogen- und Knieschützer waren mit scharfen Stacheln versehen. Zwischen Nabel und Oberschenkeln war sie nackt. Sie war bewaffnet mit einer langen Kriegskeule und einer Streitaxt. Auch ihr Sturzhelm war schwarz, mit spitzen Hörnern, die dem Scheitel entwuchsen; das Visier war eine groteske Gesichtsmaske mit Augenschlitzen.
»Du kennt sie?« fragte ich.
»Ja.«
»Wer ist es?«
»Die Verrückte Lola. Wir sind im selben Block aufgewachsen. Sie ist eine verdammte Psychopathin.«
»Woher weißt du, daß sie es ist?«
»Ich sehe es an ihrem Haar.«
Das Schamhaar der Verrückten Lola war blutrot gefärbt und herzförmig rasiert.
»Alles zur Ablenkung.«
Avalon nahm ihren Baseballschläger in die Hand und lockerte die Kette um ihre Mitte, so daß sie sie schneller losmachen konnte; ich hatte ihr diesen Kniff beigebracht.
»Ich schieß los.«
»Hals- und Beinbruch«, erwiderte ich.
Die Verrückte Lola war noch nicht zwanzig Sekunden auf der Bildfläche, als sie schon unseren Verkaufsdirektor mit der Keule niedergestreckt hatte. Unser letzter regulärer Spieler, der Vizepräsident unserer Marktforschung, setzte den letzten Gegenspieler
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