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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hatte ich tatsächlich schon vorher einmal gesehen, aber mir fiel deren Name nicht ein. Es handelte sich um einen gutaussehenden jungen Burschen von mittlerer Größe und drahtiger Statur. Das einzig Ungewöhnliche an ihm war seine merkwürdig graugrüne Gesichtsfarbe.
    Er begrüßte uns mit Namen und fügte zögernd hinzu: »Wir haben uns im letzten Jahr in Kairo kennengelernt. Mein Name ist Quibell.«
    »Natürlich«, sagte ich. »Möchten Sie sich nicht zu uns gesellen, Mr. Quibell? Ich kann Ihnen zwar nur hartgekochte Eier und kalten Toast anbieten …«
    »Nein, danke.« Quibell schüttelte sich, und seine grünliche Gesichtsfarbe verstärkte sich noch. »Sie müssen entschuldigen, daß ich hier einfach so hereinplatze und Sie störe …«
    »Es ist uns ein Vergnügen«, sagte Emerson. »Ich dachte, Sie arbeiteten dieses Jahr mit Petrie zusammen.«
    »Das tue ich.«
    »Aber Petrie ist in Theben.«
    »Er fing in Sakkara an und hat einige von uns dort zurückgelassen, um die Aufzeichnungen hinsichtlich der Privatgräber zu vervollständigen«, erklärte Quibell. »Als wir erfuhren, daß Sie sich in Dahschur befinden, habe ich mir erlaubt, Sie aufzusuchen und Sie um einen Gefallen zu bitten. Ich kenne Mrs. Emersons Reputation als Ärztin …«
    »Ha«, sagte Emerson.
    »Wie bitte, Professor?«
    »Ach, nichts«, sagte Emerson.
    »Oh. Ich dachte, Sie hätten gesagt … Nun, um es kurz zu machen, wir leiden alle unter den derzeitigen Wetterbedingungen, und ich dachte, daß mir Mrs. Emerson vielleicht etwas Medizin mitgeben könnte. Was wir brauchen, ist, glaube ich, Gelbwurz.«
    »Brechwurz«, korrigierte ich ihn.
    »Oh. Ja … natürlich. Danke, Mrs. Emerson.«
    »Welche Beschwerden haben Sie denn?« fragte Emerson. Die wahre Ursache schien ihm wie ein plötzlicher Geistesblitz einzuleuchten.
    »Das ist doch ganz augenscheinlich«, sagte ich. »Mr. Quibells Widerwille gegen Nahrungsaufnahme und seine merkwürdige Gesichtsfarbe lassen darauf schließen, daß sein Verdauungstrakt in Mitleidenschaft gezogen ist.«
    »Lebensmittelvergiftung.« Emerson kicherte schadenfroh. »Stimmt doch, Quibell, oder? Petries Leute kommen immer mit Lebensmittelvergiftungen zu uns. Er macht eine Konserve auf, ißt die Hälfte davon, läßt sie dann geöffnet in irgendwelchen stickigen Gräbern herumstehen und erwartet auch noch, daß seine Mitarbeiter den Rest aufessen … Hahaha!«
    »Also wirklich, Emerson«, entfuhr es mir ungnädig. »Du solltest dich schämen. Der arme Mr. Quibell steht vor uns und ist erbsengrün vor Übelkeit …«
    »Erbsen«, kicherte Emerson. »Genau, ich weiß, daß Petrie Dosenerbsen besonders liebt. Sehr gut, Peabody.«
    Quibell wollte seinen Chef loyal verteidigen. »Professor Petrie trifft keine Schuld. Sie wissen, daß er mit begrenzten Mitteln wirtschaften muß, und er selbst hat nie die geringsten Probleme …«
    »Nein, der Mann hat die Verdauung eines Kamels«, stimmte ihm Emerson zu, während er versuchte, seine Fassung wiederzuerlangen. »Ich bitte Sie um Entschuldigung, Quibell, meine Heiterkeit war wirklich fehl am Platze. Aber Petries Verschrobenheiten sind für einen einfachen, geradlinigen Menschen wie mich stets eine Quelle großer Erheiterung.«
    Quibells aufgerissene Augen blickten von Emerson, der ohne Kopfbedeckung in der glühenden Sonne stand, zu mir und dann zu Ramses, der der Katze Bastet gerade ihren täglichen Unterricht erteilte. »Geh bitte bei Fuß«, sagte er, und die Katze streifte prompt neben ihm her.
    Doch trotz all seiner rauhen Manieren besitzt Emerson, wie ich bereits erwähnte, ein sehr weiches Herz. Nachdem Selim die Flasche mit dem Brechwurz und einige andere von mir als nützlich erachtete Dinge geholt hatte, erklärte Emerson Quibell, daß er uns jederzeit aufsuchen könne, und bestand darauf, ihm für den Rückweg einen Esel und eine Begleitperson zur Verfügung zu stellen. »Petrie macht sich nicht bange vor einer zehn Kilometer langen Strecke«, sagte er und klopfte dem jungen Mann zur Bekräftigung so mitfühlend auf den Rücken, daß dieser stolperte. »Ich natürlich auch nicht. Gehört zu meinem Tagespensum. Aber in Ihrem geschwächten Zustand … Sind Sie sicher, daß Sie nicht doch lieber etwas ausruhen wollen, bevor Sie sich auf den Rückweg machen? Mrs. Emerson würde Sie sicherlich gern verarzten.«
    »Danke, Professor, aber ich muß umgehend zurück. Ich bin nicht der einzig Leidtragende, auch die anderen warten auf eine Linderung ihrer

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