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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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rasch, wie ich ihn zubereitete. Hastig leerte er seine dritte Tasse Tee und sprang vom Stuhl auf. »Ich will ja nicht kritisieren, Peabody, aber du brauchst verdammt viel Zeit für das Frühstück. Wie du weißt, liegt viel Arbeit vor uns.«
    Auf Emersons Bitte hin hatte Abdullah bereits die erforderliche Anzahl von Arbeitern angeheuert. Emerson haßt diese Aufgabe, so wie er alle Tätigkeiten verabscheut, die ihn von der eigentlichen Grabungsarbeit abhalten. Als wir die Hoftore öffneten, fanden wir eine stattliche Gruppe von Männern vor, die geduldig auf dem Boden hockten. Einige davon hatten bereits im Jahr zuvor in Mazghunah für uns gearbeitet. Ihre dunkelblauen Umhänge und Turbane – Merkmal der koptischen oder christlichen Ägypter – standen im scharfen Kontrast zu den blasseren, blauweiß gestreiften muslimischen Gewändern. Die Menge der Erwachsenen war von Kindern umringt, die in ihrem jugendlichen Übermut spielten und lachten.
    Während Emerson die von Abdullah ausgewählten Männer begrüßte und begutachtete, baute ich meine medizinische Ausstattung auf einem Klapptisch auf und wandte mich den Kranken zu, die mein Kommen bereits erwartet hatten, verabreichte ihnen Kupfersulfat für die allgegenwärtigen Augenentzündungen und Brechwurz gegen Magen-Darm-Beschwerden. Emerson hatte seine Geschäfte bereits vor mir erledigt und stapfte vor mir auf und ab, bis ich fertig war, ohne sich allerdings über die Verzögerung zu beklagen. Denn unter seiner rauhen Schale verbirgt Emerson das weichste Herz auf der ganzen Welt, und die Schicksale unglückseliger Geschöpfe berühren ihn tief. In dem Augenblick jedoch, als ich den letzten Patienten entlassen hatte, ergriff er rasch meine Hand, machte sich in Richtung der Ausgrabungsstätte auf und hieß die Männer uns folgen.
    »Vermittelt einem das Gefühl, ein General zu sein, nicht wahr, Peabody?« sagte er blendender Laune.
    Ich blickte auf die zerlumpte Menge, die hinter uns herschlenderte. »Eher wie ein Anführer eines irrsinnigen Kreuzzuges. Wo ist Nemo?«
    »Ramses immer dicht auf den Fersen.« Emerson grinste. »Ich schätze, es wird dem Jungen diesmal nicht so leicht fallen, ihm zu entwischen oder ihn in die Irre zu führen, wie ihm das bei Selim gelungen ist. Ich freue mich schon darauf, eine Menge sinnvoller Arbeit in dieser Saison bewerkstelligen zu können, Peabody. Ohne Unterbrechung, Peabody!«
    Ich wußte, daß der arme liebe Mann sich da etwas vormachte, aber ich äußerte meine Zweifel nicht laut. An einem Morgen wie diesem fiel es schwer, an Mord, Entführung oder irgendwelche Anschläge zu denken. Die Luft war rein und klar, und die unangetastete Natur stärkte die Sinne. Die Geräusche klangen bis in weite Ferne, das Blickfeld schien erweitert und die Haut reagierte auf die leichteste Berührung. In tiefen Zügen inhalierte ich die frische Luft, und obgleich Emerson zügigen Schrittes voraneilte, bereitete es mir keine Schwierigkeiten, ihm zu folgen.
    Unser Marsch wurde von dem melodischen Geklapper der an meinem Gürtel baumelnden Gerätschaften untermalt, die ich allesamt für unentbehrlich bei einer Ausgrabung halte. Darunter befanden sich Streichhölzer in einer wasserdichten Schachtel, kleine Flaschen mit Wasser und Brandy, Schreibutensilien, ein Taschenmesser und so fort. Emerson war nicht begeistert davon, daß ich diese Dinge mit mir herumtrug, da er sich darüber beklagte, daß ihre scharfen Kanten und Ecken ein Hindernis für die von ihm so geschätzten impulsiven Umarmungen darstellten. Allerdings hatte meine Chatelaine, wie ich diesen Notfallgürtel scherzhaft bezeichnete, mindestens einmal wesentlich dazu beigetragen, uns das Leben zu retten. Emerson hatte daraufhin seine Meinung zwar nicht geändert, aber wenigstens behielt er sie jetzt für sich.
    Seit meiner ersten ägyptischen Grabungssaison, während der ich mir manchmal unbequem, um nicht zu sagen gefährlich verpackt in die absurden Auswüchse modisch korrekter Damengarderobe vorkam, hatte ich ununterbrochen daran gearbeitet, meine Arbeitsbekleidung zu gestalten und zu verbessern. Auch wenn ich von den Pariser Modeschöpfern keinen Dank für meine Innovationen erhalten habe, bin ich davon überzeugt, daß meine kühnen Ideen ihren Eindruck bei Persönlichkeiten wie Worth und Lanvin hinterlassen haben. Erst im vergangenen Jahr war ich auf eine als Fahrradkostüm bezeichnete Ausstattung gestoßen, die viele meiner Entwürfe in sich vereinigte und die in Paris als letzter

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