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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Beschwerden.«
    »Bin ich recht informiert, daß Petrie in dieser Saison von einer jungen Dame begleitet wird?« fragte ich.
    Ein rosiger Schimmer glitt über Mr. Quibells Wangen. Diese Röte ergab in Verbindung mit seiner ursprünglich grünlichen Gesichtsfarbe eine bemerkenswerte Mischung – einen fleckigen Rotgrauton. »Tatsächlich handelt es sich um drei Damen«, erklärte er. »Meine Schwester und – äh – zwei weitere. Wegen ihr bin ich … in erster Linie hierhergekommen.«
    In Begleitung eines unserer Männer verließ uns Quibell wieder. Er sah wirklich krank aus, und nachdem er außer Sichtweite war, sagte ich zu Emerson: »Vielleicht sollte ich nach Sakkara aufbrechen. Wenn ich daran denke, daß die jungen Damen erkrankt und völlig auf sich gestellt sind …«
    »Sei doch nicht immer so übereifrig, Amelia«, mahnte mich mein geliebter Ehemann.
     
    Oberflächlich betrachtet war Mr. Quibells Besuch tatsächlich einer jener Zufälle, die Menschen in unserer Situation häufig ereilen. Allerdings hatte er Konsequenzen dramatischsten Ausmaßes, und Quibell selbst wäre als nichtsahnender Auslöser verschiedener Ereignisse über das Folgende sicherlich ebenso überrascht gewesen wie wir.
    Die bereits angedeuteten Konsequenzen stellten sich erst am Spätnachmittag ein. Wir hatten unsere Ausgrabungsarbeiten für diesen Tag beendet. Emerson war entschlossener denn je, daß er und ich unser Nachtlager in der Nähe der Pyramide aufschlagen sollten. Seine Argumente klangen überzeugend, und ich war mit ihm nach der Teezeit ins Ausgrabungsgebiet zurückgekehrt, um mir die von ihm entdeckte Felsmulde einmal genauer anzusehen.
    In Oberägypten, wo der Fluß den Sandstein der Hochebene zu einer breiten Senke ausgewaschen hat, befinden sich viele Grabstätten in den Felsen. Anständig gesäubert sind die leeren Kammern angenehme Unterkünfte. Ich spreche selbstverständlich von den oberen Kammern der Grabstätten, die als Begräbnistempel dienten. Denn die eigentlichen Grabkammern befanden sich tief in den Felsen und manchmal am Fuße unzugänglicher Stollen. Hier im Norden hatten die meisten Gräber die Beschaffenheit von Mastaben, benannt nach den flachen Stein- oder Lehmhügeln, denen ihre äußere Struktur ähnelte. Wenn diese äußere Struktur erhalten geblieben war, konnten sie in nette Wohnquartiere umfunktioniert werden, doch bislang hatten wir noch nichts dergleichen entdeckt. Die Mulde, die Emerson aufgefallen war, war nichts weiter als ein dreckiges Loch im Boden.
    Trotzdem genoß ich es, mit Emerson Hand in Hand durch die ebene Landschaft zu streifen. Meine gute Laune wurde nur leicht getrübt, als Emerson weiterhin darauf beharrte, daß wir lediglich ein Stück Segeltuch brauchten, um es über sein gottverdammtes Loch zu spannen. Wir brauchten zumindest Zelte, und auf deren Erwerb bestand ich. Wenn die erforderlichen Utensilien nicht in Menjat Dahschur aufzutreiben waren, dann würde ich einfach einen kurzen Ausflug nach Kairo unternehmen.
    Um eine bessere Aussicht auf die Landschaft zu erhalten und vielleicht in den länger werdenden Schatten irgend etwas zu erkennen, was im gleißenden Sonnenlicht nicht sichtbar gewesen war, hatten wir eine Erhebung erklommen. Wie immer wurde mein Blick vom Westen angezogen, wo sich die Pyramidengipfel bronzefarbig gegen den Sonnenuntergang abzeichneten. Alles war reglos in dieser weiten, leeren Ebene, und außer unseren Stimmen, die während unserer Diskussion über die Zelte ziemlich lautstark geworden waren, hörte man keinen Laut. Als wir unser Gespräch unterbrachen, geschah dies nicht, weil wir uns geeinigt hatten, sondern weil jeder von uns erkannt hatte, daß wir nie zu einer Übereinstimmung finden würden. Die eingetretene Stille war so kraß, daß wir überrascht aufschraken, als sie vom Klang einer menschlichen Stimme durchbrochen wurde.
    Gleichzeitig drehten wir uns um und erblickten auf der ebenen Fläche unterhalb von uns die Gestalt einer reglos dastehenden Frau. Die graublaue Dämmerung verhüllte ihre Gesichtszüge, und für einen verwirrenden Augenblick hatte ich das Gefühl, meine eigene Erscheinung in einem blinden Spiegel zu betrachten. Ihre offene, dunkle Haarpracht war von der gleichen Farbe wie die meine; die hohen Stiefel sowie der komplette untere Teil ihrer Garderobe entsprachen meinem Kleidungsstil; genau wie ihre Figur, die, um die Taille herum zwar fest gegürtet, aber nach oben und unten ausladend üppig wurde, das Ebenbild meiner

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