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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Schrei galt. Ich hatte deshalb verschiedene Versionen dieses Kostüms für mich schneidern lassen, allerdings nicht in der unpraktischen braunen Samtausführung, sondern in Leinen und leichtem Flanell. Die dunkleren Farben, die in England und Europa geeigneter sind und zu den natürlichen Tönen des widerlichen französischen Schmutzes und der fruchtbaren englischen Erde passen, sind in Ägypten unangemessen, weshalb ich hellere Farben wählte, auf denen Sand und Staub nicht so sehr auffielen. Zu Ehren unseres ersten Arbeitstages hatte ich die schicksten Teile dieser Kollektion ausgewählt. Die weite türkische Pluderhose, die an den Knien schmaler wurde, war so ausladend, daß sie, wenn ich bewegungslos dastand, eher wie ein Rock wirkte. Kräftige Stiefel und Gamaschen vervollständigten den unteren Teil meiner Garderobe. Eine kurze Jacke wurde über einer weißen Bluse mit Kragen und Krawatte zweireihig geknöpft, und ein breiter Ledergürtel, der mit den zuvor erwähnten Gerätschaften bestückt war (und natürlich auch mit einer Pistole im passenden Lederhalfter), sorgte für den Sitz der Hose. Der Stoff hatte die Farbe leuchtenden Scharlachrots – Emersons Lieblingsfarbe. Auch wenn sie manch einer als zu aufdringlich für eine archäologische Expedition empfunden hätte, fand ich, daß sie dem Ganzen eine freundliche Note gab.
    Mein persönliches Erscheinungsbild war mir zwar niemals übermäßig wichtig, doch ich gebe offen zu, daß es meine Laune hebt, wenn ich weiß, daß ich hervorragend aussehe. Daran ist meiner Meinung nach auch nichts Verwerfliches, beweist es doch ein gesundes Selbstverständnis, ohne das kein Mensch, egal ob Mann oder Frau, Überragendes leisten kann. An diesem Morgen war ich mir sicher, daß ich wirklich blendend aussah. Dazu noch die überwältigende Anziehungskraft der Pyramiden, die blaßgolden im Morgenlicht schimmerten, und die Gegenwart des Mannes an meiner Seite, der mich mit liebevoller Inbrunst hinter sich herzog, und ich wußte, daß es auf der ganzen Welt keine Frau gab, die glücklicher war als ich.
    Mir war klar, daß ich an diesem Tag noch nicht ins Innere der Pyramide vordringen konnte. Emerson hatte entschieden, mit den Überresten der Baustrukturen zu beginnen, die sich rings um das Hauptmonument befanden.
    Diese waren, um mich einmal so auszudrücken, im Überfluß vorhanden. In nördlicher Richtung befand sich ein verfallener Steinhaufen, der, obgleich wesentlich kleiner, auch einmal ein Grab von der gleichen Bauweise dargestellt hatte. Wir rechneten ebenfalls damit, nahe der Pyramide die Überreste des Begräbnistempels zu finden. Von diesem Monument hatte ein langer überdachter Damm durch die Wüste bis zu den Ausläufern des Kulturlandes geführt. Außerdem waren rings um das Königsgrab Hofstaat und Familienmitglieder beerdigt, genau wie die Menschen des christlichen Zeitalters dafür gesorgt hatten, daß sich ihre Gräber nahe der Grabstätte eines Heiligen befanden, vermutlich in der Hoffnung, daß die Heiligkeit des prominenten Leichnams auf die weniger Gläubigen abstrahlte. Der Aberglaube ist nämlich eine allgemein verbreitete menschliche Schwäche und nicht nur auf heidnische Völker beschränkt.
    Emerson blieb auf einem Hügel stehen, hielt schützend eine Hand über seine Augen und ließ seinen Blick über die Landschaft schweifen. Der Wind zerzauste sein dunkles Haar und wehte den Stoff seines Hemdes gegen seinen muskulösen Brustkorb. Als ich ihn beobachtete, durchfuhr mich (instinktiv) ein wohliger Schauer.
    »Nun, Peabody, womit fangen wir an?« fragte er.
    »Ich bin sicher, daß du das längst entschieden hast«, erwiderte ich. »Wir haben die Sache endlos diskutiert, ohne eine Einigung zu erzielen, und ich weiß, daß du deinen Plan konsequent durchführen wirst, ganz egal, was ich davon halte.«
    »Peabody, ich habe dir schon bei unzähligen Gelegenheiten meine Gründe genannt, warum ich mir die kleine Nebenpyramide erst später anschauen will. Aufgrund deiner außerordentlichen Begeisterungsfähigkeit weiß ich, daß eine kleine Pyramide immer noch besser als gar keine Pyramide ist, aber ich glaube, wir sollten die privaten Grabstätten und den Tempel suchen.«
    Noch ehe ich antworten konnte, vermeldete eine hohe, eindringliche Stimme: »Wenn es mir gestattet ist, meine Einschätzung in dieser Sache vorzubringen, würde ich vorschlagen, daß wir mit dem Damm beginnen. Diese Linie, die sich durch die Wüste zieht und aufgrund ihrer leichten

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