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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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selbst. Zwar hatte ich Verständnis für seine Gefühle, aber die Pflicht zwang mich, ihn zu tadeln.
    »Du vergißt dich, Emerson«, bemerkte ich und wies auf unsere Begleiter.
    Sie standen nebeneinander da und betrachteten mich besorgt. Ich muß sagen, daß die beiden ein komisches Gespann abgaben. Viele Bewohner des Niltals sind ungewöhnlich hochgewachsen, und Kemit, unser einziger verbleibender Diener, maß fast einen Meter neunzig. Er trug einen Turban und ein weites Gewand aus blauweiß gestreifter Baumwolle. Mit seinen ebenmäßigen, bronzefarbenen Gesichtszügen ähnelte er sehr seinem Freund, nur daß dieser weniger als einen Meter zwanzig groß war. Außerdem war er mein Sohn, Walter Peabody Emerson, auch als »Ramses« bekannt. Und eigentlich hätte er gar nicht hier sein dürfen.
    Emerson brach mitten in seiner Schimpfkanonade ab, obgleich er an dieser Anstrengung fast erstickte. Da er jedoch immer noch ein Ventil für seine brodelnden Gefühle brauchte, ließ er sie an mir aus.
    »Wer hat diese verfl… verflixten Kamele ausgesucht?«
    »Das weißt du ganz genau«, antwortete ich. »Ich suche stets die Tiere für unsere Expeditionen aus und kümmere mich auch um ihre Gesundheit. Die Leute hier behandeln ihre Esel und Kamele so schlecht …«
    »Erspare mir deine Vorträge über Veterinärmedizin und Tierliebe!« brüllte Emerson. »Ich wußte es … Ich wußte, die Wahnvorstellung, du verfügtest über medizinische Kenntnisse, würde uns eines Tages ins Unglück stürzen. Du hast diesen verd … vermaledeiten Tieren Medizin verabreicht; was hast du ihnen gegeben?«
    »Emerson! Beschuldigst du mich allen Ernstes, ich hätte die Kamele vergiftet?« Nur mit Mühe konnte ich meine Entrüstung über diesen ungeheuerlichen Vorwurf hinunterschlucken. »Ich glaube, jetzt bist du vollkommen übergeschnappt.«
    »Auch wenn dem so sein sollte, habe ich im Moment wohl allen Grund dazu«, erwiderte Emerson in etwas gemäßigterem Ton. Er rückte näher an mich heran. »Unsere Lage ist so verzweifelt, daß selbst ein ausgeglichener Mensch wie ich die Fassung verlieren kann. Äh … ich bitte dich um Verzeihung, meine liebe Peabody. Weine nicht.«
    Emerson nennt mich nur Amelia, wenn er böse auf mich ist. Peabody ist mein Mädchenname; und so sprach mich Emerson in seinen kümmerlichen Versuchen, sarkastisch zu sein, während der ersten Zeit unserer Bekanntschaft an. Inzwischen mit liebevollen Erinnerungen verknüpft, ist diese Anrede mittlerweile zu meinem Kosenamen geworden, der – wenn man so sagen will – Zuneigung und Respekt ausdrücken soll.
    Ich ließ das Taschentuch sinken, das ich mir an die Augen gehalten hatte, und lächelte ihn an. »Ich habe nur Sand ins Auge bekommen, Emerson. Nie wirst du erleben, daß ich hilflos in Tränen ausbreche, wenn Entschlußkraft gefordert ist. Und das weißt du ganz genau.«
    »Hmmm«, brummte Emerson.
    »Wie dem auch sei, Mama«, mischte sich Ramses ein. »Papa hat etwas Bedenkenswertes angesprochen. Anzunehmen, daß alle Kamele plötzlich und ohne Krankheitssymptome innerhalb von achtundvierzig Stunden sterben, hieße, den Zufall überzustrapazieren.«
    »Du kannst dir sicher sein, Ramses, daß mir dieser Gedanke auch schon gekommen ist. Sei jetzt bitte so gut und hole Papas Hut zurück. Nein, Emerson, ich weiß, wie sehr du Hüte verabscheust, aber ich bestehe darauf, daß du ihn aufsetzt. Es würde uns gerade noch fehlen, wenn du zu allem Überfluß einen Sonnenstich bekommst.«
    Emerson antwortete nicht. Er blickte der kleinen Gestalt seines Sohnes nach, der gehorsam dem Sonnenhut nachtrottete. Sein Gesichtsausdruck war so wehmütig, daß sich mein Blick verschleierte. Es war nicht die Angst um sein eigenes Leben, die meinem Gatten zu schaffen machte, es war nicht einmal die Sorge um mich. Gemeinsam hatten wir nicht nur eine, sondern unzählige Begegnungen mit dem Tod heil überstanden. Emerson wußte, er konnte darauf vertrauen, daß ich dem finsteren Gesellen mutig und lächelnd gegenübertreten würde. Nein, der Gedanke an das Schicksal, das Ramses bevorstand, ließ seine Augen feucht werden. Bewegt gelobte ich mir, Emerson nicht daran zu erinnern, daß sein Sohn und Erbe nun durch die Schuld des eigenen Vaters mit einem langsamen, qualvollen und schmerzlichen Tod durch Verdursten zu rechnen hatte.
    »Wie dem auch sei, wir haben schon Schlimmes erlebt«, sagte ich. »Wenigstens wir drei, und ich nehme an, Kemit, daß auch Ihnen Gefahren nicht fremd sind. Haben Sie

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