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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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diesen Winter lieber bei ihr zu verbringen. Seine Vettern und Cousinen stellten einen weiteren Anreiz dar, denn Ramses mochte sie sehr, obwohl ich nicht sicher bin, inwieweit sie diese Gefühle erwiderten.
    An jenem Tag war ich mit weniger Sorge als sonst, wenn ich Ramses zu Hause zurückließ, nach London gefahren, schließlich regnete es wie aus Kannen, und ich ging davon aus, Evelyn würde den Kindern verbieten, nach draußen zu gehen. Ich hatte Ramses jegliches chemische Experiment strengstens untersagt, ebenso die Fortführung seiner Ausgrabungen im Weinkeller und das Messerwerfen im Haus. Weiterhin war es ihm nicht gestattet, der kleinen Amelia seine mumifizierten Mäuse vorzuführen oder seinen Vettern und Cousinen irgendwelche arabischen Lieder beizubringen. Außerdem gab es da noch eine Reihe anderer Dinge. Ich habe sie inzwischen vergessen, doch ich war mir einigermaßen sicher, daß ich an alles gedacht hatte. Deshalb konnte ich in aller Seelenruhe meinen Erledigungen nachgehen, obwohl es um mein körperliches Wohlbefinden nicht sehr gut bestellt war. Der Kohlenruß, der über London wabert, hatte sich mit dem Regen zu einer schwärzlichen Schmiere vermischt, die sich klebrig auf Kleider und Haut legte. Auf den Straßen stand knöcheltief der Schlamm. Als ich am späten Nachmittag aus dem Zug stieg, war ich froh, daß die Kutsche schon wartete. Zwar hatte ich die meisten meiner Einkäufe liefern lassen, aber ich war trotzdem mit Paketen beladen, den Rock bis zum Knie durchnäßt.
    Die Lichter von Amarna House schienen mir warm und einladend durch die Abenddämmerung entgegen. Wie sehr freute ich mich auf ein Wiedersehen mit all jenen, die ich am meisten liebte. Nicht zu verachten waren auch einige weitere zwar geringere, doch trotzdem angenehme Freuden – ein heißes Bad, trockene Kleider und eine Tasse des Getränks, das einen zwar anregt, aber nicht berauscht. Als die Kälte aus feuchten Schuhen und klammen Röcken an mir emporstieg, entschloß ich mich, statt dessen lieber doch zu einem berauschenden Getränk zu greifen – das besagte Wirkung jedoch nur hat, wenn man es in unmäßigen Mengen zu sich nimmt, was ich ohnehin niemals tue. Gegen eine Erkältung gibt es nichts besseres als einen ordentlichen Whisky Soda.
    Gargery, unser ausgezeichneter Butler, hatte schon nach der Kutsche Ausschau gehalten. Während er mir aus dem nassen Mantel half, sagte er fürsorglich: »Darf ich mir den Vorschlag erlauben, Madam, daß Sie etwas als Vorbeugung gegen eine Erkältung zu sich nehmen sollten? Wenn Sie wollen, schicke ich einen der Diener sofort damit hinauf.«
    »Eine famose Idee, Gargery«, antwortete ich. »Ich danke Ihnen.«
    Beinahe hatte ich mein Zimmer erreicht, als ich bemerkte, daß es im Haus unnatürlich still war. Keine Stimmen erhoben sich in angeregter Debatte aus dem Arbeitszimmer meines Gatten, kein Kinderlachen, kein …
    »Rose!« rief ich und riß Tür auf. »Rose, wo … ach, da sind Sie ja.«
    »Ihr Bad ist fertig, Madam«, sagte Rose aus der offenen Badezimmertür, wo sie, von Dampf umwallt, dastand wie ein wohlwollender Geist. Sie sah ein wenig erhitzt aus, aber die hübsche Rötung ihrer Wangen rührte sicherlich vom heißen Badewasser her.
    »Danke, Rose, ich wollte gerade fragen …«
    »Ziehen Sie das scharlachrote Nachmittagskleid an, Madam?«
    Sie eilte zu mir hin und begann, an meinen Kleiderknöpfen herumzuzerren.
    »Ja. Aber wo … Meine liebe Rose. Sie schütteln mich ja wie ein Terrier eine Ratte. Ein bißchen weniger heftig, wenn ich bitten darf.«
    »Ja, Madam. Aber Ihr Badewasser wird gleich kalt.« Nachdem sie mich von meinem Kleid befreit hatte, machte sie sich an die Unterröcke.
    »Nun gut, Rose. Was hat Ramses jetzt wieder angestellt?«
    Es dauerte eine Weile, bis ich ihr die Wahrheit entlockt hatte. Rose hat keine Kinder, woraus sich zweifellos ihre eigenartige Liebe zu Ramses erklärt, den sie seit seiner Geburt kennt. Es ist richtig, daß er sie mit Geschenken überhäuft – Sträußen aus meinen preisgekrönten Rosen oder stacheligen Wildblumen, kleinen Pelztierchen und geschmacklosen Handschuhen, Schals und Handtaschen, die er selbst aussucht und mit seinem Taschengeld bezahlt. Doch selbst, wenn seine Geschenke passend waren, was sie meistens nicht sind, können sie die Stunden nicht aufwiegen, die Rose damit verbringt, hinter ihm herzuputzen. Ich habe schon vor langer Zeit aufgegeben, diese irrationale Ader in einer sonst so vernünftigen Frau verstehen zu

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