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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Kerle in eine Kutsche verfrachtet haben, und das war es, bis ich wieder aufwachte, und zwar – wie es den Anschein hatte – in einem Luxushotel. Schlafzimmer, Bad, ein phantastisches Wohnzimmer mit Sesseln und Bücherregalen. Nur daß es keine Türklinken gab.«
    Man habe ihn mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt, versicherte er uns. Das Essen sei von einem hervorragenden Koch zubereitet worden und wurde von Dienern serviert, die alles für ihn taten, außer seine Fragen zu beantworten.
    »Ich fragte mich allmählich schon, ob ich den Rest meines Lebens dort verbringen müßte«, gab Cyrus zu. »Wie gewöhnlich ging ich letzte Nacht zu Bett – wenigstens glaube ich, es war letzte Nacht –, und auch wenn Sie mir das nicht abnehmen: Heute morgen wachte ich in einem Abteil erster Klasse zum Zug von Kairo nach Luxor auf. Ich veranstaltete einen Aufruhr, wie Sie sich denken können. Der Schaffner grinste nur anzüglich und meinte, ich wäre ein wenig angesäuselt gewesen, als mich meine Freunde in den Zug setzten. Sie hätten ihm meine Fahrkarte ausgehändigt, direkt nach Luxor, also wäre alles in Ordnung. Kinder, ich war ziemlich benommen, sage ich Euch, aber ich habe mir überlegt, daß ich genausogut hierher kommen und dann herausfinden könnte, was vorgefallen ist. Ich habe den Eindruck, daß Sie mich aufklären können.«
    »Den Eindruck habe ich auch«, sagte Emerson und warf mir einen Blick zu.
    Mir hatte es die Sprache verschlagen. Sichtlich erfreut, daß er statt meiner Bericht erstatten durfte, begann Emerson mit seiner Erzählung. Cyrus und ich sagten kein Wort, ja wir wagten kaum zu atmen, bis er zu Ende gesprochen hatte.
    »Das darf doch nicht wahr sein!« keuchte Cyrus. »Ich sage Ihnen ganz ehrlich, Emerson, wenn mir ein anderer als Sie so ein Märchen auftischen würde, ich würde ihm kein Wort davon abnehmen. Ich kann es trotzdem nicht glauben. Wie konnte Sie jemand so zum Narren halten, daß Sie glaubten, er sei ich? Sie kennen mich doch schon seit Jahren!«
    Ich hatte mir Cyrus’ hageres, faltiges Gesicht genau angesehen. Die Jahre waren an meinem alten Freund nicht so spurlos vorübergegangen, wie ich geglaubt hatte. Ich hätte erkennen müssen, daß dieser straffe, hochgewachsene, aber nicht wesentlich größere Körper und dieses bemerkenswert jugendliche Gesicht nicht Cyrus gehörten. Auch der Spitzbart war nicht echt gewesen! Wie erleichtert mußte Sethos gewesen sein, als er ihn abnehmen konnte.
    Natürlich formulierte ich es mit mehr Feingefühl. »Wir hatten Sie die ganzen Jahre über nicht gesehen, Cyrus. Er hat Ihre Sprechweise und Ihr Verhalten perfekt nachgeahmt; er ist ein geborener Schauspieler, und er hatte mehrere Tage Zeit, sie heimlich zu studieren, ehe er Kairo verließ. Seine schlagkräftigste Waffe jedoch war psychologischer Natur. Die Menschen sehen, was sie zu sehen erwarten – was man ihnen als wirklich darstellt. Und wenn sie erst einmal von der Richtigkeit ihrer Wahrnehmung überzeugt sind, kann kein Beweis der Welt sie mehr umstimmen.«
    »Laß den psychologischen Hokuspokus, Amelia«, knurrte Emerson. »Vandergelt, ich vermute, Sie haben niemand in Ihrer Mannschaft, der René D’Arcy oder Charles H. Holly heißt?«
    »Mannschaft? Ich habe keine Mannschaft. Hoffman hat mich letztes Jahr verlassen, um für die Ägyptische Forschungsgesellschaft zu arbeiten. In Kairo hatte ich nach einem Assistenten Ausschau gehalten. Es gibt da einen jungen Kerl namens Weigall …«
    »Nein, nein, der taugt nichts!« rief Emerson aus. »Er ist nicht gänzlich unbegabt, aber er neigt dazu …« »Emerson, bitte schweife nicht vom Thema ab«, sagte ich. »Wie Cyrus fällt es mir schwer, das zu glauben. Diese beiden netten jungen Männer waren Untergebene des … des …«
    Emerson versuchte angestrengt, die Worte herauszubekommen, aber es gelang ihm nicht. »… des … des Meister … äh … ja. Wir hätten eigentlich erkennen müssen, daß sie keine Archäologen waren. Hollys Höhenangst war verdächtig, und keiner der beiden verfügte über den Grad an Kenntnissen, den man eigentlich von ihnen hätte erwarten können. Aber heutzutage gibt es nur wenige Archäologen, die etwas taugen. Ich frage mich, wie es mit unserem Berufszweig weitergehen soll, wenn nicht … ja, Peabody, ich weiß, daß ich schon wieder abschweife. Sie waren also … äh … seine Männer, was ich bereits zu vermuten begann, als sie ihn so überstürzt fortschafften. Die Mannschaft des Hausboots und die Wachen

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