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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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entgegnete ich.
    »Wollen Sie den Bergpfad nehmen?« Lächelnd schüttelte Sir Edward den Kopf. »Irgendwann einmal, Mrs. Emerson, wird der Tag kommen, an dem Sie mich nicht mehr überraschen können. Natürlich werde ich Sie begleiten, wenn ich es Ihnen schon nicht ausreden kann.«
    Sein Lächeln war wirklich sehr charmant. Noch ehe ich Sir Edward versichern konnte, daß es mir recht sei, hatte Ramses sich erhoben. »Das ist nicht nötig, Sir«, sagte er steif. »Ich begleite meine Mutter.«
    Da ich unbedingt sofort aufbrechen wollte, unterbrach ich die aufkeimende Debatte. Alle wollten mitkommen, weshalb ich diejenigen aussuchte, die auch sicher mit mir Schritt halten konnten. »Ramses, Nefret und Sir Edward. Den anderen wünsche ich noch einen schönen Abend.«
    Um diese Tageszeit bot sich uns vom oberen Rand der Klippen aus eine prächtige Aussicht, aber wir blieben nicht stehen, um sie zu genießen. Als die Sonne immer tiefer sank, fühlte ich mich zusehends unbehaglicher. Eigentlich hätten wir Emerson bereits begegnet sein müssen, denn er befand sich gewiß schon auf dem Rückweg. Niemals wäre er so lange fortgeblieben, ohne mich davon in Kenntnis zu setzen.
    Anstelle des gut markierten Pfades nach Deir el Bahri schlug ich den nach Norden ein, da er zwar schwerer gangbar war, mir aber kürzer erschien. An manchen Stellen war er für einen Menschen kaum zu überwinden; offenbar hatten Ziegen ihn ausgetreten. Da ich es ziemlich eilig hatte, ließ ich mir von Sir Edward helfen, wenn es schwierig wurde. Ramses und Nefret gingen hinter uns, und zu meinem Bedauern muß ich sagen, daß letztere einige Schimpfwörter von sich gab, während sie Ramses daran hinderte, ihr die Hand zu reichen. Einige dieser Wörter waren arabisch (zweifellos hatte Nefret sie von Ramses gelernt), und Sir Edward konnte nur mit Mühe ein Lächeln unterdrücken. Allerdings war er höflich genug, um so zu tun, als hätte er nichts gehört.
    Ich war vor Aufregung und wegen der körperlichen Anstrengung bereits ziemlich erschöpft, als ich vor mir im rosigen Schein des Sonnenuntergangs eine reglose, massive Gestalt entdeckte. Es war Emerson, der auf einem Felsen saß.
    »Ah«, sagte er, als wir keuchend bei ihm ankamen. »Da bist du, ja, Peabody. Ich dachte mir schon, daß du irgendwann auftauchen wirst, obwohl ich mir – vergeblich – Hoffnungen gemacht habe, du würdest vernünftig genug sein, um mit Vandergelt umzukehren.«
    Der Tadel, der mir schon auf den Lippen lag, aber noch warten mußte, bis ich wieder zu Atem kam, wurde nie ausgesprochen. Nur selten hatte ich Emerson in einem derart zerrauften Zustand gesehen. Seine Hände bluteten, und sein Hemd war buchstäblich in Fetzen gerissen.
    »Verdammt, Emerson, was hast du denn jetzt wieder angestellt?« japste ich.
    »Was für eine Ausdrucksweise, Peabody. Setz dich erst einmal hin und hol Luft.«
    »Entschuldigen Sie, Sir, aber ist es klug hierzubleiben?« fragte Sir Edward. »Wie es aussieht, sind Sie in Schwierigkeiten geraten.«
    »Schwierigkeiten? Davon kann keine Rede sein. Ich habe mich nur ein wenig gestoßen, da ich zu hastig die Leiter hinabgeklettert bin. Leider nicht hastig genug. Sie sind entkommen.«
    »Leiter?« Ich wollte schon aufstehen.
    Emerson legte die Hand auf meine Schulter und hielt mich fest. »Du siehst sie noch früh genug, wenn du nicht vorhast den langen Weg zu nehmen. Soviel zu deinem mysteriösen Geheimgang. Es handelt sich um eine geschickt gebastelte Strickleiter, die wahrscheinlich schon öfter benutzt worden ist – unter anderem dazu, die Nilpferdstatue ins Grab zu bringen.«
    »Aber du hast doch gesagt, es sei überflüssig, den oberen Eingang zu bewachen.«
    »Hm, ja, das ist richtig. Anscheinend habe ich mich geirrt. Ich habe vergessen, die vermaledeite Religion in meine Überlegungen miteinzubeziehen. Während des Ramadan sind sogar unsere Männer abends müde und weniger auf der Hut. Und sobald die Sonne untergeht, fangen sie an zu essen, zu trinken und sich auszuruhen. Das leise Klappern, das entsteht, wenn jemand eine Leiter hinuntersteigt, haben sie deshalb wahrscheinlich entweder überhört oder für natürliche Geräusche gehalten.«
    Ramses kam von der Felskante zurück. »Die Leiter ist ziemlich gut gebaut, findest du nicht, Vater? Die Sprossen sind kaum zu sehen, aber sehr solide, und das Ganze kann blitzschnell heruntergelassen und wieder eingezogen werden.«
    Zu meiner Belustigung wurde Sir Edward, der sich scheinbar durch nichts sonst

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