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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zurück. »Kümmern Sie sich um Miss Marmaduke, Cyrus. Ich komme mit … Evelyn?«
    Sie war schon losgegangen – mit wem, hatte ich nicht gesehen, jedenfalls nicht mit ihrem Mann. »Mit Walter«, schloß ich meinen Satz. »Kann ich mich bei dir unterhaken, lieber Schwager?«
    Das war zwar überflüssig, doch seine niedergeschlagene Miene sagte mir, daß sein männliches Selbstbewußtsein der Aufrichtung bedurfte, und diesen Gefallen wollte ich ihm gern tun. Wir stiegen als letzte die Stufen hinauf, während die schmucklose, einsame Grabkammer hinter uns wieder in der Dunkelheit versank.
    Auf Ramses’ Vorschlag hin – denn er teilt das Interesse seines Vaters für Mumien – besuchten wir danach das Grab des Amenhotep II., das erst im Jahr zuvor entdeckt worden war. Man hatte darin wie im Versteck in Deir el Bahri die sterblichen Überreste von Pharaonen und Königinnen gefunden, die aus Sicherheitsgründen dorthin geschafft worden waren. Die Mumien hatte man vor kurzem ins Kairoer Museum transportiert – abgesehen vom Leichnam des ursprünglichen Grabinhabers. Dieser lag im offenen Sarkophag und zog natürlich sensationslüsterne Touristen an. Es war ein abstoßender Anblick – die verhüllte Gestalt in stiller Würde, einen vertrockneten Kranz auf der Brust, umringt von schnatternden, schwitzenden und glotzenden Gaffern. Ein paar Witzbolde ergingen sich in derben Scherzen, und andere ließen Kerzenwachs auf die Mumie tropfen. Ich sah mich gezwungen, Emerson hinauszubegleiten.
    Wir zogen uns in den Nebenraum zurück, der wohl als der seltsamste Anblick im Tal der Könige gelten muß. Das Grab hatte außer der verhüllten Leiche des Königs noch drei weitere Mumien enthalten. Nackt und namenlos lagen sie noch immer an derselben Stelle, wo man sie gefunden hatte. Zwei von ihnen waren von Grabräubern längst vergangener Zeiten übel zugerichtet worden und sahen ziemlich abstoßend aus, auch wenn sie längst nicht so gespenstisch wirkten wie die Mumie unseres Unbekannten. Die dritte, die einer Frau, besaß noch einen letzten Rest ihrer ehemaligen Schönheit: Langes, dunkles Haar umwallte ihren Kopf.
    Selbstverständlich war Ramses uns zuvorgekommen und beugte sich bereits über die Mumien. Nefret stand neben ihm, und als wir eintraten, hörten wir unseren Sohn eben sagen: »Die Mumifizierungstechnik weist eindeutig auf die Achtzehnte Dynastie hin. Sieh dir einmal den Einschnitt an.«
    Nefret folgte dieser Aufforderung, wobei sich ihr Gesicht der unappetitlichen Mumie näherte. Emerson kicherte. (Die merkwürdigsten Dinge können ihn in gute Laune versetzen.)
    »Es freut mich, wie fleißig ihr beide euch euren Studien widmet«, meinte er. »Bist du schon zu einem Schluß gelangt, Ramses?«
    »Du meinst, bezüglich der Frage, um wen es sich bei diesen Verstorbenen handeln könnte?« Nachdenklich strich Ramses sich übers Kinn. »Wie ich glaube, gibt es Vermutungen, die besagen, die ältere Frau könnte Königin Hatschepsut selbst sein.«
    Mit einem Aufschrei kniete sich Nefret hin und betrachtete die Mumie aus der Nähe. »Sind die beiden kleineren dann etwa ihre Kinder?«
    »Unmöglich festzustellen«, antwortete Ramses. »Vielleicht ist diese Mumie auch nur irgendein anderes weibliches Mitglied des Königshauses aus jener Zeit, dessen Leichnam noch nicht zugeordnet worden ist.«
    Ein lautes » Pardon , Madame « hinter mir ließ mich beiseitetreten. Zwei Touristen kamen herein, gefolgt von Sir Edward, der beim Anblick von Ramses und Nefret, die neben der Mumie kauerten, vielsagend die Augenbraue hochzog.
    »Eine erstaunliche junge Dame«, murmelte er. »Die meisten Manchen würden vor so einem Ding kreischend die Flucht ergreifen.«
    »Die meisten Mädchen sind ja auch dazu erzogen worden, sich albern aufzuführen«, entgegnete ich.
    »Ich bin voll und ganz Ihrer Auffassung, Mrs. Emerson. Im Vergleich zu den Damen, deren Bekanntschaft ich in dieser Saison machen durfte, wird mir jede Durchschnittsengländerin hohl und kindisch vorkommen.«
    Ich nahm dieses Kompliment mit einem Lächeln entgegen.
    Die Touristen waren, wie der werte Leser gewiß schon bemerkt hat, Franzosen. Weiterhin nahm ich an, daß sie sich auf der Hochzeitsreise befanden. (Die beiden waren jung, nach der neuesten Mode gekleidet, und sie klammerte sich an seinen Arm, wie es für Bräute typisch ist.) Auch die prahlerische Art des jungen Mannes und das schrille Kichern, das sie auf seine schalen Witze hin ertönen ließ, deuteten in diese

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